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Jetzt wird's in Gilching fair

Max Huber und Jan Haas über die ersten Schritte zur Fair-Trade-Town

Die Steuerungsgruppe von links: Manfred Gehrke (Verein Zeitreise), Jan Haas (Verwaltung), Martin Pilgram (Gemeinderat, Tatjana Kaufmann (Katholische Kirche(Familieninsel), Carina Bischke (Stadt Erding), Anja Kiemle (Montessori-Schule), Jörg Frey (Gleis 8), Christa Moser (Vamos), Stefan Schilling (Landesbund für Vogelschutz), Manfred Walter (Bürgermeister), Bauamtsleiter Max Huber, Klaus Schuy (Evangelische Kirche/Unternehmensberater) und Rosmarie Brosig (BfG). Nicht auf dem Foto: Marc Luplow (Bauamt) und Anna Krott (Hörmuschel). (Bild: Gemeinde Gilching)

Gilching setzt jetzt alles auf eine Karte und zwar auf eine faire. Anstoß für die ersten Schritte zur Faire-Trade- Gemeinde gab hierfür Gemeinderat Martin Pilgram vom Bündnis90/Die Grünen. Er stellte einen Antrag unter dem Motto "Fair und lokal", damit Gilching eine Fair-Trade-Gemeinde wird und rannte damit offene Türen im Gemeinderat ein. Doch eine solche Gemeinde wird man nicht von heute auf morgen. Viele Anforderungen werden an Kommunen gestellt, damit sie sich eine solche Bezeichnung auf die Fahne schreiben dürfen. Was genau in Gilching gerade passiert und wie fair die Gemeindeverwaltung bereits ist, beantworteten Bauamtsleiter Max Huber und Umweltbeauftrager Jan Haas dem Parsberg Echo:

Wo möchte das Rathaus (außer bei Kaffee) noch Fair Trade werden?

Da sind wir gerade noch am Überlegen und Überprüfen, in welchen Bereichen wir im Rathaus fair gehandelte Produkte einsetzen können. Kaffee und Tee sind erst der Anfang. Faire Produkte können beispielsweise die Geschenkkörbe zu den verschiedenen Jubiläen enthalten. Neben Kaffee gibt es ja eine Vielzahl von fair gehandelten Lebensmitteln, wie Schokolade, Obst aber auch Blumen.

Inwieweit lässt sich Fair Trade auf den lokalen Einzelhandel ausbauen?

Der Einzelhandel im Lebensmittelbereich in Gilching ist eigentlich gut mit fairen Produkten bestückt. Es gibt in allen Geschäften, auch Discountern eine gute Auswahl mit Produkten aus dem fairen Handel und dem entsprechenden Logo. Inwieweit es aber bei Kleidungsartikeln oder Schuhen fair gehandelte Produkte gibt, müssen wir noch erkunden. Gerade in diesem Bereich werden in Schwellenländern oftmals unfaire Löhne bezahlt. Daneben ist uns die Gastronomie wichtig, dass hier unter anderem faire Produkte verarbeitet werden. Das wäre zudem eine gute Werbung für die Betriebe.

Welche Kriterien muss man erfüllen, um Fair Trade-Gemeinde zu werden?

Es gibt fünf Kriterien: Der Ratsbeschluss wurde bereits gefasst. Die Steuerungsgruppe mit dem Umweltbeauftragten in der Gemeindeverwaltung, Jan Haas als Sprecher,  hat sich letzte Woche gegründet. Der Einzelhandel und die Gastronomie in Gilching müssen faire Produkte anbieten. Die Zivilgesellschaft, wie Vereine, Kirchen, Schulen und andere öffentliche Einrichtungen müssen ebenfalls mitmachen. Letztes Kriterium ist, dass durch Pressearbeit über die Aktionen berichtet wird: Die Art und Weise, wie unsere wohlhabenden Industrienationen auf Kosten ärmerer Länder und deren Menschen leben, ist nämlich nicht mehr tragbar. Faire Löhne und fairen Handel sowie gerechte Lebensbedingungen gilt es in der ganzen Welt anzustreben.

Bis wann sind die Ziele umsetzbar?

Nachdem wir die fünf Kriterien schon fast alle erfüllt haben, wird eine Zertifizierung Gilchings zur Fair-Trade-Town bald erfolgen können. Die Zertifizierung ist aber nicht das Ziel, sondern der Startpunkt eines hoffentlich bunten Prozesses in Gilching. Eine erste Evaluation der erreichten Ziele kann in rund fünf Jahren erfolgen.

Soll in naher Zukunft alles in Gilching Fair Trade werden?

Natürlich soll der faire Handel nicht andere sinnvolle Formen nachhaltigen Handelns verdrängen. Der Honig vom lokalen Imker und der Wein aus Franken macht ökologisch natürlich mehr Sinn, als weitgereiste Produkte aus Afrika oder Chile. Es soll in naher Zukunft aber soviel wie möglich fair gehandelt und gekauft werden.

Alles sofort zu erreichen, ist immer schwierig. Aber ein gewisses Bewusstsein sollte jeder darüber haben, dass viele unserer importierten Produkte nur deshalb so billig sein können, weil es unfaire Lebensbedingungen und Löhne in ärmeren Ländern und Regionen der Welt gibt. Jeder Bürger kann am Prozess mitmachen und durch bewussten Einkauf von fairen Produkten etwas verändern. Grundsätzlich gilt, je mehr fair gehandelte Produkte gekauft werden, desto größer ist der positive Effekt.

Wo rechnet die Gemeinde weiterhin mit Abstrichen in Sachen Fair Trade?

Wir hoffen auf einen durchbrechenden Erfolg! Das müssen wir aber noch sehen. Viele Produkte im fairen Handel sind noch Nischenprodukte: Die Moral stirbt bekanntlich am Regal.

Auf was kann man am nächsten Umwelttag gespannt sein?

Es gibt viele gute Ideen. Die Steuerungsgruppe hat sich erst gegründet. Vorgeschlagen wurde beispielsweise ein Buch mit fairen Rezepten oder die Veranstaltung eines Eine-Welt-Festes in Gilching am Umwelttag. Jeder ist eingeladen, mitzumachen. Der Umweltbeauftragte Jan Haas koordiniert alles im Rathaus und ist unter der Telefonnummer 08105/386673 erreichbar.

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