Urne löst den Sarg ab
Pöcking reagiert auf Wandel in der Bestattungskultur

Am alten Friedhof in Pöcking soll Platz für eine Urnenwand geschaffen werden. (Bild: job)
Die Zahlen belegen es: Die Urne ist mittlerweile beliebter als der Sarg. Auf diesen Trend will Pöcking reagieren und auf seinen Friedhöfen mehr Platz für Urnen schaffen. „Die Bestattungskultur wandelt sich“, sagte Bürgermeister Rainer Schnitzler neulich auf der Bürgerversammlung. „Wir haben mittlerweile zwei Drittel Feuerbestattungen.“ 2017 etwa ließen sich 36 Menschen in der Urne bestatten, und nur 15 im Sarg. 2018 waren es bis November 24 zu 19. Dass die Urne so auf dem Vormarsch ist, liegt für Schnitzler vor allem daran, dass immer weniger Hinterbliebene die Möglichkeit haben, das Grab zu pflegen – weil sie etwa nicht mehr am Ort leben.
Urnenhain, Urnengräber, Urnenwand
Pöcking hat zwei Friedhöfe: Zum alten Dorffriedhof im Zentrum bei der Kirche ist in den Neunziger Jahren noch der neue etwas außerhalb hinzu gekommen. Während dort die Gräberreihen noch recht leer sind, ist die Urnenwand schon voll. Fritz Erhard, ein Landschaftsarchitekt und Spezialist für Friedhöfe, tüftelt an einem neuen Konzept. Er will drei neue Angebote schaffen: So soll es am neuen Friedhof einen Urnenhain geben, wo man sich auf einer großen Wiese unter Bäumen in biologisch abbaubaren Urnen beisetzen lassen kann. Anonyme Bestattungen sollen hier möglich sein wie halbanonyme mit dem Namen der Verstorbenen zum Beispiel auf einer künstlerisch gestalteten Stele oder einer Sitzbank. Dazu sollen am neuen Friedhof die Urnengrabstellen auf 100 Rasenreihengräber ohne Erdhügel erweitert werden. Möglichst pflegeleicht für den Friedhofsgärtner lautet hier die Devise. Die ebenerdige Granitplatte soll bündig mit dem Gras abschließen und leicht geneigt sein, so dass das Regenwasser ablaufen kann. Auch für den alten Friedhof ist eine Erweiterung vorgesehen. Hier könnten neue Urnennischen an der Friedhofsmauer vor dem Parkplatz entstehen. Nächstes Jahr will Pöcking die Ausschreibung vornehmen.
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