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Herrsching bleibt "Fairtrade-Gemeinde"
Bayernweit war Herrsching eine der ersten Gemeinden, die 2010 den Titel „Fairtrade Gemeinde“ verliehen bekommen hat. In ganz Deutschland gab es gerade einmal 19 Fairtrade-Gemeinden. Acht Jahre später können weltweit 2.000 Fairtrade-Towns gezählt werden und deutschlandweit tragen inzwischen 537 Kommunen diesen Titel. Und es werden immer mehr. Erst vor kurzem hat der Kreistag beschlossen, dass auch der Landkreis Starnberg sich um diese Auszeichnung bewerben will. Den aufwändigen Bewerbungsprozess hat die 10.000-Einwohner-Gemeinde am Ammersee längst hinter sich. Auf den Lorbeeren ausruhen kann sich Herrsching allerdings nicht. Denn „Fairtrade“ ist kein Titel auf Lebenszeit. Die Voraussetzungen für eine Verlängerung dieser Auszeichnung werden regelmäßig überprüft. Vor kurzem war es wieder soweit. „Ich freue mich, dass wir diesen Titel für weitere zwei Jahre tragen dürfen“, so Bürgermeister Christian Schiller.
Verschiedene Kriterien muss Herrsching erfüllen, um als Fairtrade-Gemeinde vom Verein „TransFair“ anerkannt zu werden. Dieser wird von 35 Institutionen aus den Bereichen Kirche, Entwicklungspolitik, Verbraucherschutz, Frauen, Bildung und Soziales getragen. Das reicht vom Engagement im entwicklungspolitischen Bereich, über Bildungsarbeit bis zum Verkauf von „fair“ gehandelten Waren. In Herrsching läuft die Aktion „Grabsteine ohne ausbeuterische Kinderarbeit“, es gibt Aktionstage im Weltladen, in den Schulen, in der Nikolaus-Kirche werden einmal monatlich nach dem Gottesdienst „faire Lebensmittel“ angeboten. In Supermärkten gibt es „Fairtrade“ zu kaufen, einige Gastronome kochen mit solchen Produkten und die Gemeinderäte knabbern in den Sitzungen Fairtrade-Leckereien.
Was bedeutet „fair“?
Mit „fairem Handel“ bezeichnet man den kontrollierten Handel, bei dem Produzenten aus Entwicklungsländern bessere Handelsbedingungen für ihre Produkte und soziale Rechte für Produzenten und Arbeiter bekommen. Im September 2018 soll anlässlich der bundesweiten „Fairen Woche“ die „SeenLiebe Schokolade“ in die Geschäfte kommen. Nicht nur der Kakao, auch die Schokolade wird in Ghana produziert. So bleibt die wesentliche Wertschöpfung bei den Produzenten in Ghana. Außerdem wird am Mittwoch, 26. September 2018, Autor Frank Hermann auf seiner Fairbike Tour von Flensburg nach Füssen in Herrsching Station machen und einen Vortrag über faire Geldanlagen halten.
Wesentlicher Motor für alle Fairtrade-Aktionen ist die Herrschinger Fairtrade-Steuerungsgruppe, deren Sprecher der Kinderarzt Martin Hirte und Elisabeth Kreuz vom Verein Indienhilfe sind. Gemeinderätin Christiane Gruber vertritt in der Gruppe die Gemeinde Herrsching.
Und es geht weiter: Mittelfristig sollen in den gemeindlichen Einrichtungen fair produzierte Blumen, Bälle, Spielzeuge, Kleidung und Geschenkartikel verwendet werden. Herrschinger Vereine können in ihren Zuschussanträgen an die Gemeinde höhere Beschaffungskosten für solche Produkte, die ohne ausbeuterische Kinderarbeit entstanden sind, ausweisen.
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