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Stele wieder aufgestellt

Erinnerung an Absturz eines US-Kriegsflugzeugs

Annette Reindel zeigt auf der Karte, wo der amerikanische Bomber abgestürzt ist. (Bild: pst)

Vor kurzem ist das Mahnmal zum Gedenken an die Opfer von Krieg und Verfolgung in Gilching wieder aufgebaut worden. Der Friedhof und die ehemalige Gärtnerei Wurm liegen hinter Wiesen und Feldern circa einen Kilometer entfernt im Westen. Vor einem Jahr war die Stele feierlich eingeweiht worden, musste aber aus statischen Gründen wieder abgebaut werden. Jetzt steht sie felsenfest mit dem Boden verankert. Der Standort der Säule mit ihren drehbaren Elementen und den Wortpaaren, die im Zusammenhang mit Krieg und Verfolgung stehen, hat der Verein Zeitreise bewusst gewählt. Hinter der Stele liegt nämlich die Wiese, auf der am 19. Juli 1944 ein amerikanischer Bomber brennend abgestürzt war. Auf einer Tafel können die Passanten den Sachverhalt nachlesen. Im Wersonhaus gibt es dazu eine Sonderausstellung über den Luftkrieg über Gilching. Ein kleines Modellflugzeug wurde nachgebaut, Originalexponate, Dokumente und Fotos dazugestellt. Zeitzeugenberichte runden das Ganze ab. Derzeit ist das Museum wegen Corona geschlossen, die Ausstellung soll aber verlängert werden, damit jeder Interessierte die Chance hat, sie zu besichtigen.

Zeitzeugin erinnert sich

Angesichts der idyllischen Wiese ist es kaum vorstellbar, was sich hier für eine menschliche Tragödie ereignet hat. Aber es gibt sogar noch Zeitzeugen in Gilching, die sich an den Absturz erinnern können. Zum Beispiel Benedikta Padberg, 90-jährige Trägerin der Gilchinger Verdienstmedaille. Die langjährige Chorleiterin und Organistin ist mit ihren Geschwistern in der Gärtnerei Wurm aufgewachsen. Der Gemeindearchivarin Ursula Lochner hat sie ihre Erinnerungen an die schwere Kriegszeit mitgeteilt.

Der Werksflughafen des Flugzeugbauers Dornier war als Rüstungsbetrieb Angriffsziel alliierter Bomber. „Wenn die Bomber Oberpfaffenhofen beziehungsweise München als Ziel hatten und deswegen über Gilching flogen, hatten wir immer große Angst“, erzählt die Zeitzeugin. Ein Bombenangriff ist ihr besonders in Erinnerung geblieben. Dabei kamen die Bomber vom Westen her und flogen in Richtung Oberpfaffenhofen. „Im Tiefflug warfen sie nacheinander die Bomben ab und stiegen dann wieder auf. Die Flak hat fest geschossen: ein fürchterliches Krachen“. Die Angriffe hinterließen ihre Spuren zum Beispiel am Steinberg beim Rinnerhof der Baronin Ramberg. „Es sah fast wie eine Mondlandschaft aus – ein unglaublicher Anblick“.

Die Neugier trieb die kleine Benedikta und ihre Schwester am Tag des Bomberabsturzes an den Unfallort. Dort erwartete sie ein schrecklicher Anblick: Ein toter Soldat, der zum Teil unter dem Bomber lag. Es war einer von vier beim Absturz umgekommenen Besatzungsmitgliedern. Benedikta Padberg ist heute noch betroffen von dem sinnlosen Tod des jungen Soldaten. Für Annette Reindel sind solche Berichte wichtig, denn sie gewähren einen ganz anderen Zugang zur damaligen Zeit Beim Mahnmal, das übrigens an der Gelben Route der Via Zeitreisen liegt, sollten Spaziergänger in Demut an die vielen Jahre des Friedens denken. Annette Reindel hofft, dass das Mahnmal dazu einen Gedankenanstoß gibt.

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