Geothermieriese bei Höhenrain
Gemeinden fürchten Schwerlastverkehr
Bei Höhenrain (Gemeinde Berg), nahe der Garmischer Autobahn, soll demnächst Deutschlands größtes Geothermie-Kraftwerk entstehen. Mit dem Bau müssen sich zwar die Ickinger herumschlagen, weil er auf ihrem Gemeindegrund liegt. Doch die schweren Baufahrzeuge könnten auch durch Höhenrain donnern und die Anwohner belasten – weil die Autobahndirektion Südbayern die Raststätte nicht als Ausfahrt öffnen will. Verärgert beschlossen die Ickinger, die einzig andere Zufahrt zu sperren.
Größte Anlage Deutschlands
Es ist ein Riesen-Ding, das die Erdwärme Bayern bauen will. Nicht nur von den baulichen Dimensionen, sondern besonders von der Leistung: Die Anlage soll bis zu 30 Megawatt Strom erzeugen. Ein deutschlandweiter Spitzenwert, laut Geschäftsführer Markus Wiendieck. Er will im ersten Halbjahr 2018 mit den Bohrungen beginnen. Zum Vergleich: die Weilheimer Anlage ist auf 26 Megawatt ausgelegt.
Kritik an dem Vorhaben hatte es reichlich gegeben. Doch als privilegiertes Vorhaben kann der Bau nicht abgelehnt werden. Den Sinn des regenerativen Energieerzeugers stellt auch niemand in Frage. Wohl aber die Lage inmitten der schönen Landschaft. Immerhin konnten die Ickinger nach zähem Ringen erreichen, dass das Kraftwerk nicht weithin sichtbar auf dem Höhenzug zwischen Attenhausen und Dorfen steht, sondern zur Hälfte im Wald bei der Autobahn verschwindet. Nun gab es neuen Ärger um den Baustellenverkehr.
Autobahndirektion sagt Nein
Beabsichtigt war, dass während der Bauzeit alle Laster von der Autobahnraststätte Höhenrain auf einer eigenen Zufahrt direkt zum Bohrplatz fahren sollen. Nun teilte Ickings Bürgermeisterin Margit Menrad UBI) im Gemeinderat mit, dass die Autobahndirektion die Genehmigung nur für die 40-Tonner und darüber erteilt habe. „Weil die Raststätte keine öffentliche Ausfahrt ist und die Direktion den Verkehr begrenzen will.“
"Können wir den Anliegern nicht zumuten"
Das bedeutet aber, dass alle anderen Baufahrzeuge – ob 7,5-Tonner oder 30-Tonner – die öffentlichen Straßen nehmen und über Höhenrain oder Attenhausen die Baustelle erreichen würden. Die letzten hundert Meter müssten sie auf einem Feldweg zurücklegen, der dafür asphaltiert werden sollte. Für ihn beantragte die Erdwärme Bayern das Geh- und Fahrtrecht – was vom Ickinger Gemeinderat prompt verweigert wurde. „Es hatte doch von Anfang an geheißen, dass alles über die Autobahnraststätte abgewickelt wird“, ärgerte sich Verena Reithmann (UBI). „Wir können den ganzen Baustellenverkehr den Attenhausern und Höhenrainern nicht zumuten.“ Auch die übrigen Räte waren skeptisch, ob die schmale Straße die Laster aushält.
Vom Nein der Autobahndirektion zur Öffnung der Raststätte wurde Bergs Bürgermeister Rupert Monn (EUW) überrascht. "Das habe ich noch nicht gewusst." Auch ihm passt das nicht. „Wenn der Verkehr über Höhenrain laufen soll, werden sich die Bürger inclusive der Gemeinde wehren“, sagte er auf Nachfrage. Mit dem Ickinger Beschluss, die Zufahrt zum Bohrplatz zu sperren, zeigte sich Monn sehr zufrieden. Der Ball liegt nun beim Projektentwickler, der Erdwärme Bayern. „Die müssen jetzt eine Lösung finden“, meinte Bürgermeisterin Menrad zum „5-Seen Wochenanzeiger“.
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