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Gegen die Mauer des Vergessens

Montessori-Schüler erinnern an Holocaust

Schüler der Montessori-Schule Inning führten im Kurparkschlösschen Herrsching das selbst entwickelte Theaterstück „Vielfalt gewinnt“ auf. (Bild: Montessori-Schule Inning)

So mancher, der kürzlich bei strahlendem Sonnenschein am Kurparkschlösschen vorbeischlenderte, blieb verwundert vor dem großen „Peace“-Zeichen aus Pflastersteinen stehen, das neben dem Eingang lag. Singend luden dort Jugendliche der Montessori-Schule Inning zu ihrer künstlerischen Collage „Jugend bekennt Farbe“ ein, die sie gemeinsam mit dem Kulturverein Herrsching an diesem Tag der Öffentlichkeit präsentierten. Die künstlerischen Arbeiten der Schüler befassen sich kritisch mit dem Thema Toleranz und Anderssein im historischen Kontext.

„Vielfalt gewinnt“

In ihrer Eröffnungsrede zur zentralen Performance, dem szenischen Theaterstück „Vielfalt gewinnt“, machten die Jugendlichen klar, warum ihnen die Auseinandersetzung mit der Geschichte so am Herzen liegt: „Scheinbar längst Vergangenes ist in Wirklichkeit nicht weit weg. Und wir wollen Farbe bekennen.“ In beeindruckenden, selbst entwickelten Szenen veranschaulichten die Schüler den immerwährenden Freiheitskampf: das „Andere“ gegen die Machthaber der jeweiligen Zeit und eine gesellschaftliche Mauer aus Intoleranz und Ignoranz. Anhand der Entstehungsgeschichte des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs zeigten sie auf, wie leicht es ist, sich von der Masse mitreißen zu lassen und gemeinsam wegzusehen – und wie groß die Gefahr ist, dass die Vergangenheit uns dadurch immer wieder einholt.

Bei allen Parallelen, die die Montessori-Schüler zwischen aktuellen gesellschaftlichen und politischen Ereignissen und der NS-Zeit zogen, schlossen sie ihr Stück dennoch mit einem positiven Fazit: „Vielfalt gewinnt“, wenn es gelingt, die individuelle Freiheit innerhalb einer Gesellschaft zu bewahren und zu schätzen.

Theateraufführung im Mai

Entstanden ist die vielschichtige künstlerische Darbietung der Jugendlichen aus der sogenannten Humanity-Unterrichtszeit. Ab der siebenten Jahrgangsstufe befassen sich die Montessori-Schüler in Inning dabei fachübergreifend mit einer bestimmten Epoche. Ihre selbst gewählten Vertiefungsthemen stellen sie abschließend in Vorträgen und gestalterischen Arbeiten in der Schule vor. Nachdem sie sich über ein halbes Jahr intensiv mit der Phase von der Weimarer Republik bis zu den Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs auseinandergesetzt hatten, entstand bei den Schülern der Klassen 7 bis 10 der Wunsch, ihre Arbeiten zur Thematik „Deutschland am Abgrund“ einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren.

Das Theaterstück „Vielfalt gewinnt“ wird noch einmal am Freitag, 17. Mai, um 19.30 Uhr, im „Alten Bahnhof Steinebach“ gezeigt.

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