Süße Nachhaltigkeit
Faire „SeenLiebe"-Schokolade hilft Kleinbauern

Hendrik Reimers auf einer Kakaoplantage in Ghana. (Bild: Indienhilfe)
Nachhaltigkeit kann süß sein. Zumindest beim „Herzensprojekt“ der Herrschinger Indienhilfe. Hier kann man mit dem Kauf einer Schokolade nachhaltig handeln. Seit Dezember 2018 gibt es in den Weltläden im Landkreis Starnberg die „SeenLiebe"-Schokolade zu kaufen – eine bunt bebilderte Regionalschokolade aus fairem Handel. Sie ist ein Projekt der regionalen Weltläden und Fairtrade-Steuerungsgruppen, der Agenda 21 Herrsching, der Indienhilfe Herrsching, der Eine Welt-Regionalpromotorin, der gwt Starnberg GmbH und des Münchner Startups Fairafric.
Der Kakao stammt aus Kooperativen in Ghana, die nach Fairtrade-Kriterien zertifiziert sind. Die Schokolade wird vor Ort produziert, verpackt und verschickt. „Das ist ein einzigartiges Projekt, durch das die Wertschöpfung im Land bleibt und der ständig schwankende Weltmarktpreis des Kakaos ausgeglichen wird. Es werden Arbeitsplätze geschaffen, die Familien sind krankenversichert und können ihre Kinder in die Schule schicken. Auf diese Weise wird der Lebensstandard gehoben und Armutsmigration verhindert“, erklärt Martin Hirte, Sprecher der Steuerungsgruppe Fairtrade Gemeinde Herrsching.
„From bean to bar“
„Fünf Cent, etwa so viel bleibt von einer Tafel Schokolade auf der Kakaoplantage in Ghana“, weiß Annika Waymann, Eine Welt-Promotorin Oberbayern Süd, die über das bundesweite Programm bei der Indienhilfe e.V. angestellt ist. Ein Großteil der Wertschöpfung finde bei uns statt, wo die Kakaobohnen zur Schokolade verarbeitet werden. Um das zu ändern, hat der Herrschinger Hendrik Reimers das Unternehmen „fairafric“ gegründet. Gemeinsam mit seinem deutsch-ghanaischen Team hat er eine Schokolade auf den Markt gebracht, die „from bean to bar“ (von der Bohne zum Riegel) in Ghana hergestellt wird.
Die faire Regionalschokolade „SeenLiebe“ wurde in zwei Geschmacksrichtungen entwickelt: Vollmilch mit Fleur de Sel und Zartbitter mit Kakao-Nibs. Auf der Verpackung hat Designer Roland Althammer vom Arbeitskreis „Eine Welt“ der Agenda 21 die Seen und touristischen Highlights der Region abgebildet. „Wertschätzung der Region, Wertschöpfung in Ghana“ lautet daher der Werbespruch der Schokolade.
Die Wirtschaft vieler Entwicklungsländer leide darunter, dass diese hauptsächlich Rohstoffe exportieren, aber nur wenig verarbeitete Produkte, berichtete Waymann. Der „faire Handel“ von Weltläden wie in Herrsching, Starnberg, Tutzing und Gauting bemüht sich Modelle für gerechtere Wirtschaftsstrukturen zu schaffen und von lokalen Kleinbauern- und Handwerker-Genossenschaften nach sozialen und ökologischen Standards hergestellte Endprodukte auf den Markt zu bringen. Damit trägt die „SeenLiebe“ zu wirtschaftlicher Entwicklung dort bei, wo der Kakao wächst.
„Es ist für uns so einfach, Menschen in den Armutsregionen der Welt zu ermöglichen, sich selbst eine menschenwürdige Existenz aufzubauen: indem wir als Verbraucher und Verbraucherinnen im Alltag ganz bewusst so viele Produkte wie möglich im nächsten Weltladen einkaufen. Dort können wir sicher sein, dass die Fairtrade-Standards eingehalten werden. Oder indem wir im Einzelhandel, wo ebenfalls faire Produkte zu finden sind, auf die Transfair-Zertifizierung achten“, meint Elisabeth Kreuz, Vorsitzende der Indienhilfe.
Sie und das Indienhilfe-Team haben in dieses Herzensprojekt viel Zeit, Energie und auch finanzielle Mittel in Form eines zinslosen Darlehens an den Weltladen der Indienhilfe für den Import der ersten 4.800 Tafeln „SeenLiebe“ gesteckt.
Am 2. Juli soll die Schokolade im Breitwandkino Starnberg der Öffentlichkeit präsentiert werden. Bereits jetzt ist sie in der Region erhältlich. Zum Beispiel in den Weltläden in Herrsching, Starnberg, Windach und Gauting, in den Breitwandkinos in Seefeld, Gauting und Starnberg, in Cafés und Läden in Seeshaupt, in der Tourist-Information in Starnberg und Herrsching sowie bei „ländlich leben und wohnen“ in Gilching.
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