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"Ich werde vorgeführt und hingehalten"

Bittere Worte vom Pächter des Hotels Bayerischer Hof

Soll der denkmalgeschützte Bayerische Hof absichtlich schlechter dastehen, als er ist? . (Bild: Bayerischer Hof)

Nicolas Schrogl wehrt sich gegen die Nutzungsuntersagung des Hotels Bayerischer Hof. „Mir ist Gerechtigkeit sehr wichtig und der Bayerische Hof liegt mir am Herzen“, sagt der Pächter, der das Starnberger Traditionshaus seit elf Jahren mit großer Liebe führt und es unbedingt erhalten will. „Aber mir bleibt nichts anderes übrig, als vor Gericht Widerspruch einzulegen.“ Anderfalls würde das bedeuten, dass Schrogl mit allen behördlichen Anordnungen einverstanden ist, was er aus nachvollziehbaren Gründen sicher nicht ist.

Seit Weihnachten müssen er und sein Team mit der plötzlichen Sperrung des Hauses leben, dessen Dach nach Auffassung des Landratsamts einsturzgefährdet sein soll. Die Kreisbehörde stützt sich dabei auf ein von der Stadt Starnberg vorgelegtes "Gutachten", das keine zwei Seiten lang ist und weder Stempel noch Unterschrift trägt, wie Schrogl kritisiert.

Angefordert hatte er bei der Stadt eine Expertise, aus der die Einsturzgefahr hervorgehen sollte. Was er stattdessen vom Landratsamt erhielt, war der Nutzungsentzug samt dem besagten Statiker-Schreiben, das er übrigens erst sieben Wochen nach der Zwangsschließung erstmals zu Gesicht bekam. „Ein renovierungsbedürftiges, jedoch funktionstüchtiges Hotel samt Cafe und griechischem Restaurant mit über 20 Mitarbeitern soll von heute auf morgen geschlossen werden aufgrund einer nicht unterzeichneten zweiseitigen Stellungnahme? Mir fehlen die Worte…“, so der Hotelier. Er wird den Verdacht nicht los, dass das Gebäude bewusst schlechter dastehen soll, als es ist. Dass die Stadt eine achtseitige und präzise beschriebene Bestandsaufnahme eines auf Denkmalschutz spezialisierten Fachmanns, die dem altehrwürdigen Hotel einen weitaus besseren Zustand bescheinigt, vollständig ignoriert, bestärkt ihn in dem Glauben.

Kündigung

Wochenlang hat Schrogl nach der Stilllegung auf ein Ende der Funkstille aus dem Rathaus gewartet und auf Interesse gehofft. Das Einzige, was kam, war ein lapidares Schreiben mit der Kündigung des Pachtvertrags zum 31. August, „weil mit einer Wiederaufnahme des Betriebs nicht zu rechnen ist“, wie Schrogl aus dem Brief zitiert. Der Hotelier ist frustriert darüber, wie die Stadt als Eigentümerin und das Landratsamt mit ihm umgehen und seinen Einsatz, seine Vorschläge, sein Angebot und auch die Expertisen von Fachleuten ignorieren. Er kommt sich vorgeführt und hingehalten vor. Schrogl vermutet mittlerweile, dass die Stadt seit langem vorhat, das Haus abzureißen. „Warum sonst haben sie mein Geld nie angenommen?“, fragt er. Wo er doch der Stadt in zahlreichen Schreiben seine Investitionsbereitschaft angeboten habe, ohne jemals eine positive Reaktion darauf zu bekommen. „Wir haben seit 2004 weit über eine Million Euro in das Denkmal investiert und hätten mindestens noch eine weitere aus eigenen Mitteln investieren können.“

Was steckt dahinter?

Eigentlich kann er sich nur den einen Reim darauf machen: dass hinter dem ganzen Gebaren die Absicht steht, das Bauwerk eben so lange vergammeln zu lassen, bis es rettungslos baufällig ist und der Denkmalschutz nichts mehr ausrichten kann. Denn ohne den lästigen Altbau wäre das Grundstück in Starnbergs bester City-Lage doppelt und dreifach so viel wert – und ließe sich lukrativ an einen Investor verkaufen. Doch dabei bliebe die schützenswerte Tradition dieses städtebildprägenden Baudenkmals auf der Strecke.

Warum den Schrogl zum Gespräch treffen, wenn die Zukunft des Hotels schon lange entschieden ist, diesen Verdacht wird der 43-Jährige nicht mehr los, wenn er an den Verlauf seiner Beziehung zur Kommune denkt. „Ich habe die Stadt immer verteidigt, aber mir kommt das alles schon sehr komisch vor“, sagt er.

Zusagen nicht eingehalten

Jeder Bürgermeister seit Heribert Thallmair habe die Pächter mit Sanierungsversprechungen nur hingehalten, so Schrogls Vorwurf. Nie sei was passiert, alles nur heiße Luft gewesen. Hoffnung kam kurz Anfang 2013 auf, als ihm die Stadt endlich die Erledigung der dringendsten Arbeiten zusagte. Das hat er schwarz auf weiß. „Der Bauausschuss hat über Sofortmaßnahmen entschieden, die durchgeführt werden“, liest der Hotelier aus einem Schreiben der Verwaltung aus der Amtsperiode Ferdinand Pfaffingers vor. „Darauf warten wir noch heute“, ist er verbittert. „Was hätte man in all den Jahren bereits erfolgreich machen können, wir hätten es zusammen peu à peu sanieren können.“

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