Kahlschlag der Kolonie
25 Bäume mit Krähennestern in Gilching gefällt
Seit Wochen haben die Krähen an ihren Nestern auf den Bäumen an der Landsberger Straße gebaut. Vergangenen Samstag war damit Schluss. Um sieben Uhr morgens rückten die Baumfäller in Gilching an und fällten einen nach den anderen der etwa 25 Bäume. Proteste der Bürger, die sich gegen diese Maßnahme während der Brutzeit gerichtet hatten, hatten nichts genutzt. Der Kahlschlag soll Platz für weitere Container machen. Auf dem Grundstück neben der Straßenmeisterei soll das Containerdorf erweitert werden. Derzeit leben etwa 150 Geflüchtete dort.
Tierschützerin Gabriele Taubenhuber steht weinend am Zaun. „Ich habe alles versucht, um das zu verhindern. Gespräche, Briefe an alle Behörden, nichts hat genutzt“. Sie kann nicht verstehen, warum mit der Fällaktion nicht bis nach der Brutzeit gewartet wurde. „Es bricht mir das Herz. Die Brut für dieses Jahr ist verloren“, schluchzt die Seniorin. Mit schweren Geräten werden die Baumstämme und Äste verladen. Am Himmel kreisen die nun heimatlosen Krähen. Am Zaun hängen Herzen mit Aufschriften wie: „Ohne Hirn – ohne Herz“, „Gesetze zählen nicht für jeden“. An der Straße wurden ein paar leere Nester aufgereiht. Dazwischen liegt eine Krähe, die die Fällaktion nicht überlebt hat. Gabriele Taubenhuber hebt das Tier auf. Sie will es mit nach Hause nehmen. Es soll nicht auch noch von Hunden oder Katzen zerfleischt werden.
Kritik an Fällung während der Brutzeit
Gemeinderat Martin Pilgram hat die Fällaktion um sieben Uhr morgens verfolgt, „Von den 2023 gezählten 81 Brutpaaren werden sich nun mindestens 67 neue Brutplätze suchen müssen“, bedauert er. In den sozialen Medien hat die Zerstörung der Krähenkolonie heftige Kritik ausgelöst. „Jeder Bürger bekommt eine saftige Strafe, wenn er zwischen 1. März und Oktober einen Baum fällt oder die Hecke schneidet. Und hier darf die Regierung von Oberbayern innerhalb dieser Zeit 25 Bäume mit rund 100 Nestern fällen“, heißt es beispielsweise. Kein Verständnis gibt es vor allem, da Landrat Stefan Frey bereits vor Monaten den Gemeinden mitgeteilt hatte, dass die Gemeinschaftsunterkünfte erweitert werden sollten. „Man hätte genügend Zeit gehabt, die Bäume vorher zu fällen“, so ein Kritiker, oder den Nestbau frühzeitig verhindern, oder man hätte die Krähen schonend umziehen müssen, ist sich die Community einig. Erst in der letzten Gemeinderatssitzung hatte Bürgermeister Manfred Walter unter dem Tagesordnungspunkt „Verschiedenes“ informiert, dass nun die Erweiterung der Unterkunft an der Landsberger Straße vollzogen werden solle. Die Obere Naturschutzbehörde habe zwar wegen der geplanten Baumfällungen ein Veto eingelegt, aber von Seiten der Regierung von Oberbayern sei die Dringlichkeit einer Unterkunft höher bewertet worden als der Tierschutz. Der Gemeinde seien jedenfalls die Hände gebunden. Sowohl Grundstück als auch Bauherr und Maßnahmenträger für die Unterkunft sei der Freistaat. Eine Genehmigung erfolge ausschließlich über staatliche Behörden.
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