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Natur ist viel mehr wert

Klinik Seefeld: Neuer Standort Aubachtal?

Ildiko Gaal-Baier, Mitbegründerin der Bürgerinitiative zeigt, wo die Einfahrt zur Klinik hinkommen müsste. Die Klinik würde mehr Verkehr mit sich bringen. (Bild: Essberger)

Als bekannt wurde, dass ein Standort für den Neubau der Seefelder Klinik gefunden werden müsse und dafür das Gebiet des Aubachtals infrage kommen würde, war eines schnell klar: kampflos würde die Bürgerinitiative Aubachtal diese Fläche nicht hergeben. Das klingt  im ersten Moment dramatisch. Blickt man hinter die Kulissen, stellt sich die Sachlage differenziert dar. Im Aubachtal hat nicht nur der Kiebitz mittlerweile sein Wohnzimmer, auch andere Tiere sind hier beheimatet. Selbst der Biber zieht hier seinen Nachwuchs auf.

Jeder, der schon einmal über die Eichenallee nach Herrsching gefahren ist, kennt das Aubachtal. Es erstreckt sich kurz hinter Weßling, bei Delling den Berg hinab in Richtung Pilsensee. Dort schlängelt sich rund sieben Kilomter lang der Aubach. Das Aubachtal ist viel mehr, als nur eine Grünfläche. Es ist ein sogenannter Grünzug, quasi eine natürliche Belüftung für München. Rund um die Landeshauptstadt gibt es einige solcher Frischluftachsen, die einen ständigen Luftaustausch gewährleisten.

Hier wird´s eng

Bei Seefeld ist der Gürtel besonders eng geschnallt. Hier befindet sich die schmalste Stelle. Diese würde mit dem Bau einer neuen Klinik um einiges dünner werden. Die Entscheidung, das Areal aus der Grünzugsatzung herauszunehmen, stieß auf Gegenwehr, eine Bürgerinitiative wurde gegründet. Sprecher Ortwin Gentz meint dazu: "Man will jetzt nicht alles und jeden verrückt machen, nur sensibilisieren wollen wir die Bürger der Gemeinde Seefeld." Schließlich stehe der Neubau an dieser Stelle noch nicht fest. "Doch wenn man nichts macht, dann wird schnell mal über alle Köpfe hinweg entschieden".

Im Gespräch für einen Erweiterungsbau der Klinik ist auch das unmittelbar angrenzende Grundstück, das extra  gekauft und nur für diesen Zweck verwendet werden darf. Hier wird derzeit geprüft, ob ein zusätzliches Gebäude im Herzen von Seefeld infrage kommt. Wenn ja, dann ist mit einer Großbaustelle über einen längeren Zeitraum zu rechnen.

Das würde aus Sicht der Bürgerinitiative weniger Folgen mit sich bringen, als der Standort neben den uralten Eichen. Im Gespräch mit dem Parsberg Echo erklärte die Mitbegründerin der Bürgerinitiative, Constanze Gentz, was es für eine Belastung für die Umwelt wäre, sollte die Entscheidung auf den Standort an der Eichenallee fallen. "Die jungen Eichen haben noch die Möglichkeit, ihre Wurzeln anzupassen. Die rund 300 Jahre alten Riesen werden ihre Probleme damit haben. Man müsste zwar einen Mindestabstand von 30 Metern zu den Bäumen einhalten, aber die Wurzeln sind unterirdisch wesentlich größer." Außerdem haben die Eichen schon ein Problem. Sie sind von einem Pilz befallen. "Die Bäume sind jetzt schon gestresst. Mit einer Baustelle, würde sich die Situation noch verschlechtern", sagt Gentz. Auch die Vogel- und Insektenwelt würde durcheinanderkommen. Das Klinikgelände wäre rund 2.000 bis 4.000 Quadratmeter groß. So eine Fläche müsse beleuchtet werden. Das  störe die Natur  "die Eichen würden aufgrund so einer Beleuchtung ihre Blätter später verlieren", so Gentz.

Noch ist keine endgültige Entscheidung gefallen. Doch Seefelds Bürgermeister Wolfram Gum wies auf die Wichtigkeit der Klinik am Standort hin. Schließlich sei sie der drittgrößte Arbeitgeber am Ort. Wie groß das Gebiet ist, das aus dem Grünzug herausgenommen werden soll, dazu konnte sich das Gemeindeoberhaupt noch nicht äußern.

Klinik-Chef auf Seiten der Umwelt

Klinik-Geschäftsführer Thomas Weiler hatte ebenfalls an der Sitzung des Gemeinderates teilgenommen. Er sprach sich für die Generalsanierung der Klinik am alten Standort aus. Sollte dies nicht möglich sein, gäbe es für ihn nur zwei Lösungen: Neubau oder Schließung, wobei ein Neubau mehr landschaftliche Veränderung mit sich bringen würde, als die Sanierung.

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