"Rettet Berta!"
Bauern sammeln Unterschriften gegen Tierschutznovelle
„Rettet Berta“ steht auf den Transparenten, die Landwirte aus dem Landkreis Starnberg an Orten wie Gilching und Erling-Andechs aufgehängt haben. Damit werben sie für ihre Unterschriftenaktion gegen das geplante Tierschutzgesetz. Geht es durch, soll die Anbindehaltung von Tieren bis 2028 generell verboten sein. „Im Landkreis gibt es 22 Betriebe, die davon betroffen sind. Bayernweit sind es 13.000“, erklärte Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands (BBV), Georg Holzer aus Tutzing. Kleine Bauernhöfe könnten sich aber neue Ställe nicht leisten.
Die Stellvertretende Ortsbäuerin Annette Drexl hat einen kleinen Bauernhof. In Schlagenhofen, einem kleinen Ortsteil von Inning, stehen in ihrem Stall sieben Milchkühe und fünf Jungrinder. Morgens werden die Tiere auf die Wiese getrieben und am Abend kehren sie in ihren Stall zurück. Eine typische Kombihaltung, die es auch auf Almen, Alpen sowie mit Laufhöfen oder Strohboxen gibt. Wenn das Tierschutzgesetz in seiner jetzigen Fassung verabschiedet wird, dann „bliebe in vielen Fällen nur die Aufgabe der Milchviehhaltung“, befürchtet Holzer. „Dann ist bei uns Schluss“, stimmt Drexl zu. Ihr Stall ist fast 100 Jahre alt. Er kann nicht umgebaut werden. Zum einen rechnen die Landwirte mit schätzungsweise 20.000 Euro pro Stallplatz, zum anderen würde ein Bauantrag heute mitten im Ort schon alleine wegen den Immissionen kaum mehr durchgehen
Mit den Kühen verschwinden Wiesen
So wie den Drexls geht es anderen Familien auch. Doch wenn die kleinen Bauernhöfe zumachten, würde sich Bayerns Landwirtschaft zum Negativen verändern. Die artenreichen Wiesen würden verschwinden, wenn sie nicht mehr von Kühen beweidet werden. Viele kleine Höfe bewirtschaften Flächen, auf denen Ackerbau nicht möglich ist, ohne die Kühe würden sie verbuschen, kritisiert Holzer. Der BBV wehrt sich mit der Aktion "Rettet Berta vor dem Schlachthof und Kleinbauern vor dem Aus“ deshalb gegen das Verbot von Anbinde- und Kombinationshaltung und sammelt Unterschriften für den Erhalt der Kombihaltung mit 120 Tagen im Jahr, um den drohenden Verlust von bäuerlichen Strukturen und Biodiversität abzuwenden
Perspektiven statt Verbote
Es werden Ausnahme- und Kompromissregelungen gefordert und eine längere Übergangszeit mit Unterstützung für Anbindeställe und einen Erhalt der Kombihaltung. „Trittstufen statt Stolpersteinen und Perspektiven statt Verbote“, heißt es beim BBV. Flyer liegen in Hofläden, Geschäften und Einrichtungen aus, auf denen ein QR-Code mit Informationen abgerufen werden kann. Bis Mitte Dezember werden Unterschriften – online und in Papierform – gesammelt, die dann in Berlin übergeben werden sollen.
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