Klinikneubau in Hechendorf?
Gemeinde bringt Ratsbegehren auf den Weg
Wo soll das neue Krankenhaus im westlichen Landkreis gebaut werden? In Seefeld könnte es auf einer Fläche östlich des Friedhofs in Hechendorf errichtet werden. Darüber sollen die Bürger in einem Ratsbegehren abstimmen. Wegen der Pandemie wird es eine Briefwahl sein, für die alle stimmberechtigten Bürger die Unterlagen zugeschickt bekommen. Am Sonntag, 27. Juni, wird ab 18 Uhr ausgezählt. Die Bürger sollen auf die Frage, ob sie einem Krankenhausneubau östlich des Friedhofs in Hechendorf zustimmen und die Gemeinde dafür das Bauleitplanverfahren in die Wege leiten soll, mit „Ja“ oder „Nein“ antworten. Die Antwort bedeutet noch nicht, dass das Krankenhaus tatsächlich gebaut wird. Es müssten noch 47 Fachbehörden gehört werden, erklärte Bürgermeister Klaus Kögel.
In einer Sondersitzung hatte sich der Seefelder Gemeinderat gegen die Stimmen der Grünen/BI für das Ratsbegehren ausgesprochen. Der Grund dafür ist, dass die beiden Kliniken in Seefeld und Herrsching, die sich in kommunaler Trägerschaft des Landkreises Starnberg befinden, zukunftsfähig gemacht werden sollen. Die Klinik in Seefeld hat etwa 72 Betten und die Schindlbeckklinik in Herrsching 134. Durch eine Zusammenlegung der beiden Kliniken Seefeld (Chirurgie) und Herrsching (Innere Medizin) und der HNO-Abteilung (aktuell in Starnberg) könnte ein modernes Angebot im Starnberger Klinikverbund geschaffen werden, hieß es in der Sitzungsvorlage für die Gemeinderäte. Darin wurde auch eine Bedarfsanalyse des Bayerischen Gesundheitsministeriums zitiert, in der erläutert wurde, dass rund 200 Betten für ein „zukunftsfähiges Krankenhaus“ benötigt werden. Der Feststellungsbescheid des Gesundheitsministeriums vom Oktober letzten Jahres, weise einen Bedarf aus und stelle erhebliche Fördermittel für einen Neubau in Aussicht.
Schwierige Standortsuche
Am aktuellen Standort kann die Klinik Seefeld nicht erweitern, deswegen hat der Gemeinderat Seefeld alle Grundstücke im Gemeindebereich, die von den Anforderungen her geeignet erschienen, durch Fachbehörden bewerten lassen. Am geeignetsten erschien der Mehrheit im Gemeinderat ein Grundstück angrenzend an den Friedhof in Hechendorf, östlich an der Bahnhofstraße. Allerdings wollen nicht alle verkaufen, so dass sich die erwünschte Fläche auf 25.000 Quadratmeter um ein Viertel verringern werde. Dies könnte dadurch kompensiert werden, dass das neue Gebäude aufgestockt wird.
Darüber entspann sich im Gemeinderat eine Diskussion. Bevor nicht „alle Fakten auf dem Tisch liegen“ und Klarheit über die Höhe des Gebäudes herrsche, könnten die Bürger nicht entscheiden, so Ortwin Gentz (Grüne/BI). Die Fraktion kritisierte einen „künstlichen Zeitdruck“. Wenn ein Thema allzulange diskutiert werde, könne es zu einer Spaltung in der Gemeinde führen, „je länger sich das hinzieht, umso höher kochen die Emotionen“, meinte dagegen Oswald Gasser (FDP). Der Kreisverband der Grünen sowie die Ortsverbände Seefeld und Herrsching haben sich in einer gemeinsamen Presseerklärung zum Klinikneubau geäußert. Sie seien zwar für ein Krankenhaus im westlichen Landkreis, es sei aber ein „Tabu“, dass dafür eine Fläche im Landschaftsschutzgebiet versiegelt werden soll. Sie sind der Meinung, dass „Herrsching mit seiner guten Infrastruktur ein wesentlich besserer Standort für einen Klinikneubau“ sei.
Außerdem läuft eine vom Bund Naturschutz und der Bürgerinitiative Eichenallee initiierte Online-Petition „Kein Klinikneubau im Landschaftsschutzgebiet" (change.org/klinik-seefeld-landschaftsschutz). Das Bündnis warnt vor einer Zerstörung der Kulturlandschaft, einem Flächenfraß und schwerwiegenden ökologischen Folgen. „Ein 200-Betten-Haus wird unseren Ort hin zu einer Verstädterung treiben“, befürchtete Constanze Gentz, Vorsitzende der BN Ortsgruppe Seefeld. Auf der anderen Seite gibt es viele Fürsprecher, die sich durch ein neues Krankenhaus eine wohnortnahe medizinische Versorgung erhoffen. Etwa drei Wochen vor der Wahl wird es eine Bürgerversammlung in der Hechendorfer Turnhalle geben.
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