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Seefeld macht dicht

Kein weiterer Zuzug aus der Boomtown München

Überall im Landkreis werden Mauern hochgezogen. Die Menschen drängen in die Region, da sie in München keine Wohnung finden. (Bild: pst)

Vom Weßlinger Kirchturm aus könne man die Kräne des neuen Stadtviertels Freiham erkennen, erklärte Felix Wittmann. Die BN-Ortsgruppe Seefeld (Bund Naturschutz) und die Gemeinde Seefeld hatten den Immobilienökonom für einen Vortrag eingeladen. Das Thema lautete „Boomtown München – was macht das mit unserer Heimat?“ Der Nebenraum im Seefelder Bräustüberl war bis auf den letzten Platz besetzt. Auch Bürgermeister und Gemeinderäte waren gekommen, um sich über die Situation zu informieren. Die Arbeitslosigkeit ist niedrig, der Wirtschaft geht es gut, wusste Wittmann. Doch die Kehrseite der florierenden Wirtschaft sei ein steigender Bedarf an Wohnraum, der wegen fehlender Flächen nicht gedeckt werden kann. Die Folge seien steigende Mieten. München sei längst die am dichtest bebaute Stadt in Deutschland, so Wittmann. Mit Auswirkungen auf den Landkreis.

Auf der Suche nach Wohnungen würden die Menschen immer weiter in die Region drängen. Hier gelte es beizeiten aufzupassen und die Weichen zu stellen, mahnte Wittmann. Die Kommunen müssten genau wissen, was sie wollten, um nicht überrollt zu werden. Aktives Handeln sei angesagt, um Investoren und Immobilienhaie, die vom  Bauboom profitieren wollen, zu leiten. Bei dem Streben nach dem größtmöglichen Profit würden allzuschnell beliebige Bauten errichtet. Noch dazu, da häufig bei den städtebaulichen Wettbewerben Architekten zum Zug kämen, die überhaupt keinen Bezug zu der Region hätten. Hier gelte es für die Bürger Einfluss zu nehmen und darauf zu drängen gehört zu werden. "Heimat statt Retortenstadt" müsse das Motto lauten.

Mehr kleine Wohnungen

Wittmann hatte einige Beispiele von einladend wirkenden Neubausiedlungen mitgebracht und stellte diesen Beispiele von gleichförmigen Wohnklötzen entgegen. Was die Häuser betrifft, so müssten viel mehr Ein- und Zwei-Zimmer-Wohnungen errichtet werden, forderte Wittmann. Die Zeiten der Reihenhaussiedlungen seien vorbei. „Der Bedarf an kleinen Wohnungen steigt überproportional“.

Für Seefeld ist der Druck aus München kein Thema. „Wir werden nicht nachgeben“, versprach Bürgermeister Wolfram Gum. Neue Wohngebiete werden in der Gemeinde Seefeld nicht mehr ausgewiesen. Einzig beim Gewerbe, um wohnortnahe Arbeitsplätze zu schaffen, ginge noch etwas. Und Einheimische dürften auf ihren Grundstücken zugunsten der Kinder verdichten. Schließlich liege die Planungshoheit immer noch bei den Kommunen.

In Gilching wohnen die meisten

210 Personen leben im Durchschnitt auf einem Quadratkilometer in Seefeld. In Wörthsee sind es 245, in Starnberg 371 und Gilching nimmt mit 582 Personen den Spitzenplatz ein. In der am dichtesten bebauten Gemeinde im ganzen Landkreis ist aber noch lange nicht Schluss. Zum Beispiel soll hier das Baufeld „Gilchinger Glatze“ in den nächsten Jahren bebaut werden. Den Druck aus München (4.600 wohnen hier auf einen Quadratkilometer Fläche) kann Gilching damit aber nicht nehmen. Denn laut Prognosen soll der Zuzug mit jährlich rund 20.000 Menschen in den nächsten 20 Jahren anhalten. Germering bietet 1.820 Menschen pro Quadratkilometer Platz und in der Bankenmetropole Frankfurt beträgt die Zahl 2.950. "Wir müsse etwas tun", mahnte Wittmann. Aber dazu müsse man zuerst wissen, was man wolle.

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