Wie wünsche ich mir meine eigene Beerdigung?
Vier Menschen erzählen, wie sie sich Ihren ganz persönlichen letzten Abschied vorstellen

Dr. Stefan Koch ist Pfarrer und Pfarramtsleiter der Evangelischen Pfarrstelle Starnberg. (Bild: Pfarrer Dr. Stefan Koch)
Wie wichtig Beerdigungen auch heute noch für die Trauerarbeit sind, zeigt sich gerade jetzt wieder. So werden in Spanien, fast 80 Jahre nach dem Ende des Bürgerkriegs, erneut die Stimmen der Nachkommen beider Kriegslager laut. Sie fordern die Suche nach den Überresten ihrer Verwandten, um endlich mit dem Trauma des Todes abschließen zu können.
Aber auch, wenn der Tod nicht gewaltsam eintritt ist es wichtig, dieses Gefühl anzunehmen und ihm Raum zu geben, um sich erneut dem Leben zuwenden zu können. Die Beerdigung oder Trauerfeier ist dabei ein kathartischer Schritt: Noch einmal beschreitet man den Lebensweg des Verstorbenen, gedenkt der gemeinsamen Erlebnisse, lacht über die Macken, erkennt neue Aspekte und lässt Schmerz und Tränen freien Lauf. Man erfährt Trost in der Gemeinschaft, bis man sich schließlich endgültig verabschiedet.
Ob religiös oder nicht; solche symbolischen Handlungen helfen uns den Tod "begreifbar" zu machen und loszulassen. Um uns diesem delikaten Thema anzunähern, haben wir uns diesmal mit einer sehr persönlichen Frage an ganz unterschiedliche Menschen gewandt: "Wie wünschen Sie sich Ihre eigene Beerdigung?"
"Die Gäste voller Hoffnung in eine friedliche Stimmung schubsen"
Pfarrer Dr. Stefan Koch, Leiter des Evangelischen Pfarramt Starnberg, erinnert sich:
Von allen Beerdigungen, die ich geleitet habe, keine war wie die andere. Immer habe ich versucht, die Verstorbenen liebevoll zu würdigen. Aufgehoben fühle ich mich, wenn ich vorher mit Angehörigen ausführlich reden kann. Mir ist aber klar, dass das Gespräch mit dem Pfarrer für viele deshalb schwierig ist, weil man beim Reden noch tiefer in die Trauer eintaucht, in die der Tod uns eh schon stürzt.
Ich möchte eine Beerdigung voller Hoffnung, in der also kaum darauf geachtet wird, was in meinem Leben unvollkommen war. Am liebsten im Winter an einem klaren, kalten Tag, weil ein leichtes Schneetreiben die Trauergäste in eine friedliche Stimmung schubsen kann. Und meine Beerdigung soll meinem Gott dafür danken, dass er mich auch im Tod in seiner Hand hält.
"Eine heitere, weltliche Verabschiedung mit Ecken und Kanten"
Franziska Feldsieper, Trauerrednerin für Oberbayern in Penzberg, sagt:
Ich wünsche mir, wie eigentlich alle meine Trauerfeier-Kunden es auch tun, eine heitere, weltliche Verabschiedung. Mit Musik, die mir etwas bedeutet, Sailor, Abba und Queen. Die sehr persönliche Trauerrede darf gerne unterhaltsam sein, zum Schmunzeln oder sogar Lachen, aber natürlich auch mit philosphischen Elementen. Ohne Lobhudelei, denn ich habe durchaus meine Ecken und Kanten.
Statt Kränzen wünsche ich mir Spenden an eine caritative Einrichtung. Ob ich eingeäschert oder erdbestattet werde? Das sollen meine Angehörigen entscheiden, wie es für sie am besten passt. Am liebsten wäre mir ein Grab in einem Friedwald, eins mit der Natur. Aber hoffentlich erst in ganz ferner Zukunft.
"Wie ein Samenkorn"
Pfarrer Engelbert Birkle, Leiter der Katholischen Pfarreiengemeinschaft Weilheim, wünscht sich:
Beerdigung ist für mich als Pfarrer immer ein Teil meines Lebens. Das bedeutet, dass mir eine Menge von Varianten bewusst sind, wie Beerdigungen aussehen können. Auf diesem Hintergrund habe ich klare Vorstellungen, wie meine Beerdigung einmal gestaltet sein sollte. Ich wünsche mir ein klares christliches Profil.
Ich hoffe, dass sich Menschen zusammenfinden, die mit mir das Leben geteilt haben. Menschen mit denen ich in der Gemeinde gebetet habe, beten jetzt für mich. Sie halten in einem schlichten Gottesdienst mich dem Gott unserer Hoffnung hin. Und dann legen sie meinen Leib „wie ein Samenkorn“ ins Grab. Es gibt keine Nachrufe. Bei Beerdigungen meiner Kollegen erlebe ich, wie das oft wirklich ausufert. Für die Menschen, die Abschied genommen haben geht das Leben weiter. Das sollen sie spüren, wenn sie nach dem Begräbnis in einem Mahl voller herzlicher Begegnungen zusammen sind.
"Wie Tom Hanks in Philadelphia"
Stefan Berger, Pressereferent des Klinikum Starnberg, stellt sich seine Beerdigung so vor:
Da ich an dieser Veranstaltung nur „passiv“ teilnehmen werde, ist es mir im Grunde recht gleichgültig, wie meine Beerdigung ablaufen wird. Es ist für mich vornehmlich eine Zeremonie, die den Hinterbliebenen zur Trauerbewältigung dient.
Beim Lesen der Frage dachte ich jedoch spontan an den Film „Philadelphia“ mit Tom Hanks in der Hauptrolle des an Aids erkrankten Anwalts. Der Film endet mit der Trauerfeier nach seinem Tod. Wenn ich mir meine eigene Beerdigung vorstelle, dann in dieser Form. Meine Familie und meine Freunde erinnern sich in zwangloser Atmosphäre bei einem Glaserl Wein an mich: Mit guter Laune und einem warmen Lächeln zusammen im Gespräch über die guten oder auch manchmal schwierigen Zeiten mit mir. Da wäre ich dann doch gerne mit dabei.
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