5-Seend Wochenanzeiger Wir sind Ihr Wochenblatt für das Fünfseenland

Hilfe für den Zirkus King

Seit März sitzen die Artisten in Gilching fest

Leonardo (l.) und Artur Kaiser bei ihrer Kamelherde. (Bild: pst)

Seit März sitzt der Circus King auf der Wiese an der Frühlingsstraße in Gilching fest. Wegen der Corona-Krise mussten alle Vorstellungen abgesagt werden und das bedeutet für die Zirkusfamilie "keine Einnahmen". Doch die Bürger aus Gilching und Umgebung haben Herz bewiesen. „Mit einer so tollen Unterstützung hätten wir gar nicht gerechnet“, berichtet Zirkusdirektor Artur Kaiser, der mit seiner Familie und weiteren Familienangehörigen bereits in neunter Generation mit dem Zirkus unterwegs ist.

Besonders dankbar ist Kaiser dem Landwirt, der dem Zirkus gestattet hat, weiterhin auf seiner Wiese zu bleiben. „Von unserer ersten Vorstellung bekommt er den Erlös“, verspricht Kaiser. Dankbar ist er aber auch über die vielen persönlichen Hilfen. Unsere 5-Seen-Wochenanzeiger-Zustellerin Sonja Hitz hat es sich beispielsweise zur Aufgabe gemacht, Obst und Gemüse von den umliegenden Supermärkten für den Zirkus einzusammeln. Andere bringen Geld vorbei, Karotten, Äpfel und Heu für die Tiere.

Artur Kaiser hofft, dass das Engagement nicht nachlässt und seine Familie auch in den nächsten Wochen über die schwierige Zeit bringen wird. Der 29-Jährige muss sich nämlich neben dem Zirkus auch um seine Familie kümmern. Erst vor wenigen Tagen hat Ehefrau Sandy das vierte Kind zur Welt gebracht. Louisiana heißt das kleine Mädchen, über das sich auch die Geschwister Luciano (10), Loredana (8) und Leandro (4) freuen.

Versicherung für Lkw wird fällig

Derzeit macht sich der junge Familienvater große Sorgen wie er die Versicherung für die beiden Lastwagen aufbringen soll, die bald fällig wird. Am liebsten würde er natürlich das Zirkuszelt aufbauen und zu einer Vorstellung einladen. Ein Hygienekonzept hat er auch schon, aber bis es soweit ist, werde es noch dauern, befürchtet er.

Wenigstens ist genügend Zeit, um Kunststücke einzutrainieren und den Fuhrpark wieder auf Vordermann zu bringen. Vor kurzem sind dafür zwei Graffitikünstler, der Gilchinger Melander „Lando“ Holzapfel und Mathias „Loomit“ Köhler, mit ihren Spraydosen vorbei gekommen und haben den Zirkuswagen mit neuen Motiven bemalt.

Zur Zirkusfamilie gehören auch 42 Tiere. Es sind Kamele, Lamas, Ponys, Esel, Rinder und „Schweini“, das kleine Schweinchen. Das älteste Tier ist ein 28 Jahre alter Esel, das jüngste ist das Kamelkalb Helmut, das in Gilching geboren wurde. Für die Kinder ist es faszinierend zu beobachten, wie aus dem Baby mit dem weichen weißen Fell allmählich ein kräftiges Jungtier wird.

Anziehungspunkt geworden

Kunststücke wird Helmut nie machen müssen. „Unsere Tiere brauchen keinen Purzelbaum zu schlagen“, versichert Artur King. „Sie präsentieren sich.“ Das heißt, dass sie bei Vorstellungen ihre Runden in der Manege drehen, dazu wird erklärt. „Wenn sich ein Tier lieber in den Sägespänen wälzen möchte, dann darf es das auch. Sie dürfen sich ganz natürlich benehmen.“

Die Tiere sind der Anziehungspunkt für Gilchinger Familien geworden. Viele Kinder kommen täglich vorbei und haben sogar Patenschaften für die Tiere übernommen. „Ich habe einen Esel bekommen“, freut sich beispielsweise die zehnjährige Mia und strahlt. Vor dem Weidezaun steht ein Schild, das auf die Abstandsgebote hinweist, denn die Gesundheit aller ist auch im Zirkus oberstes Gebot. „Unser Zirkus hat den ersten und zweiten Weltkrieg überlebt, wir werden auch die Corona-Krise überleben“, hofft Kaiser.

Startseite Anzeige aufgeben Zeitung online lesen Jobs Kontakt Facebook Anfahrt