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"Er passt zu uns"

Vom Flüchtling zum bestens integrierten Gesellen

Alle stehen voll hinter Waheed Muhammad (Mitte): Franz Schmid (von links), Thomas Wolf, Eva Grünbeck, Sabine Wolf, Dimitra Trottmann, Christoph Plathner, Marlies und Clemens Krauthausen (Asylhelferkreis) und Bürgermeister Rainer Schnitzler. (Bild: Hauck)

Waheed Muhammad aus Pakistan hat es geschafft. Glücklich hält der junge Mann den Gesellenbrief in der Hand. Fast auf den Tag genau ist es fünf Jahre her, dass er in der Flüchtlingsunterkunft in Pöcking ankam, ohne ein Wort Deutsch zu sprechen. Nun ist er Metallbauer und verdient sich sein Geld selbst. Damit sein Traum wahr wurde, haben viele Pöckinger zusammengeholfen.

Alle halfen

Zum Beispiel sein Meister Franz Schmid. Der Inhaber der Schlosserei Engesser, einem Traditionsbetrieb mit einer über 500-jährigen Firmengeschichte, hat ihm die Chance gegeben. „Ich freu‘ mich wahnsinnig, dass er das geschafft hat“, sagte Schmid bei der Feierstunde im Rathaus und gerät regelrecht ins Schwärmen: „Bei Waheed sind Interesse, Fleiß und Engagement da und man hat gleich gesehen, dass er etwas erreichen will.“ Der Kontakt sei durch Christoph Plathner vom Asylhelferkreis zustandegekommen. „Das können wir machen“, habe er spontan auf die Frage geantwortet, ob er nicht einen Lehrling brauchen könne. Von Anfang an sei Waheed bestens integriert gewesen."Er passt gut in unseren Betrieb." Deswegen ist klar, dass der 31-Jährige weiter in der Mannschaft bleibt.

"Fleißig und engagiert"

Bescheiden sitzt Waheed Muhammad da und erzählt auf seine zurückhaltende Art, dass das Schönste an Deutschland ist, dass es ein friedliches Land ist, in dem es „keinen Streit und keine Probleme“ gibt. Christoph Plathner hat das Potenzial des freundlichen und höflichen jungen Pakistani gleich erkannt, der als Schweißer arbeitete, bevor er aus seiner Heimat fliehen musste. Der Weg nach Deutschland war eine abenteuerliche Odyssee durch viele Länder, der im Pöckinger Zeltlager endete. Der örtliche Helferkreis habe sich unglaublich für die Geflüchteten eingesetzt, berichtet Asylbeauftragte Dimitra Trottmann, nicht nur mit dem Deutschunterricht, sondern auch mit der Vermittlung von Ausbildungsstellen. Es gibt deshalb weitere Erfolgsgeschichten aus dem Flüchtlingslager, örtliche Betriebe spielen dabei eine große Rolle: Der Gasthof zur Post hat einen Koch, der Handwerksbetrieb Gansneder einen Zimmerer, weitere einheimische Betriebe haben ebenfalls junge Leute ausgebildet.

Gelungene Integration

Auf halber Strecke zum Gesellen aber türmten sich bei Waheed Muhammad dann doch Probleme auf. Obwohl er eigentlich schon ganz gut Deutsch konnte, tat sich der einzige Flüchtling in der Berufsschulklasse eben doch schwerer als seine Mitschüler, gerade wenn es um komplizierte Fachbegriffe wie "Gewindesackloch" ging. Weil der erste Anlauf zur Gesellenprüfung schief ging, nahm ihn die Familie Wolf unter ihre Fittiche und lernte mit ihm jeden Samstagnachmittag. Die Wolfs sorgten auch dafür, dass ihr Schützling bei ihnen die nötige Ruhe fand. Denn sein Zimmer im Container teilt er mit fünf anderen Flüchtlingen. „Die anderen hören gern Musik“, erzählt Waheed. Noch einmal lagen die Nerven blank, als im Juli der Tag der Gesellenprüfung anstand und ausgerechnet da die Asylunterkunft in Quarantäne musste. „Wir haben dann beim Landrat angerufen und Waheed musste einen Corona-Test machen“, erinnert sich Bürgermeister Rainer Schnitzler. Auch er ist voll des Lobes für den jungen Mann. „Das ist ein schönes Beispiel für gelungene Integration.“

Hoffnung

Er wolle sehr gerne hierbleiben, antwortet der frischgebackene Geselle schüchtern auf die Frage nach seinem Herzenswunsch. Er hofft auf eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung und vielleicht eine eigene kleine Wohnung. Den Prüfungserfolg hat er mit seinen Pöckinger Freunden und Helfern mit selbstgekochtem pakistanischem Essen gefeiert. In Waheeds Freude mischt sich ein Wermutstropfen. Denn seine Familie ist noch in Pakistan, Frau und die Kinder hat er seit sechs Jahren nicht gesehen. Gern würde er sie besuchen, das Geld für das Flugticket hat er schon zusammengespart.

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