Kirche wird Kultursaal

Seit 2015 ist die alte Nikolauskirche wegen Problemen mit der Statik geschlossen. Jetzt soll aus dem Gotteshaus ein Kultursaal werden. Schließlich stehen auch Renovierungsarbeiten an der neuen Nikolaus-Kirche und an der Martinskirche an. Für den Herrschinger Pfarrer Simon Rapp seien angesichts der sinkenden Gottesdienstbesucher und der vielen Kirchenaustritte drei Kirchen, die in relativer Nähe zueinander stehen, nicht notwendig. Denn neben den Sanierungskosten fallen auch Unterhaltskosten an. Pfarrer Rapp versprach, dass der Umbau von einem sakralen zu einem weltlichen Gebäude mit „Fingerspitzengefühl“ erfolgen werde. Wie der Saal genutzt werden soll, das regelt eine Vereinbarung zwischen Kirche und Gemeinde. Wie der Umbau aussehen soll, das steht schon fest: Der Altarraum soll abgetrennt werden und als Kapelle für Andachten und kleine Gottesdienste erhalten bleiben. Das Interieur des Kirchenschiffs mit den Bänken wird komplett ausgeräumt, Empore und das Eingangsportal werden abgerissen. Der Innenraum wird dann zu einem beheizbaren Saal mit Bühne umgestaltet. Insgesamt 120 Personen sollen hier Platz finden können.
Im Zwischentrakt sollen die Garderoben, eine kleine Küche, ein Stuhllager und Toiletten eingebaut werden. Erste Schätzungen der Baukosten aus dem Jahr 2021 haben sich auf 3,2 Millionen Euro belaufen. Das Bistum wird 1,2 Millionen Euro beisteuern, jeweils 800.000 Euro haben die Gemeinde und die Kirchenstiftung versprochen. Allerdings werden die Kosten angesichts der derzeitigen Baukostensteigerungen wohl höher ausfallen. „Sie sind schlecht zu prognostizieren“, so Rapp. Deswegen sei man auf Spenden angewiesen.
Vor kurzem hat es deswegen bereits ein Benefizkonzert in der benachbarten neuen Nikolauskirche gegeben. Kirchenmusiker Anton Pfell hat gemeinsam mit der international bekannten Violinistin Arabella Steinbacher zu einem Konzert geladen. Steinbacher ist vor einiger Zeit wieder in ihre alte Heimat Herrsching gezogen und kennt Pfell noch aus ihren musikalischen Anfängen. Weitere Benefizveranstaltungen sind geplant.
Derzeit befindet sich der Umbau in der Planungsphase. Die Pläne müssen mit der Kirche, der Gemeinde, aber auch dem Denkmalschutzamt sowie anderen Behörden abgestimmt werden. Für Herrsching wäre der neue Kultursaal, der barrierefrei gestaltet werden soll, eine Bereicherung, betonte Bürgermeister Christian Schiller im Rahmen des Konzerts. Denn ein solcher, der noch dazu mitten im Ort gelegen ist, würde fehlen. Für die katholischen Gläubigen soll die neue, etwa 30 Jahre alte Nikolauskirche mit 350 Plätzen, als Hauptkirche bestehen bleiben. In der idyllischen Martinskirche sollen weiterhin beispielsweise Hochzeiten oder Taufen abgehalten werden.