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Rubrik: Gesamt · Ort: fuenfseenland
Gedenken an Max Doerner
Ausstellung zum 80. Todestag in der Gemeindegalerie
Generationen von Malschülern haben den „Doerner“ im Bücherschrank stehen. Der 1870 geborene Max Doerner, Professor der Akademie der Bildenden Künste in München, war aber nicht nur der Verfasser des Standardwerks „Malmaterial und seine Verwendung im Bilde“, sondern auch begabter Landschaftsmaler.
Anlässlich seines 80. Todestags am 1. März 1939 hat Ortsarchivar Erich Rüba in der Weßlinger Gemeindegalerie, eine Ausstellung zusammengestellt. Viele der 30 Bilder stammen aus Privatbesitz. Der Sammler Rüba hat einige beigesteuert, sowie Weßlinger Bürger. Der Weßlinger See war für Doerner ein Rückzugsort vom anstrengenden Akademiealltag. Im Sanktjohanser Hof hatte er sich vor 100 Jahren eine Wohnung gemietet, von der aus er den See und den Kalkofenberg sehen konnte – beides beliebte Motive des Malers. Hier entstanden aber auch einige Kapitel des Standardwerks. Die Malbibel wurde zigtausendfach verkauft, in mehrere Sprachen übersetzt und im Verlaufe der Jahrzehnte immer wieder überarbeitet und neu herausgegeben. Die 24. Auflage erschien im Jahre 2011. „Sie ist bereits vergriffen“, erklärte Rüba, der die jüngste Ausgabe zu gerne in die Vitrine zu seinem Exemplar der Erstausgabe gestellt hätte.
Dynamischer Pinselstrich
Von den wechselnden Lichtspielen von Wasser, Himmel und den Farbwechseln der Natur ließ sich Doerner in seinen impressionistischen Bildern inspirieren. Während seine jüngeren Werke wie eine liegende Kuh oder eine düstere Waldlandschaft noch deutliche Spuren der akademischen Malausbildung zeigen, gelingt es dem Künstler sich über die Jahre „freizumalen“. Der Pinselstrich wird dynamischer, die Farben übernehmen die Führung. Doerner fängt Stimmungen ein. Manchmal hat der leidenschaftliche Künstler sogar beide Seiten seiner Leinwand bemalt. Ob dies dem Materialmangel der Zeit geschuldet war? Man weiß es nicht. In der Ausstellung hat Rüba eines dieser Bilder geschickt zwischen eine Fensterscheibe geklemmt. So kann man beide Motive betrachten. Außerdem hat er zu vielen Gemälden passende historische Fotos gestellt und erläutert auf ihnen die Motivwahl. Auch das Leben des Künstlers wird beschrieben, dabei erwähnt Rüba auch Doerners Mitgliedschaft in der NSDAP. Nach dem "Schmach" des Versailler Vertrags sei der 1939 mit 68 Jahren verstorbene Künstler "eine typisch deutsche Erscheinung in seinem Glauben an das NS-Regime", berichtet Rüba.
Doerner hat viele Freunde am Ort. Als Naturliebhaber unternahm er ausgedehnte Wanderungen. „Winterbläue am Weßlinger See“ heißt ein Werk. Die stämmigen Weiden am Café am See sieht man auch auf dem Foto vom Faschingsdienstag auf dem zugefrorenen See. Heute ist nach dem Maler der Max-Doerner-Weg benannt. Eine kleine Straße, die von der Hauptstraße Richtung See abzweigt.
Die Ausstellung über Max Doerner ist noch bis zum 23. Juni in der Weßlinger Gemeindegalerie (Hauptstraße 57) zu sehen. Öffnungszeiten sind freitags und sonntags von 14 bis 17 Uhr.
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