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Rubrik: Gesamt · Ort: fuenfseenland
(K)eine Party am Weßlinger See
Feiern ja - aber bitte nicht hier
Der Weßlinger See wird von vielen Menschen geschätzt. Nicht umsonst wird er liebevoll auch das "Herz von Weßling" genannt. Der See ohne Zu- oder Abfluss hat seinen Ursprung in der Eiszeit und entstand vermutlich als Toteisloch während der Würmeiszeit. Ein Rundweg um den See informiert Besucher über die dortige Flora und Fauna. Viele Besucher genießen die Idylle am kleinen See, der jetzt aktuell Thema im Gemeinderat ist. Allerdings geht es dieses Mal nicht um Probleme mit Wasserpflanzen, die wuchern oder um neue Hinweistafeln, sondern um feiernde Jugendliche.
"Tatort" Hans-Schottenhamel-Gasserl
Am Hans-Schottenhamel-Gasserl stehen Bänke, die zum Ausruhen einladen. Bereits im letzten Sommer und auch jüngst in den letzten warmen Nächten, haben einige Jugendliche diesen Platz auch für sich entdeckt. Jedoch seien diese Treffen in der Vergangenheit öfters ausgeartet, wie Anwohner berichteten. Brennende Biertragel, die im Garten gelandet seien, laute Musik und ein übermäßiger Alkoholkonsum wären das Ergebnis der Feierei gewesen.
Vor Kurzem tauchten zudem zwei Buben zahlreiche große Scherben aus dem See. Diese steckten dort im Boden fest. Wer die Scherben dort anbrachte und wie lange sie bereits im See waren, ist nicht bekannt.
Bereits im September letzten Jahres beschwerten sich Betroffene in der Bürgerfragestunde und brachten das Thema vor dem Gemeinderat an. Ein Alkoholverbot, Kameraüberwachung oder auch ein Versetzen der Sitzbänke sowie das Beauftragen eines Sicherheitsdienstes waren die ersten Lösungsvorschläge.
Nach einer nichtöffentlichen Sitzung im Gemeinderat wurde jüngst beschlossen, gegen das angeprangerte Verhalten der Jugendlichen vorzugehen. Nachdem der Gemeinderat sich für den Einsatz eines Sicherheitsdienstes ausgesprochen hatte, entschied man sich letztendlich dazu, probehalber einen Dienst einzusetzen. So sollte am See wieder Ruhe einkehren.
"Vertreiben ist keine Lösung"
Diese Lösung gefällt aber nicht jedem Gemeindemitglied. Anton G. Leitner, Verleger aus Weßling, findet, dass ein Vertreiben vom vermeintlichen Brennpunkt keine Lösung sei. Er regte an, dass man mit den Jugendlichen das Gespräch suchen und auf sie zugehen sollte. "Der Weßlinger See soll keine jugendfreie Zone werden", sagt Leitner. Obwohl sein Anwesen nicht direkt am See liegt, ist er seit kurzem von dem Problem nun selbst betroffen. Die "Partyzone" der Jugendlichen hat sich jetzt vom See an die Hauptstraße verlagert. Dort steht etwas abgeschottet eine rote Couch gegenüber den S-Bahn-Gleisen, die von den Feiernden gerne genutzt wird. "Vergangenes Wochenende wurde es zwar auf der Couch wieder etwas lauter aber in einem Rahmen, den man auf jeden Fall ertragen kann", so Leitner. "Es ist aber keine Lösung, dass die Jugendlichen vom See vertrieben werden und dann anderorts weitermachen", sagt er. An der Hauptstraße sei es zudem nicht ganz ungefährlich. "Meiner Ansicht nach wäre ein Streetworker die richtige Lösung. Er kann den Jugendlichen helfen und geht ganz anders auf sie zu, als ein Anwohner, dem der Schlaf geraubt wurde", ist Leitners Lösungsvorschlag.
Die Diskussion hält an
Wie Bürgermeister Michael Muther mitteilte, werde derzeit über verschiedene weitere Lösungsansätze diskutiert. Diese sollen ebenfalls zeitnah erprobt werden. Ebenso sei noch kein offizieller Rückzugsort für Jugendliche geplant, wie zum Beispiel ein Jugendhaus. Aktuell gibt es in der Gemeinde keinen Jugendtreff und auch keinen Streetworker.
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