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Sehnsuchtsort am See

110 Fotos von Stegen im Fünfseenland

Maren Martell präsentiert auf dem Steg des Landheims Ammersee ihr Buch über Stege. (Bild: pst)

Er ist eine „hölzerne Verlängerung von Land“, meint der Lyriker Anton G. Leitner, „trägt die Seele trocken ins Wasser“ (Karl Michael Ranftl), er ist „eine Brücke vom begrenzten Ich zum Ich im Dialog (Nue Ammann), eine „Skulptur in der Natur“ (Gerd Hoffmann) oder einfach nur „Sehnsuchtsort am See“ wie es die Buchautorin Maren Martell bezeichnet. Zwei Jahre lang hat sie die Stege an Starnberger See, Ammersee, Wörthsee, Pilsensee und Weßlinger See fotografiert. Herausgekommen ist ein 192 Seiten starker Bildband mit etwa 110 Fotos und Texten von 77 Autoren. „Stege – Himmel, See, Sehnsucht 2.0“ heißt das Werk. 2.0 weil das Buch der erweiterte zweite Stege-Band von Martell ist. Vorgestellt wurde es bei einer kulturell inspirierten Veranstaltung im Landheim Ammersee in Schondorf.

Die Idee zu dem Buch kam der Journalistin bei Spaziergängen mit ihren Hunden, die sie fast täglich zu einem Steg in Eching führen. „Und jeden Morgen präsentiert sich der Bootssteg dort in einem anderen Licht, in einer anderen Stimmung, Mal in morgendlichen Nebel gehüllt, mal im orangen Licht der Morgensonne, mal im Schneetreiben, mal vom Hochwasser überspült oder schneebedeckt mit glitzernden Eiskristallen im gleißenden Sonnenlicht“, heißt es in dem Buch. Immer wieder fotografierte sie den Steg in Eching. Mehr als 1.000 Fotos mit diesem Motiv hatte sie als ihr die Idee kam, ein Buch daraus zu machen. Ein Motiv sei für ein Buch zu wenig, meinte Verleger Josef Bauer (Bauer Verlag) und so machte sich Martell auf Stege an allen Seen im Fünfseenland zu suchen.

Es sind ruhige fast schon meditative Aufnahmen. Nur auf wenigen Fotos sieht man Menschen, die aber das Bild nicht dominieren. Man erlebt dafür unterschiedliche Jahreszeiten und tiefgründig leuchtendes Wasser, pittoreske Bootshütten, Schiffe, Detailaufnahmen von verwitterndem Holz und eine unendliche Weite, die man eigentlich nur am Meer vermuten würde. Bei der Auswahl der Fotos habe sie auf den Rat ihres Nachbarn, den Maler Werner Kroener, gehört. Er habe ihr geraten, „keine so kitschigen Sonnenuntergangsbilder zu nehmen“. Ein paar hat Martell trotzdem in das Buch geschmuggelt – sie sind schließlich einfach zu schön.

Ein Steg hat Überzeugungskraft

Martell hatte für die Buchvorstellung einige ihrer Autoren eingeladen, die Kostproben ihres musikalischen Schaffens gaben wie der Gitarrist Ricardo Volkert, der Musikkabarettist Otto Göttler und die Singer-Songwriterin Maggie Jane, die vorlasen wie der Schauspieler Peter Weiß, die Theaterregisseurin Katalin Fischer, die Biologin Carmen Rohrbach, der Poet Anton G. Leitner sowie Elisabeth Carr von den Kunsträumen am See und die humorvolle Betrachtungen zum Thema „Steg“ gaben wie der Philosophie-Professor Cornelius Mayer-Tasch, der Maler Werner Kroener oder der Hausherr des Landheims Ammersee, Rüdiger Häusler. Er berichtete, dass er bei Bewerbungsgesprächen am Schluss die Kandidaten zum Steg der Internatsschule führt. Spätestens dann wären sie überzeugt. Von der Wirkung konnten sich die Gäste selbst überzeugen. Nach der Buchvorstellung ging es für ein Foto durch den Buchenwald hinunter an den See. Dort eröffnete sich hinter einer abgesperrten Holzwand ein weiter Blick über den Ammersee und ein Steg führte zwischen Schilf und Wasser in den See hinein. Um die Idylle perfekt zu machen, hatten sich sogar Schwäne eingefunden, die majestätisch über das Wasser glitten.

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