Wo soll der Müll hin?
Awista sucht nach Kriterien für die Standortanalyse
„Sie haben nur einen Standort im Kopf, ich immer noch zwei“, erklärte Landrat Karl Roth im Freizeitheim Hochstadt. Hierher hatte die Gemeinde Weßling ihre Sondersitzung zum Thema Müllumladestation verlegt. Die rund 150 Bürger hätten auch gar nicht in das Rathaus gepasst. Zwischen den Zeilen ließ Roth durchblicken, dass er einem Standortwechsel von Oberbrunn bei Hochstadt zugunsten von „An den Gruben“ in Weßling bei Sankt Gilgen nicht abgeneigt sei. Die notwendigen Grundstücke, die neben den Flächen des Abfallunternehmens Remondis liegen, hat der AWISTA (Abfallwirtschaftsverband Starnberg) bereits erworben. „Wir hätten nicht gekauft, wenn wir hier nicht eine Chance sehen“, versicherte er. Es sind 6,2 Hektar, statt der vier Hektar hinter Hochstadt. Genug Platz, um neue „Geschäftsfelder aufzutun“.
Auf einen Standortvergleich möchte der AWISTA aber nicht verzichten. Am 8. Juli soll ein Projektlenkungskreis über die Kriterien für das Auswahlverfahren entscheiden. Für die Weßlinger stehen die Punkte, die gegen eine Anlage sprechen, längst fest. Es ist einerseits die unverbaute Landschaft, die nicht versiegelt werden soll, aber auch das Grundwasser, das später einmal als Trinkwasser verwendet werden könnte. Um einen neuen Brunnen zu bohren, laufen derzeit bereits Probebohrungen. Ein neuer Brunnen könnte den steigenden Trinkwasserbedarf der Region decken. Auch der Verkehr würde mit einer Müllanlage bei Hochstadt steigen. Michael Sturm (FW) zeigte anhand von Fotos, dass schon heute ein Begegnungsverkehr zwischen Lkw und Auto oder Fußgänger kaum möglich sein.
Verträge mit Remondis laufen aus
Der AWISTA hofft auf ein Ergebnis bis zum Herbst 2019. Denn 2023 laufen die Dienstleistungsverträge mit Remondis aus. Bis dahin möchte der Landkreis eine eigene Umladestation errichtet haben. Der Landkreis möchte nämlich die Müllentsorgung in die eigenen Hände nehmen. Für die Genehmigungen brauche er „die geballte Kraft des Gemeinderats“ - egal ob Gauting oder Weßling. Bis 2034 kann Remondis seine Verträge verlängern. Dann muss das Grundstück zurückgegeben werden. In den nächsten Wochen sollen deswegen Gespräche geführt werden, ob der AWISTA dann auch dieses Grundstück nutzen oder eventuell sogar darauf stehende Anlagen ablösen könnte. Diese Option wäre ein zusätzliches Plus für den Standort „An den Gruben“. Unzufrieden mit einer zweiten Müllentsorgungsanlage zeigte sich Oliver Fiegert von der Bürgerinitiative St. Gilgen. Schließlich gebe es am Ort bereits zwei Asphaltmischanlagen. Eine zweite Müllentsorgungsanlage empfand er als überflüssig.
Was die Müllgebühren betrifft, so werden diese übrigens auf alle Fälle steigen, informierte Peter Wiedemann – und zwar unabhängig von dem Bauvorhaben. Die moderaten Gebühren habe es wegen der großen Rücklagen des AWISTA gegeben, doch diese wären spätestens im nächsten Jahr aufgebraucht.
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