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Situation spitzt sich zu

Indienhilfe verkauft Bücher für Nothilfeprogramm

Tausende schöne Secondhandbücher warten auf neue Besitzer. (Bild: Indienhilfe)

Einen Notruf sendet die Herrschinger Indienhilfe an ihre Freunde und Unterstützer: „Die Situation in Indien spitzt sich zu“, so Vereinsvorsitzende Elisabeth Kreuz. Vor ein paar Tagen ist neben den steigenden Corona-Zahlen noch ein Zyklon aufgetaucht, der die Situation mit riesigen Regenmengen, Flutwellen und Windgeschwindigkeiten bis zu 155 Kilometern pro Stunde verschlechtert. „Alle Projektgebiete der Indienhilfe sind betroffen, am Schlimmsten die Gebiete, die nur knapp über dem Meeresspiegel liegen, zum Beispiel das Projektgebiet, in dem die Indienhilfe die Abschaffung von Kinderarbeit vorantreibt oder Herrschings Partnergemeinde Chatra“, bedauert Kreuz. Sie appelliert an die Bevölkerung mit einer Extraspende bei diesem humanitären Notstand zu helfen.

Dazu hat sich die Indienhilfe eine besondere Aktion ausgedacht. Im Weltladen können die Bürger unter tausenden von Secondhandbüchern Lesestoff auswählen und statt eines festen Preises eine Spende für die Nothilfe-Maßnahmen in Indien abgeben. Der Weltladen in der Herrschinger Luitpoldstraße 20 ist montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr und samstags von 9 bis 12.30 Uhr geöffnet.

Täglich bekommt der Herrschinger Verein von seinen indischen Mitarbeitern und Partnerorganisationen erschütternde Nachrichten über die Situation in Westbengalen. „In den Slums von Kolkata, in denen die Indienhilfe Kinderkrippen für Kleinkinder arbeitender Mütter unterstützt, gibt es kaum eine Familie, in der niemand an Husten und Fieber leidet“, so Kreuz. Die wenigsten würden einen Corona-Test machen. Zu groß sei die Angst, sich in der Schlange vor den Testzentren doch mit Corona anzustecken, falls man bisher nur an einer normalen Erkältung gelitten hatte.

Kein Geld für Lebensmittel

Die meisten Mütter haben ihre Jobs als Hausangestellte verloren und auch die Väter finden keine Arbeit als Tagelöhner. Den Familien, die von der Hand in den Mund leben und keine Ersparnisse haben, fehlt das geringe Einkommen, um Lebensmittel zu kaufen. Auch in den ländlichen Regionen, in denen die Indienhilfe Programme zum Wohl der Kinder unterstützt, steigen die Corona-Zahlen und die Menschen verlieren ihre Einkommensquellen. Überall fürchten die Menschen den schweren Verlauf einer Corona-Infektion, da sie kaum Zugang zu meist schlecht ausgestatteten Gesundheitsstationen und Krankenhäusern haben. „Die hohen Kosten in privaten Krankenhäusern wären für die meisten Familien ohnehin nicht bezahlbar“, weiß Kreuz.

Auch drei der indischen Berater, die vor Ort die Qualität der unterstützten Projekte gewährleisten, sind an Corona erkrankt. „Während zwei wieder genesen sind, hoffen wir, dass dem dritten die Krankenhauseinweisung erspart bleibt“, sagt Kreuz. In dieser dramatischen Situation unterstützt die Indienhilfe mit Nothilfe-Maßnahmen und die Projektmitarbeiter vor Ort bei der Beantragung staatlicher Hilfsmaßnahmen.

„Wir haben hier so viele tolle Bücher, die auf einen neuen Besitzer warten, während die Menschen in Indien dringend Hilfe benötigen“, sagt Gudula Leuchtenberg, Leiterin des Herrschinger Weltladens. „Die Anzahl der Familien, die wir unterstützen können, hängt jetzt von den Spenden für die Corona-Hilfsmaßnahmen ab.“

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