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Rubrik: Gesamt · Ort: fuenfseenland
Einst begann es in Privaträumen
Die Integrationshilfe wurde 30 Jahre
Bei herrlichem Wetter feierte der Verein „Integrationshilfe für ausländische Kinder und Jugendliche“ am Samstag, 6. Juli, im Veranstaltungssaal des Gilchinger Rathauses Geburtstag. Fast zweihundert Gäste waren gekommen, um miteinander auf eine kurzweilige Reise durch die letzten dreißig Jahre des Vereins zu gehen. Elke Dietrich, zweite Vorsitzende des Vereins, führte durch das Programm und richtete den Blick auf einzelne markante Jahre.
Sprache und Bildung sind Voraussetzung
1989 hatte Dorothea Leonhard, die Initiatorin dieser wichtigen Integrationsarbeit, in ihren Privaträumen begonnen, ausländische Kinder beim Erlernen der deutschen Sprache und bei den Hausaufgaben zu unterstützen. Natürlich war sie, gemeinsam mit ihrem Mann, zum Jubiläumsfest gekommen und berichtete in einem Interview von den Anfängen der Arbeit. Vier Jahre später, 1993, wurde der Verein „Integrationshilfe für ausländische Kinder und Jugendliche“ gegründet. Mittlerweile wurden 32 Kinder von einer Honorarkraft und 14 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreut. Schon damals hatte die Gemeinde Gilching ein offenes Ohr für die Belange des Vereins und so konnte durch ihre finanzielle Unterstützung im Jahr 1997 die erste Halbtagsstelle eingerichtet werden. In diesem Jahr begann auch die Sprachförderung in mehreren Gilchinger Kindergärten. Spielerisch wurden hier schon die Kleinsten an die deutsche Sprache herangeführt, denn Sprache und Bildung sind Voraussetzung für eine gelingende Integration.
Nun wurde eine „Zeit-Reisen-Pause“ eingelegt und Bürgermeister Manfred Walter sowie der stellvertretende Landrat Georg Scheitz brachten in einem gemeinsamen Grußwort zum Ausdruck, wie sehr sie die Arbeit der „Integrationshilfe“ in der Gemeinde und im Landkreis schätzen und bedankten sich „herzlich bei den aktuell mehr als 60 Ehrenamtlichen und fünf Hauptamtlichen für ihre engagierte Mitarbeit“.
Umzug 2005
Nachdem die Kinder und Jugendlichen 14 Jahre lang in den Räumen der Arnoldus-Grundschule und des Gymnasiums betreut worden waren, zogen 2005 alle drei Betreuungsgruppen mit 51 Kindern, 38 Ehrenamtlichen und drei bezahlten Gruppenleiterinnen in die Räume der damaligen Hauptschule.
2007 war ein sehr wichtiges Jahr, denn nun bekam der Verein zusätzlich zu den Finanzmitteln der Gemeinde Gilching auch erstmals eine spürbare finanzielle Förderung vom bayerischen Staat. Im Jahr 2014 beendete Dorothea Leonhard nach 25 Jahren ihre ehrenamtliche Mitarbeit, in diesem Jahr wurde ihr auch für ihr außergewöhnliches ehrenamtliches Engagement die Verdienstmedaille der Gemeinde Gilching verliehen.
Aus Sicht der Schüler
Im persönlichen Interview und in Form eines Abschiedsbriefs kamen auch eine ehemalige Schülerin und ein ehemaliger Schüler zu Wort. Sie berichteten, wie hilfreich der jahrelange Besuch der Hausaufgabenbetreuung für sie war. Cennet, eine junge Frau mit türkischen Wurzeln schrieb 2014 nach ihrem Realschulabschluss, den sie als Klassenbeste erreicht hatte, in ihrem Abschiedsbrief an die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen: „Seit 2001 war die Integrationshilfe mein ‚zweites Zuhause‘. Sie haben mich natürlich in erster Linie in der Schule unterstützt, aber ich wusste immer, dass ich mich auf Sie verlassen kann, egal, um was es sich gerade handelt. Sie haben mir vieles fürs Leben mitgegeben und mir gezeigt, was Freundschaft, Respekt, Hilfsbereitschaft bedeutet.“ Cennet konnte ihre Stärken nutzen und studiert mittlerweile Wirtschaftsingenieurwesen.
Anliegen der Integrationshilfe ist es, den Kindern dabei zu helfen, das, was in ihnen steckt zu entdecken und zu fördern, damit sie einen Schulabschluss erlangen, einen Beruf erlernen und selbstbewusst ihren Platz in der Gesellschaft einnehmen können. Im Jahr 2018 bekam die Integrationshilfe Zuwuchs, seit Beginn des vergangenen Schuljahres gehört auch die ehemalige „Hausaufgabenbetreuungsgruppe“ des Helferkreises Asyl dazu.
Zurück zur Feier. Am Schluss des Programms gab es ein großes Dankeschön an alle Personen und Institutionen, die zum Bestehen und zur Weiterentwicklung dieser wichtigen Integrationsarbeit beitragen. Symbolisch hierfür bekamen alle Ehrenamtlichen eine edle Rose überreicht.
Nach einem Abschlusslied der Kinder folgte die ersehnte Eröffnung des Buffets, das durch gespendete Speisen der Familien und einiger Mitarbeiter sehr bunt und schmackhaft ausfiel.
Nun begann der gemütliche Teil, nach Genuss des Buffets vergnügten sich die Kinder mit mehreren Spielangeboten im Freien. Als Überraschungsgäste präsentierten die Bewegungskünstler des Christoph-Probst-Gymnasiums zum offiziellen Abschluss ein Potpourri ihres Könnens. Zuvor hatten die Kinder die Gelegenheit, Akrobatik, Jonglieren und Schwingen unter Anleitung der Bewegungskünstler selbst einmal auszuprobieren. Sie nutzten diese Möglichkeit begeistert.
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