Rückwärts auf den Olympiaturm
Extremsportler Carsten Neder versucht Weltrekord für einen guten Zweck

Nach jeder Runde malte Carsten Neder einen Kreidestrich an eine Tafel im Inneren des Olympiaturms. (Bild: Christian Brecheis)
291 Meter hoch ist der Münchner Olympiaturm. Die Touristen fahren mit dem Aufzug in 30 Sekunden bis auf 200 Meter in die Höhe. Es gibt aber auch ein Treppenhaus mit 1.020 Stufen. Zugunsten der Initiative krebskranker Kinder und Condrobs hat der Weßlinger Carsten Neder einen Marathon der besonderen Art absolviert. Innerhalb von 24 Stunden lief der 45-Jährige 43-mal die Treppen hinauf und hinunter – und zwar rückwärts. Insgesamt kamen in der Zeit 87.720 Stufen zusammen, das entspricht 8.600 Höhenmeter, das ist nur 200 Meter weniger als der Mount Everest. Ob Neder damit sogar ins „Guinness Buch der Rekorde“ kommt, wird derzeit noch geprüft.
„Jetzt ist es wieder soweit. Ich werde 24 Stunden den Olympiaturm hoch und runter laufen. Das Ganze nicht vorwärts, sondern rückwärts“, sagt ein gutgelaunter und durchtrainierter Carsten Neder in die Kamera von Flo Hagena. Der Weßlinger dokumentierte gemeinsam mit Christian Brecheis den Kraftakt. Im Hintergrund des Videos sieht man den Olympiaturm weit in den Himmel ragen.
Als Ultra-Trial-Läufer ist Neder solche Extreme gewöhnt. Schon einmal hatte er einen Turmlauf bewältigt. Da er damals vorwärts gelaufen war, sollte es diesmal rückwärts gehen. Neder stellte sich rückwärts vor die Stufen im Inneren des Turms. Mit der einen Hand stützte er sich am Geländer ab, mit der anderen an der Wand und dann ging es hoch. Trapp, trapp, trapp, trapp – 24 Stunden lang. In dem Grau des nüchternen Betonbaus sind der rote Sportanzug und die roten Turnschuhe von Neder der einzige Farbklecks. „Geplant ist 40-mal hoch und runter - alles, was danach noch kommt, ist geil“, so Neder.
Runter geht super
Am Ende wird es mehr als „geil“, denn Neder schaffte 43-mal die 1.020 Stufen hinauf und hinunter. Es war allerdings ein gewaltiger Kraftakt. „Die Schwierigkeit ist, dadurch, dass die Stufen weniger tief sind, braucht man viel Kraft, um sich nach oben zu drücken“, erklärte Neder. Das bedeutete: „Da ist viel los im Oberschenkel“ und nicht nur dort. Auch die Knie wurden arg beansprucht. Während des Laufs verletzte sich Neder am Knie und befürchtete abbrechen zu müssen. Dank der Kunst seiner Physiotherapeutin und einer knieschonenderen Technik des Treppensteigens konnte er weitermachen. Nach oben hin wurde der Turm immer enger und damit auch die Stufen. Endlich die Kehrtwende. Beim Abstieg drehte sich Neder um, um ebenfalls rückwärts zu laufen. „Runter geht super. Ich weiß ganz genau, wo der Absatz zuende ist, ich hab da mein System“, berichtete der Sportler, der von einer Crew aus Familie, Freunden und Helfern motiviert wurde.
Dass er sich einer solchen Strapaze aussetzte, sei aber nicht nur der Versuch einen Weltrekord zu erlaufen, sondern in erster Linie möchte der hauptberufliche Grafiker mit dem Treppenlauf Spenden zugunsten der „Initiative krebskranker Kinder“ und „Condrobs“, ein Verein, der sich in der Suchtprävention engagiert, sammeln. „Beides sind Super-Vereine, die soviel für die Gesellschaft und für die Kinder machen“, lobte er. Im Vorfeld hatte Neder eine ganze Reihe an Sponsoren aus dem Landkreis Starnberg und München „gesammelt“. Sie hatten zugesagt, für jede einzelne Stufe einen bestimmten Betrag zu spenden. Diese lagen zwar im Centbereich, aber die Summe machte es aus, so dass am Ende etwa 10.000 Euro zusammen kamen.
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