Waldkinder suchen Leitung
Mit den "Glühwürmchen" auf Abenteuersuche
Die Berichte von Erzieherin Annalena Dangl und Erzieher in Ausbildung Stefan Fehenberg erinnern ein wenig an das Astrid Lindgren-Buch „Ronja Räubertochter“. Im Weßlinger Waldkindergarten „die Glühwürmchen“ streifen 18 Kinder ebenfalls täglich durch den Wald auf der Suche nach Abenteuern. Mal finden sie eine tote Blindschleiche, die würdevoll beerdigt wird, dann hören die Kinder das Klopfen eines Spechts, Grasbüschel auf einer Lichtung werden mit Scheren abgeschnitten, mal entdecken die Kinder Tierspuren, einen schillernden Käfer oder einen Baum, der zum Klettern einlädt. Und immer ist da der Wandel der Jahreszeiten, der hautnah erlebt wird. Der Wald bei Grünsink ist zu jeder Jahreszeit spannend, sowohl für die Kinder als auch für die Erwachsenen. Im Gegensatz zum Regelkindergarten ist der Wald ein freier Raum und nicht ein von Erwachsenen für Kinder eingerichtetes Zimmer. Hier können die Kleinen Kreativität und Fantasie entwickeln. „Der Wald gibt das Programm vor“, sagt Fehenberger, der nach einer Schreinerausbildung auf Erzieher umsattelt. Eine Baumscheibe wird zum Mobiliar für das Waldlager, aus Steinen und Ästen werden Werkzeuge aller Art. „Wir sind Nomaden“, erklärt Fehenberger. Zwar gibt es einen Bauwagen, aber der wird nur bei besonders schlechtem Wetter genutzt. Ansonsten wandert die Gruppe zu ihren verschiedenen Lieblingsorten im Wald. Die Brotzeit kommt im Rucksack mit.
Durch den Aufenthalt im Wald bei jedem Wetter ist die Gruppe abgehärtet. Dank der passenden Kleidung und der Bewegung friert niemand, erklärt Fehenberger. Die Kinder sind gesundheitlich stabil, da sie nicht wie in einem Regelkindergarten in geschlossenen Räumen voller Keime und Viren eng aufeinander sitzen, sondern an der frischen Luft ihr Immunsystem trainieren.
Als "Ameisenstraße" durch den Forst
Trotz aller Freiheit, die der Wald bietet, gibt es Regeln, die die Kinder verinnerlicht haben. So warten sie bei den Wanderungen an jeder Kurve, um nicht verloren zu gehen. Die Großen achten auf die Kleinen. Es wird nichts in den Mund gesteckt, vor dem Essen werden die Hände mit Wasser aus dem mitgenommenen Kanister gewaschen und die Natur wird respektiert. Dazu gibt es Rituale wie den Morgenkreis bevor es dann als „Ameisenstraße“ durch den Wald geht.
„Hier haben wir unseren Traumjob gefunden“, versichern die beiden Erzieher. Sie kämen nie ausgelaugt, sondern zufrieden nach Hause. Die Ruhe des Waldes sei wohltuend für Groß und Klein. Doch die Gruppe sucht dringend pädagogische Verstärkung. Wegen Schwangerschaft und Krankheit sind zwei Kräfte ausgefallen. Im Herbst beginnt Dangl ein Studium, bleibt Fehenberger, der in seiner Ausbildung zwischen Schule und Kindergarten wechselt und nicht täglich vor Ort sein kann. Gemeinsam mit der Gemeinde Weßling, die Träger der Einrichtung ist und dem Elternbeirat wird nach Verstärkung gesucht, um den schlimmsten Fall, dass der Waldkindergarten aus Mangel an Personal schließen muss, zu verhindern.
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