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Rubrik: Gesamt · Ort: fuenfseenland
Wo Götter und Gespenster wohnen
Das große Geheimnis der Berge: Walter Steffens neuer Film "Alpgeister"
„Alpgeister“ heißt der neue Film von Walter Steffen. Der Seeshaupter Regisseur ist so etwas wie der König unter den hiesigen Dokumentarfilmern. Am liebsten beschäftigt er sich mit den Menschen und den Geschichten aus der Region. Auch diesmal ist es ihm gelungen, ein ungewöhnliches Thema zu finden und authentisch umzusetzen. Nach den Flößern, den Fischern, den Handwerkern und allerhand Historischem sind es nun die alten Mythen und Sagen aus den bayerischen Alpen, denen er nachspürt. Bei der Uraufführung im Rahmen des Wolfratshauser Flussfestivals wurde der Film viel bejubelt. Nun kommt er in die Kinos. In Starnberg werden die „Alpgeister“ am 26. Juli beim Kino Open Air gezeigt (mit Besuch des Filmteams).
Geheimnisvolle Berggeister
Es gibt viele spannende alte Sagen aus den Alpen. Und rätselhafte übernatürliche Phänomene. Von der Weißen Frau auf Burg Werdenfels, dem Totenheer von Lenggries, der Wilden Jagd, die Unschuldige verschleppt, den „Armen Seelen“, die keine Ruhe finden bis zu den wegen ihrer Gottlosigkeit zur Strafe versteinerten Bauernburschen. Zum ersten Mal arbeitete Steffen mit Komparsen, um die Spielfilmsequenzen aufwändig in Szene zu setzen. Und er holt Alphirten, Pfarrer und geschichtskundige Einheimische vor die Kamera, die überzeugend erzählen können, dass es am Berg eine spirituelle Zwischenwelt gibt, die weit über das menschlich Begreifliche hinausgeht. Und natürlich sind es die ganz großen Kinobilder von den majestätischen Bergketten, tiefen Schluchten und Tälern, unergründlichen Höhlen und versunkenen moosbewachsenen Wäldern, die das Premierenpublikum begeisterten.Dazu hat Steffen ein Flugzeug und Drohnenpiloten über die Alpen geschickt.
Grandiose Filmaufnahmen
Die uralten Geschichten aus den Bergen bekam Walter Steffen, der 1955 als Kind von Flüchtlingen in Oberstdorf geboren ist, von der tiefgläubigen hochbetagten Bäuerin auf dem Hof erzählt, die eine „wundervolle Erzählerin war, die keinen Unterschied zwischen ihren eigenen Enkelkindern und uns Flüchtlingskindern machte“, wie sich Steffen erinnert. „Sie erzählte von den Seelen ihrer Ahnen, die sie ehrte, sie erzählte von geheimnisvollen Berggeistern, von Dämonen, von Engeln und von der Nachtschar, vor der man sich zu hüten hatte.“ Das sei natürlich teilweise gruselig gewesen, aber habe ihn direkt erreicht und nicht losgelassen. 2017 entschied er sich, einen Film darüber zu drehen, ehe die alten Sagen aus den Köpfen verschwunden sind. Als unabhängiger Filmemacher geht Steffen seinen eigenen Weg, auch wenn dies finanziell oft ein Kraftakt ist und nur mit Crowdfunding oder mühsamer Sponsorensuche realisierbar ist. Das ist es Steffen aber wert. In dem „Unterhaltungsbrei“ fürs Fernsehen sah der frühere topverdienende Primetime-Drehbuchautor irgendwann keinen Sinn mehr. Vor etwa 15 Jahren zog er einen Schlussstrich unter seine erfolgreiche TV-Karriere und fing an, sein eigenes Ding zu machen. Sein Thema sind die Menschen und ihre Heimat, die er als feinsinniger Beobachter porträtiert. „Es erfüllt mich total, nichts mehr erfinden zu müssen, sondern einfach wahrhaftig sein zu können“, hat er den inneren Antrieb für seine Kreativität einmal umschrieben.
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