Im Dezember ist nichts los - aber in der Gartensaison wartet eine Autokarawane mit Grüngut vor den Wertstoffhöfen wie hier in Starnberg. Ein Abholdienst soll Entlastung bringen. (Bild: Hauck)
Im Dezember ist nichts los - aber in der Gartensaison wartet eine Autokarawane mit Grüngut vor den Wertstoffhöfen wie hier in Starnberg. Ein Abholdienst soll Entlastung bringen. (Bild: Hauck)
Die Gartler im Landkreis wollen ihre Grünanlage gern schön haben. Mit großem Fleiß mähen sie den Rasen, schneiden die Hecken und Sträucher. Besonders im Frühjahr und im Herbst fallen dadurch große Mengen an Gartenabfällen an. Bislang brachten die Bürger alles, was nicht in die Biotonne passte, zum Wertstoffhof. Doch der Anlieferverkehr ist an seine Grenzen gekommen. Um den Gartenbesitzern die langen Staus vor den Wertstoffhöfen zu ersparen, will der Awista das System umstellen. Der Abfallentsorger bietet deshalb einen Service an, der so noch nie da gewesen ist. Das sperrige Grüngut soll in einem großen Sack von März bis Mai und September bis November direkt vor der Haustür abgeholt werden, zunächst testweise für ein Jahr.
Jeder zweite Anlieferer hat Gartenabfälle dabei, weiß Awista-Vorstand Christoph Wufka. Dadurch ist zu viel los an den Wertstoffhöfen, im Würmtal und in Starnberg, wo bald noch die Öffnung der Petersbrunner Straße dazukommt, ganz besonders. Die zeitweise Schließung während des ersten Lockdowns verschärfte die Lage hinterher noch. Es gab Tage, da standen die Leute bis zu anderthalb Stunden an, ehe sie auf den Wertstoffhof durften. Zeitweise mussten die Sammelstellen wegen Überfüllung sogar zumachen. Mitarbeiter leiteten die Wartenden in der Schlange deshalb zur nächsten Anlage um.
„Wir wollen den Andrang reduzieren“, so Wufka. Zur Entlastung führt das Kommunalunternehmen den Riesensack namens „Bigbag“ ein. Gut ein Kubikmeter Grüngut passt hier hinein. Der volle Schüttgutbehälter wird auf Anruf von einem Lkw mit Kran abgeholt und direkt zur Kompostieranlage Hadorf gefahren. Zuhause sein muss man dafür nicht. Den weißen Mehrwegsack kann man bei der Awista-Geschäftsstelle, an den Wertstoffhöhen und an der Kompostieranlage kaufen. In den üblichen Müllgebühren ist der Service allerdings nicht inbegriffen. Ein Sack samt Abholung kostet 39 Euro. Der Inhalt wird kontrolliert, warnt Wufka. Wer etwa auf die Idee kommt, dem Grüngut heimlich anderen Müll unterzujubeln, wird nachträglich zur Kasse gebeten.
„Man muss in Zukunft nach dem Heckenschneiden nicht mehr vier- bis fünfmal zum Wertstoffhof fahren.“ Pressesprecher Sebastian Roth, der Kleingartenbesitzern rät, sich mit Nachbarn zusammenzutun, findet das System gut. Das tut auch der Verwaltungsrat. Wenn der Bigbag da ist, möchten ihn Landrat Stefan Frey und zwei weitere Mitglieder sofort für daheim bestellen. Wufka hofft, dass das neue System in der Bevölkerung Anklang findet. Zunächst soll es für ein Jahr in den Probebetrieb gehen. Am Ende der Testphase im Spätherbst 2021 wird geprüft, ob das Angebot weitergeführt und eventuell auf weitere Monate erweitert werden kann.
Der Abfallentsorger hat ein Ausnahmejahr hinter sich. Tausend Tonnen mehr Müll haben die Landkreisbürger im ersten Dreivierteljahr produziert. Das sind pro Kopf acht Kilo. Viele Menschen waren wegen Kurzarbeit und Homeoffice mehr daheim. „Und sie haben ausgemistet und ausgeräumt“, sagt Wufka. Als nach dem Lockdown die Wertstoffhöfe wieder offen waren, habe es einen regelrechten Ansturm gegeben. Eine Ampelanlage sorgt nun dafür, dass die Anlieferer geordnet auf den Hof gelotst werden. Manche fühlen sich trotzdem gestresst, wenn sie warten müssen.„Es gibt schwierige Kunden, die sehr emotional reagieren“, so Wufka. Unschöne Szenen spielten sich besonders kurz vor dem ersten Lockdown ab. Die Mitarbeiter mussten sich viel gefallen lassen. Es gab mehrfach Anlieferer, die sich nicht an die Anweisungen halten wollten und sehr aggressiv reagierten. Es ist Wufka deshalb ein besonderes Anliegen, seinen Leuten den Rücken zu stärken. „Unsere 80 Mitarbeiter auf den Wertstoffhöfen machen einen guten Job.“