"Eine Brücke ins selbstbestimmte Leben"
Ökumenische Hilfe e.V. und Mutter-Kind-Haus Katharina Funke feiern Jubiläum
Das Mutter-Kind-Haus ist eine Einrichtung des Vereins Ökumenische Hilfe e. V., dessen Vorstand sich folgendermaßen zusammensetzt (von links): Christa Scheufler (Beisitzerin), Norbert Jansen (Kassier), Hans Hartmann (Beisitzer), Jutta Uelner (1. Vorsitzende), Bernhard Balg (2. Vorsitzender) und Sabine Botterer (Schriftführerin). (Bild: Ökumenische Hilfe e.V.)
Ein Doppeljubiläum steht in Gilching an: Das Mutter-Kind-Haus Katharina Funke und die Ökumenische Hilfe e.V. feiern diesen Sommer ihr 25- und 30-jähriges Jubiläum. Simone Berger, Leiterin des Koordinierungszentrums für Bürgerschaftliches Engagement Starnberg (KoBE), sprach mit Jutta Uelner, 1. Vorsitzende der Ökumenischen Hilfe Gilching e.V., über Hilfe für Mütter und Kinder und ehrenamtliche Unterstützung.
"Großzügiges Vermächtnis"
Sie feiern dieses Jahr ein Doppeljubiläum. Wann und wie wurde Ihre Einrichtung ins Leben gerufen?
Jutta Uelner: Gegründet wurde der Verein Ökumenische Hilfe e.V. Gilching 1991. Katharina Funke, eine Gilchinger Bürgerin, nach der das Mutter-Kind-Haus auch benannt ist, hat der evangelische Kirche Gilching ein großzügiges Vermächtnis hinterlassen. Katharina Funke, deren Tochter Elisabeth mit 52 Jahren durch eine Scharlacherkrankung gestorben ist, wollte mit dieser Spende Gilchinger Kinder in Not unterstützen. So wurde 1991 die Ökumenische Hilfe e.V. Gilching ins Leben gerufen. In ökumenischerZusammenarbeit mit der katholischen Kirche wurde bald die Idee des Mutter-Kind-Hauses Gilching geboren und am 23. März 1996 konnte mit Pfarrer Wolfgang Schenk, Pfarrer Gottfried Soellner, Pfarrer Wieland Steinmetz und Bürgermeister Hans Ostermair das Mutter-Kind-Haus Katharina Funke eröffnet werden.
"Zukunftsperspektiven entwickeln"
Was macht das Katharina-Funke-Haus?
Jutta Uelner: Der Verein Ökumenische Hilfe Gilching e.V. hat sich zur Aufgabe gesetzt, Hilfsbedürftige, Schwangere und alleinerziehende Mütter mit ihren Kindern individuell zu unterstützen, insbesondere durch Bereitstellung von Wohnraum und durch umfassende sozialpädagogische Betreuung. Ziel ist, den Müttern und ihren Kindern, die in unserem Hause für begrenzte Zeit selbständig in einer eigenen Wohnung leben, die Möglichkeit zu geben, eine neue Zukunftsperspektive zu entwickeln und wieder zu einem eigenverantwortlichen, selbstbestimmten Leben zu verhelfen. Das Mutter-Kind-Haus ist auch heute noch eine in Oberbayern einzigartige Einrichtung, da der Verein ausschließlich von Ehrenamtlichen betrieben wird. Seit der Gründung bis heute konnten wir 84 Mütter mit 105 Kindern jeweils für die Dauer von zwei Jahren aufnehmen. Das Mutter-Kind-Haus setzt sich dafür ein, dass die Einelternfamilien gesellschaftlich nicht benachteiligt werden und sich die Rahmenbedingungen verbessern. Das Mutter-Kind-Haus „Katharina Funke“ bietet zusätzlich zu der sozialpädagogischen Betreuung der Mütter auch externe Beratungen für Gilchingerinnen und Gilchinger an. Hier können vorzugsweise alleinerziehende Mütter oder Väter ihre Fragen zu Themen wie Finanzen, Trennung und Scheidung oder auch Erziehung und anderen Alltagssorgen stellen und bekommen eine fachliche Beratung.
"Bezahlbarer Wohnraum und Beratung"
Wie leben die Mütter mit ihren Kindern im Katharina-Funke-Haus? Welche Möglichkeiten und Angebote gibt es hier?
Jutta Uelner: Das Mutter-Kind-Haus verfügt über sechs kleinen Wohnungen mit je ca. 50 Quadratmetern, bestehend aus einem Wohn-/Esszimmer mit Kücheneinrichtung, einem Schlafzimmer, einem Bad/WC und einem Kellerabteil. Die Wohnungen sind von der Gemeinde Gilching angemietet und an die Mütter weitervermietet und stehen den Frauen für maximal zwei Jahre zur Verfügung. In dieser Zeit bietet das Haus neben bezahlbarem Wohnraum den Frauen Beratung und Begleitung in Form von Gruppen- und Einzelgesprächen. Dadurch haben sie die Möglichkeit, ihre veränderten Lebensverhältnisse zu ordnen und zu stabilisieren. Ziel ist es, den Müttern eine Brücke zurück in ein selbständiges und selbstbestimmtes Leben zu bauen.
"Verein bezahlt die Kinderbetreuung"
Wie ist die Finanzierung?
Jutta Uelner: Die Mütter kommen für die Miete und den Lebensunterhalt selbst auf, entweder durch ein geregeltes Einkommen oder mit Unterstützung durch das Jobcenter. Der Verein bezahlt die Sozialpädagogin, die therapeutische Betreuung und die Kinderbetreuung.
"Leih-Omis und -Opis gesucht"
In welchen Bereichen kann man sich im Katharina-Funke-Haus ehrenamtlich engagieren?
Jutta Uelner: Eine Möglichkeit ist, sich in den Vorstand wählen zu lassen und aktiv bei der Öffentlichkeitsarbeit, Spendenakquise, Verwaltung der Wohnungen und Personalwirtschaft mitzuhelfen. Leih-Omis und -Opis sind gesucht, damit unsere Mütter abends auch an Elternabenden und anderen wichtigen Veranstaltungen teilnehmen können. Aber auch nachmittags, wenn die Mütter berufstätig sind und es nicht rechtzeitig schaffen, ihr Kind vom Kindergarten abzuholen oder die Mütter selbst einen Arzttermin wahrnehmen müssen, kommen sie zum Einsatz. Außerdem tut es den Müttern auch gut, einmal eine Stunde nur für sich zu haben.
"Handwerklich begabte Helfer willkommen"
Wo suchen Sie derzeit ganz dringend ehrenamtliche Unterstützung?
Jutta Uelner: Wir suchen grundsätzlich Unterstützung für die Kinderbetreuung. Es sind auch schulpflichtige Kinder da, die Unterstützung bei den Hausaufgaben brauchen. Schön wäre es, wenn die Kinder in ihrer Freizeit jemanden hätten, der mal mit ihnen zum Spielplatz geht, einen Spaziergang macht oder sich zum Mensch-Ärgere-Dich-nicht-Spiel herausfordern lässt. Auch handwerklich begabte Helfer sind immer willkommen; für kleinere Reparaturen in den Wohnungen muss dann nicht gleich ein Handwerker beauftragt werden. Wer sich aus zeitlichen oder anderen Gründen nicht ehrenamtlich betätigen kann, aber trotzdem helfen möchte, kann das Mutter-Kind-Haus in Form einer Mitgliedschaft schon ab einem jährlichen Mitgliedsbeitrag von nur 15 Euro unterstützen. Und natürlich sind wir immer sehr dankbar für Spenden. Zum einen werden wir das Haus nur damit mittelfristig finanzieren und erhalten können. Zum anderen können die Spenden zweckgebunden für die Betreuung der Mütter und Kinder verwendet werden, zum Beispiel für die Mutter-Kind-Interaktionsstunden, Büchergeld für die Ausbildung der Mütter, Anschaffung neues Wohninventars, Erste-Hilfe-Kurse oder die Erneuerung der IT-Landschaft des Büros der sozialpädagogischen Beratung.
"Schriftführer fehlt"
Wie sieht die Vorstandsarbeit bei Ihnen aus?
Jutta Uelner: Der Vorstand entscheidet zum Beispiel zusammen mit der sozialpädagogischen Leitung über die Neubesetzung einer Wohnung. Gemäß dem Konzept des Mutter-Kind-Hauses müssen hier einige Kriterien erfüllt werden. Eine erste Vorauswahl wird von der sozialpädagogischen Leitung getroffen, das weitere Gespräch findet dann mit dem Vorstand statt. Die Verwaltung des Vermögens sowie die gesamte Buchführung des Vereins wird vom Kassier mit Unterstützung einer Verwaltungsangestellten in Teilzeit vorgenommen. Ein weiteres Thema ist die Öffentlichkeitsarbeit: Wie können wir neue Mitglieder gewinnen und Spenden akquirieren? Derzeit besteht der Vorstand aus sechs ehrenamtlichen Mitgliedern. Was uns momentan fehlt ist ein Schriftführer oder eine Schriftführerin sowie weitere tatkräftige Unterstützung (z.B. als Beisitzer) bei der Mitgliederwerbung, Spendenakquise und Öffentlichkeitsarbeit.
"Das ist meine schönste Erinnerung"
Das sagen Mütter, die im Katharina-Funke-Haus gelebt haben:
„Als ich mein freiwilliges Soziales Jahr gemacht habe, wurde ich schwanger und brauchte eine Unterkunft und Unterstützung. Von der Schwangerschaftsberatungsstelle habe ich vom MuKi erfahren. MuKi war für mich und mein Kind eine große Hilfe, weil ich begleitet und unterstützt wurde. Nur so konnte ich meine Ausbildung beenden. MuKi war für mich wie eine Familie, wo es toll war zu wissen, dass immer jemand für mich da ist. Das ist meine schönste Erinnerung an das Mutter-Kind-Haus.“
„Als ich mich von meinem Partner getrennt habe, hat das Jugendamt mir empfohlen, das MuKi zu kontaktieren, um eine Wohnung zu mieten und Unterstützung für die Kinderbetreuung zu bekommen. Mein Sohn war damals zweieinhalb Jahre alt und wir haben dort zwei Jahre gelebt. Mit der Unterstützung vom Mutter-Kind-Haus, konnte ich mein Studium fortsetzen und erfolgreich beenden. Es war ein schönes Gefühl zu wissen, dass ich nicht allein war und dass die Helfer sich von Herzen und so liebevoll für mich einsetzen."
Hilfe bei der Vermittlung
Das macht KoBE
Es gibt vielfältige Möglichkeiten sich ehrenamtlich zu betätigen. Das Koordinierungszentrum für Bürgerschaftliches Engagement des Landkreises Starnberg berät gerne, was zu den persönlichen Interessen und Vorstellungen passen könnte und hilf bei der Vermittlung in passende Einsatzgebiete, bei denen Hilfe benötigt wird. Ehrenamtliches Engagement macht Freude und ist eine gute Möglichkeit, etwas Sinnvolles zu tun und dabei andere Menschen kennenzulernen, seine Kompetenzen und Fähigkeiten anzuwenden und Neues zu erlernen. Die Einsatzmöglichkeit sind vielfältig: Sie reichen von der Unterstützung von Seniorinnen und Senioren und Menschen, die alleine oder beeinträchtigt sind, der Entlastung von Familien bei der Kinderbetreuung, Unterstützung von Kindern und Jugendlichen in Schule und Ausbildung bis hin zur Begleitung von Geflüchteten im Alltag. Auch im Naturschutz kann man aktiv werden, etwas bei der Biotop-Pflege oder als Museums- oder Stadtführer, um einen Beitrag zum kulturellen Angebot zu leisten. Viele Vereine suchen auch Freiwillige, die im Vorstand oder in der Vereinsarbeit tätig sind. Mehr unter www.kobe-sta.de im Internet.
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