Mittelschule macht mobil
Kein Futter für Kanonen - nein zu Kindersoldaten
Es knallt, der Geruch von Rauch, aufgewühlter Erde und etwas Metallenem liegt in der Luft - kleine Kinderhände umklammern fest das Gewehr. Wie lange sie das jedoch noch können, ist fraglich. Das sind Szenen, die nicht etwa aus einem Hollywood-Streifen stammen - sie passieren tagtäglich irgendwo auf der Erde.
Während hierzulande Kinder und Jugendliche meist eine wohlbehütete Kindheit genießen, wird rund 250.000 Kindersoldaten weltweit eine Kindheit verwährt - denn sie kämpfen täglich im Krieg für Ziele von Erwachsenen.
Zeig die rote Hand
An der Mittelschule Gilching knüpfte Verbindungslehrerin Natascha Kakoschke genau hier an. "Ich bin auf den Red Hand Day gestoßen und wollte dieses Thema unseren Schülern unbedingt weitergeben", erklärt die junge Lehrkraft.
Dem Alter der Kinder entsprechend bereitete sie gemeinsam mit den Klassenleitungen den Stoff für den Unterricht vor. "Wir haben natürlich darauf geachtet, die Kinder vorsichtig an das Thema heranzuführen", erläutert die Pädagogin das Gemeinschaftsprojekt. So wurden im Ethik-, Geschichts- oder Sozialkundeunterricht das sensible Thema "Kindersoldaten" besprochen.
"Viele Schüler waren schockiert über die Situation", so das Resümee der Lehrkräfte. "Unsere Klassen waren mit viel Fleiß dabei und haben die Thematik selbstständig bearbeitet", freuen sich die Pädagogen.
"Sag nein zum Krieg"
Viele Kids hätten während des Projekts festgestellt, dass es nicht selbstverständlich sei, wie sicher sie hierzulande leben würden. "Das hat viele zum Nachdenken gebracht, auch was die kostenlose Schulbildung angeht", so Kakoschke. Mit diesem Projekt sei ihnen klar geworden, dass Bildung, eine Familie und ein Dach über dem Kopf sowie eine unbeschwerte Kindheit keine Selbstverständlichkeiten seien.
Die ganze Mittelschule Gilching hat also nein gesagt, nein zu Krieg, nein zum Einsatz von Kindersoldaten und nein zur Ausbeutung von Unschuldigen. Das wird schon auf dem Parkplatz der Mittelschule deutlich: große Banner mit roten Händen machen am Sportplatz auf das Thema aufmerksam. Sprüche wie "Sag nein zum Krieg", "Lasst Kindern ihre Kindheit" oder "Nein zu Kindersoldaten" sind dort zu lesen.
"Man muss auf solch ein schreckliches Thema einfach hinweisen", findet Kakoschke. Noch immer werden kleine Soldaten in den Kampf geschickt: Afghanistan, Tschad, Kolumbien, Syrien, Israel, Jemen, Thailand oder Somalia, auch auf den Philippinen ist es nach wie vor normal, Kinder in bewaffnete Konflikte zu schicken.
Keine unbekannte Problematik
Am 12. Februar 2002 trat das UN-Fakultativprotokoll in Kraft. Es verbot die zwangsweise Rekrutierung und den Einsatz bei Feindseligkeiten von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Mehr als 165 Regierungen haben dies bereits anerkannt. Doch noch immer setzen viele Länder Kindersoldaten ein. In manchen Kriegen sind sogar Kinder im Alter von sieben Jahren an der Front. "Wir wollen mit unserer Aktion den ersten Stein in Gilching ins Rollen bringen", sagt Kakoschke. Der nächste Schritt sei, die Unterschriften der Mittelschüler an Bürgermeister Manfred Walter zu übergeben. "Wir hoffen, dass dieser dann unsere Unterschriften an die nächst höhere Stelle weiterreicht", so der Wunsch der Lehrkraft. Irgenwann sollen dann Gilchings rote Hände beim UN-Botschafter landen und stellvertretend für die Kinder sprechen, deren Stimmen im Kugelhagel nicht gehört werden.
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