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Mehr Stress als Spaß

Radfahrer geben den Gemeinden schlechte Noten

Bei einer Sternfahrt des ADFC, an der auch viele Radler aus dem Fünfseenland teilgenommen hatten, forderten die Radfahrer bessere Bedingungen (Bild: Tobias Hase)

Der Landkreis Starnberg ist zwar als „fahrradfreundliche Kommune in Bayern“ zertifiziert, doch beim ADFC-Fahrradklimatest zur Zufriedenheit der Radler gab es für die Gemeinden Herrsching und Inning die schlechte Note 4,1. Einzig in Weßling wird das Radfahren mit 3,7 ein wenig positiver bewertet. Vor ein paar Tagen hat der Fahrradclub die Ergebnisse einer Fragebogenaktion aus dem Herbst 2018 veröffentlicht. Dabei waren bundesweit per Online-Umfrage 32 Fragen zur Fahrradfreundlichkeit gestellt worden – beispielsweise, ob das Radfahren Spaß oder Stress bedeutet, ob Radwege von Falschparkern freigehalten werden und ob sich das Radfahren auch für Familien mit Kindern sicher anfühlt. Gemeinden, die mehr als 50 Rückläufer hatten, wurden in die Wertung aufgenommen. Insgesamt antworteten bundesweit etwa 170.000 Menschen.

Eine „vier minus“ gab es für Starnberg. Im landesweiten Vergleich landet Starnberg im Ranking damit auf Platz 31 von 33. Weßling (52 Antworten) rangiert bei vergleichbaren Kommunen auf Platz 75, Herrsching (80 Antworten) kam auf den 139. Platz und Inning (82) auf den 142. Platz von jeweils 186. Besonders positiv beurteilten die Weßlinger die „Werbung für das Radfahren“, wenig Konflikte mit Fußgängern und den Winterdienst. In Herrsching wurde das Angebot an Leihfahrrädern, die Reinigung der Radwege und die Abstellmöglichkeiten als gut befunden. Für die „Erreichbarkeit des Stadtzentrums“ gab es die Note 2,8, für „zügiges Radfahren“ eine 2,9. Die Weßlinger bewerteten dies sogar mit einer 2,2. In Inning wurde positiv bewertet, dass es kaum Fahrraddiebstähle gebe.

Ein Minus für Autos auf den Radwegen

Negativ bewerteten die Befragten schmale Radwege, ein geringes Sicherheitsgefühl, Ampelschaltungen und dass es „großzügig geduldet“ werde, wenn Autofahrer auf Radwegen parken.

Die Herrschinger Radler fühlten sich auf den Straßen nicht sicher. Mit der Bewertung von 4,5 waren die Antworten deutlich negativer als der Durchschnitt 3,8. Auch bei der Familienfreundlichkeit verteilten die Herrschinger schlechte Noten. Vielen ist es zu gefährlich, die Kinder alleine Rad fahren zu lassen. Eine Verschlechterung zu 2014 gab es bei der Frage, ob Radeln „Spaß“ mache, ob man als Verkehrsteilnehmer akzeptiert werde und bei „Konflikten mit Kfz“.

In Inning wurde die schlechte Erreichbarkeit des Stadtzentrums und die wenig attraktive Fahrradmitnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln – die fanden alle schlecht – kritisiert. Außerdem fanden die Befragten, dass zu wenig für das Radln geworben werde (Note 4,5) und es werde „kaum etwas für den Radverkehr getan“ (Note 4,7). Ein „Mangelhaft“ gab es in Inning dafür, dass es keine Möglichkeit gebe, eine Radl zu mieten. Und Kinder würde die Mehrheit nicht alleine mit dem Rad fahren lassen. Das ist lediglich in Weßling nicht so problematisch bewertet. Noten zwischen 3,6 und 4,3 gab es für die Fragen des Themenkomplexes „Familienfreundlichkeit“.

In Weßling macht das Radln mehr Spaß als Stress. Kritisiert wurde die Führung an Baustellen, Hindernisse auf den Radwegen und – das hatten alle drei Gemeinden kritisiert, dass es keine geöffneten Einbahnstraßen in Gegenrichtung für die Radler gebe.

"Menschen wollen eine andere Radverkehrspolitik!"

Bernadette Felsch, Landesvorsitzenden des ADFC Bayern: „Die Radfahrenden geben ihren Städten und Gemeinden in Bayern im Gesamtergebnis kaum gute Noten. Das ist alarmierend, denn angesichts von Umwelt-, Gesundheits- und Verkehrsproblemen sollten dringend mehr Menschen öfter aufs Rad steigen.“

Der Anteil des Radverkehrs liegt in Bayern aktuell bei elf Prozent. Dabei hat sich die Staatsregierung das Ziel gesetzt, den Anteil bis 2025 auf 20 Prozent zu verdoppeln. Anfang April hatten 15.000 Menschen bei der Sternfahrt für eine bessere Radinfrastruktur demonstriert, darunter auch viele Radler aus dem Fünfseenland. Felsch: „Die Menschen wollen eine andere Radverkehrspolitik!“

 

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