Roboter im Abwassernetz
"Schau auf die Rohre" bei der AWA-Ammersee
„Irgendwann geht jede Wasserleitung kaputt, egal welches Material man verwendet“, erklärte Thomas Jacobs, Technischer Leiter für den Bereich Abwasser bei der AWA (Ammersee Wasser- und Abwasserbetriebe). Als Beweis zeigte er Rohrstücke, die faustgroße Rostlöcher aufwiesen und Kunststoffrohre mit Rissen. Bayernweit müssen rund 15 Prozent aller Wasserleitungen und Kanäle saniert werden, erklärte Staatsministerin für Umweltschutz Sylva Orlamünde. Mit der Kampagne „Schau auf die Rohre“ soll um Verständnis für die teuren Investitionen geworben werden. An den bayernweiten Aktionstagen beteiligen sich der Freistaat, Gemeinde- und Städtetag sowie die Fachverbände der Wasserwirtschaft. Vor einigen Tagen fand der Aktionstag bei der AWA in Herrsching statt.
Die AWA ist für rund 900 Kilometer Wasser- und Abwasserleitungen zuständig in den Mitgliedsgemeinden Andechs, Inning, Seefeld, Herrsching, Wörthsee, Pähl und Wielenbach. Zwei Millionen Euro werden jährlich für die Sanierung, erklärte Wolfram Gum, Verwaltungsratsvorsitzender.
Bodenmikrofone orten Lecks
Während man bröckelnden Putz und marode Straßen sofort sehe, würde das Wassernetz versteckt unter der Erde liegen. Schäden werden oft zu spät erkannt. Deswegen sei es wichtig, dass die Kommunen ihre Netze regelmäßig kontrollieren, mahnte Roland Kriegsch vom Wasserwirtschaftsamt Weilheim. Schließlich sei das Trink- und Abwassernetz unter der Erde der größte Vermögenswert der Kommunen, gab Gum zu bedenken.
Mit Hightech gehen die Mitarbeiter der AWA auf Suche nach Leckstellen. Zum Beispiel können Löcher akustisch gehört werden. Hochsensible Mikrofone werden aufgesetzt und messen das Geräusch von austretenden Wasser über Distanzen von hunderten Metern auf bis zu 20 Zentimeter genau. Aufwändiges und teures Aufgraben kann somit auf ein Mindestmaß reduziert werden.
Nicht jedes kaputte Rohr muss ausgetauscht werden. Es gibt beispielsweise „Inliner-Verfahren“, erklärte Wolfgang Günthert, Vorsitzender der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft. Dabei bringen Kanalroboter mit Harz getränkte Schläuche an die Schadstellen. Mit Druckluft wird der Schlauch an die Innenwand des Rohrs gepresst und härtet aus. Bis zu einem Viertel der herkömmlichen Kosten könnten dadurch eingespart werden. Besonders beeindruckend war das riesige orangefarbene Sprühfahrzeug mit dem die Mitarbeiter Schläuche und Wasserdüsen durch die Rohre fahren lassen können, die den festgesetzten Dreck wegspülen. Ein Mitarbeiter kontrolliert das Ganze vom Display aus.
Neben den Kommunen sind auch private Leitungsbesitzer aufgerufen, sich um ihre unterirdischen Anlagen zu kümmern. Auf der Homepage www.schaudrauf.bayern.de gibt es viele Praxisbeispiele.
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