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"Tradition kennt keine Pause"

Maibaum zieht um, aber aufgestellt wird "dahoam"

Die Baugrube für das Maibaumfundament ist bereits ausgehoben, (Bild: pst)

Jeweils vier Meter lang, breit und tief wird das Fundament für den neuen Sockel des Gilchinger Maibaums. Nach Jahrzehnten zieht er von einem Privatgrund gegenüber dem Montessori-Kindergarten an der Schulstraße ein paar hundert Meter weiter auf öffentlichen Grund vor die St.-Vitus-Kirche. Unterstützt vom Verein Guichinger Brauchtum hat die Gemeinde den alternativen Ort gefunden, der sowohl den technischen, logistischen und emotionalen Voraussetzungen entsprach. Ohne Gegenstimme hatte sich vor zwei Jahren der Standort an der St.- Vitus-Kirche durchgesetzt. Dort soll er nach Aussagen des Brauchtumsvereins ein „Dreiergespann aus Kirche, Maibaum und Wirtshaus“ bilden.

Angesichts der Corona-Pandemie kann der Baum in diesem Jahr nicht aufgestellt werden.Trotzdem will der Verein die Tradition aufrecht erhalten. „Tradition kennt keine Pause - Gilching stellt auf!“, betont Vereinsvorstand René Weber. Die Feier wird allerdings coronabedingt nach Hause verlegt, „wir liefern dafür den 1. Mai im handlichen Karton“, so Weber. Der Bastelsatz „fia dahoam“ beinhaltet alles, um eine originalgetreue Miniaturausgabe des Gilchinger Maibaums zu basteln. Sogar an die Tafeln und die Schwalben (zwei mit einem Seil zusammengebundene Rundhölzer), mit denen der Baum traditionell per Hand aufgestellt wird, wurde gedacht.

Die Maibaumwache steht

Begeisterte Gilchinger haben bereits den Bausatz ausgepackt und Fotos sowie Videos von ihren Maibaumszenen daheim aufgenommen. Mit Figuren und Spielzeug aus dem Kinderzimmer oder von der Weihnachtskrippe wurde beispielsweise eine Maibaumwache aufgebaut. Wo sich dieser nette Aufbau befindet, wird nicht verraten. „Nicht, dass die Nachbargemeinden dann ums Haus schleichen“, spielt ein Gilchinger auf die Tradition des Maibaumstehlens an. „Bei uns sind auch alle am Start und die Wachdienste bis zum 1. Mai eingeteilt“, heißt es unter einer anderen Szenerie mit Plastikmännchen. Und in einem anderen Video sieht man ferngesteuerte Traktoren und Gabelstapler die kleine Holzstange transportieren.

Um am 1. Mai eine zünftige Maifeier zu feiern, hat der Verein ein Lern-Video der Kindertanzgruppe vom Guichinger Brauchtum aufgenommen, in dem man beispielsweise den „Kikeriki“ lernen kann. Eine Playlist mit passenden Liedern und Schweinebratenrezept runden das Maibaumpaket ab.

Knochen und Skelette gefunden

Im Rahmen der Aushubarbeiten vor der St.-Vitus-Kirche wurden mehrere Knochen und Skelette gefunden, die noch aus der Zeit des alten Friedhofs stammen. Jahrhundertelang wurden die Verstorbenen rund um die St-Vitus-Kirche beerdigt wie man auf alten Fotos erkennen kann. Der Friedhof wurde allmählich zu eng und konnte nicht erweitert werden, da vor der Kirche eine Straße verläuft und daneben ein Bauernhof stand. 1943 wurde der letzte Tote beerdigt. Ende der 1950-er Jahre wurde der Friedhof aufgelassen und 1961 abgerissen. Die damals geborgenen Knochen waren in einem Sammelgrab beerdigt worden, aber scheinbar nicht alle.

Archäologen und Anthropologen haben jetzt neben einzelnen Knochen, drei Skelette und Reste von Särgen sowie Grabbeigaben wie Ketten, Rosenkranzperlen, Knöpfe und ein Kruzifix entdeckt. Anhand der Form einer Perle scheint es sich um eine in den 1920-er Jahren beerdigte Person gehandelt zu haben, berichtet Annette Reindel, Vorsitzende des Vereins Zeitreise, die bei den Bergungen anwesend war. Die Funde wurden kartiert, dokumentiert und werden derzeit ausgewertet. Heute befindet sich der 1930 angelegte „neue“ Friedhof abgesetzt von der Kirche am Ende der Schulstraße auf dem Ölberg.

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