Umweltfreundlich unterwegs
Mobilitäts-Vision soll kein Papiertiger bleiben
Der Landkreis Starnberg will die Energiewende im Verkehr schaffen. Mit Alternativen, die es leichter machen sollen, das eigene Auto entweder stehen zu lassen oder wenigstens umweltfreundlich zu fahren: wie zum Beispiel dem Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, einer Mobilitätskarte zur Abrechnung und Buchung, Carsharing, Elektrobussen, Stromtankstellen, Fahrradverleihstationen, Radwegen und ganz allgemein einer besseren Vernetzung der Angebote und der Gemeinden. „Vision Mobilität 2020“ heißt das Leitbild, das der Kreistag jetzt verabschiedete.
Damit es bei der umweltfreundlichen Fortbewegung nicht bei einer Vision bleibt, stellt der Kreistag Verkehrsmanagerin Susanne Münster zwei Vollzeitstellen zur Seite und genehmigt eine Anschubfinanzierung von 50.000 Euro. Die Maßnahmen erarbeiten und praktisch umsetzen soll ein Steuerungsgremium, das dem Umwelt- und Mobilitätsausschuss übertragen wird.
Viel hohle Worte
Ein Jahr lang hat ein Arbeitskreis an dem Leitbild gestrickt, was auf Anträgen der CSU und der Grünen fußt. Was zwei externe „Prozessbegleiterinnen“ jetzt im Kreistag vorstellten, waren ein paar Schaubilder mit vielen Pfeilen, abgedroschenen Schlagwörtern wie „Nachhaltigkeit“, „Gerechtigkeit“ und „Synergie“ und neumodischen Management-Begriffen wie „Schwarmintelligenz“ und „Markenprozess“. Da wurde manchem Kreisrat angst und bang, dass die Vision von einer umweltbewussten Mobilität nicht Realität werden, sondern heiße Luft bleiben würde. Deshalb gab es etliche Nachfragen. Grünen-Kreisrätin Martina Neubauer etwa forderte den Willen des Steuerungsgremiums ein, „aus dem Papier etwas Praktisches“ zu machen. „Sonst war das eine Tintenverschwendung.“ An dem arg holprigen Satzungetüm, das als Kernsatz erarbeitet wurde, störte sich Oswald Gasser (FDP). Dort heißt es im Wortlaut: „Die Vision Mobilität des Landkreises Starnberg stärkt die Werte unserer Region – elementarer Bestandteil ist eine nachhaltige, zukunftsfähige und naturgesunde Mobilität für alle“. Lieber weglassen, weil viel zu unverständlich, forderte Gasser. „Sonst gibt’s in der Bevölkerung nur ein Kopfschütteln, was da wieder aus dem Kreistag kommt.“ Die Kreisräte hatten außerdem die Wahl zwischen zwei Werbeslogans, die nicht gerade durch ihren Einfallsreichtum auffielen: „Mobilität mit mehrWert“ konnte sich am Ende gegen „Mobilität bewegt unsere Zukunft“ durchsetzen.
Zwei Stellen zur Verstärkung
Verbände wie den Radlclub ADFC als Berater mit ins Boot zu holen war die Forderung von Peter Unger (Grüne). Er plädierte auch dafür, das Alltagsradroutennetz mit aufzunehmen, was „schon fertig in der Schublade liegt und nur umgesetzt werden muss“. Beide Punkte sind aber laut Verkehrsmanagerin Münster längst Bestandteil des Programms, was sie Unger sehr deutlich bescheinigte. Die Freien Wählern konnten sich nicht damit anfreunden, gleich zwei Ganztagsstellen zu finanzieren, sie empfahlen mit Umweltbeauftragten in den Gemeinden zusammenzuarbeiten. „Wir sollten doch erst einmal schauen, welche Aufgaben konkret kommen.“ Grundsätzlich zweifelte niemand am Sinn der umweltbewussten Mobilitätskampagne. Kraillings Bürgermeisterin sähe lieber heute als morgen das in München längst etablierte Fahrradverleihsystem „MVG“ eingeführt. „Unsere Bürger haben kein Verständnis dafür, dass das in Planegg endet.“
Vorreiter bei der Verkehrswende
Die Bürger zum Umsteigen auf umweltfreundliche Verkehrsmittel zu bewegen, ist dem Landkreis seit Jahren ein Anliegen. So wurde etwa das Regionalbusangebot vor fünf Jahren deutlich ausgebaut. Sogar einen Bus mit Fahrradanhänger gibt es, der Radlfreunde mitnimmt.
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