Ein Macher ohne Schnörkel
Feldafings Altbürgermeister Klaus Buchheim wäre jetzt 100 Jahre alt
Es waren einst zwei Brüder namens Buchheim, die in ihrem Heimatort Geschichte schrieben. Wenn auch jeder auf seine Weise. Lothar-Günther war der geniale Künstler, Klaus der tatkräftige Architekt. Man tritt ihnen nicht zu nahe mit der Feststellung, dass sie beide ihre Meinung unverblümt geradheraus sagten. Der eine war als „Poltergeist von Feldafing“ bekannt, der andere als „Macher“, der in seiner Zeit als Bürgermeister viel in der Gemeinde vorangetrieben hat. Am 15. Juni 2020 wäre Klaus Buchheim 100 Jahre alt geworden.
Klaus, der jüngere Buchheim
Zwölf Jahre lang, von 1970 bis 1984, war der jüngere Buchheim Bürgermeister in Feldafing. Sein Amt trat er in schwierigen Zeiten in Form einer gähnend leeren Gemeindekasse an. Die hieß es erst einmal in Ordnung bringen, ehe er mit Weitsicht und Mut daran ging, zukunftsträchtige Projekte zu stemmen wie den Bau vom neuen Kindergarten, vom Bauhof, vom Sportplatz, von Sozialwohnungen sowie den Anschluss der meisten Feldafinger Haushalte an die Kanalisation. Vielleicht der größte Verdienst aber war, dass er die alte Pfarrkirche St. Peter und Paul vor dem Abriss bewahrte. „Mein Vater hatte das Durchsetzungsvermögen der Buchheims im Blut“, erzählt seine in Feldafing lebende Tochter Nandl Schultheiß. Er sei nicht immer ein einfacher Mensch gewesen, aber habe im Vergleich zu seinem älteren Halbbruder eine sehr soziale Seite besessen und Mitmenschen in Notlagen viel geholfen, ohne dies an die große Glocke zu hängen. „Poltern konnte er schon auch, aber dann waren es meist die richtigen, die er zusammengestaucht hat.“ Das Verhältnis zwischen den Geschwistern war von Auf und Ab geprägt. In einer Extremsituation wie beim schweren Unfall von Klaus sei Lothar sofort zu ihm ans Krankenbett geeilt, aber sonst sei auch wieder viel gestritten worden.
Ein schwerer Unfall
Klaus Buchheims späteres Leben war von einem schrecklichen Schicksalsschlag überschattet. 1984 verunglückte der vitale Mann beim Skifahren so schwer, dass er fortan mit einer Querschnittslähmung an den Rollstuhl gefesselt war. Aber auch davon ließ er sich nicht unterkriegen. Er lag noch im Krankenhaus, da sprach er schon Leidensgenossen Mut zu. Der Unfall bedeutete zwar das Aus für ihn als Bürgermeister, nicht aber für sein politisches Engagement. Er trat für weitere sechs Jahre als CSU-Kreisrat an. „Er war eine starke Persönlichkeit“, würdigte ihn sein Rathaus-Nachfolger Günter Gerhard bei seinem Tod 1992 mit 72 Jahren. Er habe aus Feldafing eine ebenso leistungsfähige wie anheimelnde Gemeinde gemacht.
Von den vielen Querelen um den Bau des „Museums der Phantasie“ hat Klaus Buchheim nicht mehr viel mitbekommen, das meiste war nach seiner Zeit. Dass Lothars Villa in der Johann-Biersack-Straße mittlerweile von der Buchheim-Stiftung abgerissen wurde, hätte ihn jedoch sehr geschmerzt, da ist sich Tochter Nandl Schultheiß sicher, so wie er auch gegen die bauliche Verdichtung rund um die die Kleinsammlungen beherbergende „Grüne Villa“ zu Felde gezogen wäre. „Es ist schon sehr schade, dass der Name Buchheim aus Feldafing verschwunden ist.“ Aber nicht vergessen. Im Ort gibt es das Klaus-Buchheim-Stadion, das man in dankbarer Erinnerung nach dem Altbürgermeister und Begründer genannt hat.
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