"Immer Mensch geblieben"
Karl Roth wird mit dem Titel Altlandrat gewürdigt
Es war ein ergreifender Moment, als alle Kreisräte für den Mann oben auf der Bühne aufstanden. Ein sichtlich gerührter Karl Roth nahm den ihm geltenden minutenlangen Applaus in der Schlossberghalle entgegen. Der Landrat a.D. trägt nun den Ehrentitel „Altlandrat“. Für die Auszeichnung hatte der Kreistag in seltener Einmütigkeit bereits im Juli vergangenen Jahres gestimmt, die offizielle Verleihung war wegen der Pandemie erst jetzt möglich. Roth dankte nicht nur Wegbegleitern, ehemaligen Mitarbeitern in der Verwaltung und den Kreisräten, sondern auch seiner Frau Elisabeth, mit der er just an diesem Tag den 46. Hochzeitstag feierte. In einer sehr persönlichen Rede zog er ein Resümee seiner Amtszeit.
Schlaflose Nächte
Zu den größten Meilensteinen zählte er den Ausbau der Bildung mit dem Gymnasium Herrsching und der FOS Starnberg, sowie die Umstrukturierung des Starnberger Krankenhauses zum heutigen Verbund der Starnberger Kliniken GmbH. Einige der Herausforderungen perlten nicht spurlos an ihm ab, wie er gestand. Er sprach von „vielen schlaflosen Nächten“ während der Flüchtlingskrise 2015, als es um die schnelle und würdige Unterbringung von Hunderten von heimatlosen Menschen ging und die damit verbundene Überzeugungsarbeit bei den Gemeinden. Spuren hinterlassen haben auch die persönlichen Angriffe während des Baus der Berger Windräder, als Kritiker ihn und Bürgermeister Rupert Monn als Puppen am Baum aufgehängt hatten. „Das geht einem unter die Haut.“ Dagegen sei eine der schönsten Aufgaben als Landrat gewesen, Zeit mit Kindern, Senioren und Behinderten zu verbringen. „Das hat mir viel gegeben.“ Und er schloss mit den Worten: „Es war mir eine große Ehre, dem Landkreis zwölf Jahre lang zu dienen.“
Viele Verdienste
Landrat Stefan Frey ging in seiner Laudatio mit herzlichen Worten auf die vielen Verdienste Roths ein. Dazu zählen der Ausbau des Wirtschaftsstandorts, des öffentlichen Nahverkehrs, der Bildung, des Gesundheitswesens, die schnelle Hilfe in der Flüchtlingskrise, die Fusion der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und Tourismusverband zur gwt mit der Bildung der Marke „StarnbergAmmersee“ und die Förderung von Energiewende, Behindertenarbeit und Ehrenamt. Roth habe außerdem den Grundstein für den Erweiterung des Landratsamts gelegt in Form eines modernen Verwaltungsanbaus gelegt, der kürzlich eingeweiht wurde. Besonders würdigte er die menschlichen Qualitäten seines Vorgängers, der auch in angespannten Situationen immer den richtigen Ton gefunden habe und um den Ausgleich bemüht gewesen sei. „Lieber Karl, du bist immer Mensch geblieben“, wandte er sich an Roth.
Karl Roth bekam aber nicht eine Urkunde, sondern auch eine Überraschung in Form einer Namenstafel fürs Haus aus grünem Emaille und der Inschrift „Roth – Anwesen des Altlandrats, Landrat des Landkreises Starnberg von 2008 bis 2020“. Damit hat es folgende Bewandtnis: In seiner Zeit als Andechser Bürgermeister hatte Roth eine Tafel „Wohnung des Bürgermeisters“ an seinem Haus in Erling. Diese gab er bei seinem Amtsantritt als Landrat an den Heimatverein zurück. Die Löcher seien aber noch vorhanden, scherzte Roth, so dass sich die neue Tafel problemlos anbringen ließe.
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