Die Seebären vom Ammersee
Der "Ammersee Shanty Chor" sucht Verstärkung
Ein gemischter Chor, der das "Kufsteinlied" oder bayerische Volkslieder anstimmt überrascht wohl kaum im Oberland, auch nicht am Ammersee. Anders, wenn hier ein ausgemachter Männerchor waschechte Shanties zum Besten gibt. Shanties, wohl bemerkt, keine nordischen "Küstenlieder" wie "Junge, komm bald wieder" oder "Auf der Reeperbahn ...". Darauf, dass es sich um echte Shanties handelt, legt Günter Göggelmann großen Wert. Göggelmann ist nämlich Leiter des "Ammersee Shanty Chors".
Bei echten Shanties handelt es sich in der Hauptsache um Arbeitslieder, die von den Seeleuten auf den Segelschiffen gesungen wurden, damit ihnen die harte Arbeit leichter von der Hand ging. Der "Shantyman" gab den Takt vor, die anderen fielen ein. Das klang nicht immer lieblich und rein. "Das waren ja nun keine ausgebildeten Sänger, sondern waschechte Seeleute", erinnert Günter Göggelmann. "Da war der Ton oft rau und auch schon mal daneben."
Derzeit neun Mitglieder
Und das wiederum ist eine gute Nachricht für alle, die zum einen eine Affinität zur See haben, zum anderen gerne in einem Chor singen würden sich aber zum Dritten für nicht besonders sangesbegabt halten. Der "Ammersee Shanty Chor" sucht nämlich händeringend engagierten Nachwuchs.
"Derzeit sind wir neun Mitglieder, zu wenig, um wirklich auftreten zu können", sagt Göggelmann. "Ideal wären 15 Mitglieder." Wer Interesse hat, beim Shanty-Chor mitzusingen, kann sich bei Günter Göggelmann unter der Telefonnummer (0173) 3583297 melden. Voraussetzung sei prinzipiell nur die Lust am Singen und das Interesse an Shanties. "Noten lesen zu können ist nicht so wichtig, aber ein wenig Englischkenntnisse wären schön", so Göggelmann. Da Großbritannien zur Blütezeit der Shantys im 19. Jahrhundert die führende Seefahrtnation war, sind nämlich viele der heute überlieferten Shantys in englischer Sprache. Es war allerdings meist kein reines Englisch. Da die Schiffsbesatzungen oft aus unterschiedlichen Ländern stammten, war es eher ein Sprachgemisch, sogenanntes "Pidgin-Englisch", unfein und melodisch unstimmig. Nicht das Singen stand im Vordergrund, sondern eben die Tätigkeit. Der ursprüngliche praktische Zweck des Shanty als Arbeitslied stand bei den Seeleuten immer an erster Stelle. Sprachliche und musikalische Aspekte spielten dagegen kaum eine Rolle. Es war allein wichtig, dass der Shanty die Arbeit unterstützte.
Den heute üblichen Einsatz von Instrumenten gab es nicht. Allein die Stimmen von Shantyman und Mannschaft waren zu hören. Lediglich bei ruhigeren Arbeiten wie am Gangspill sowie in der abendlichen Freizeit kam es gelegentlich zum Einsatz von Mundharmonika, Fidel oder Banjo. Dementsprechend kommt auch der "Ammersee Shanty Chor" mit nur wenigen Instrumenten aus, Akkordeon und Gitarren etwa.
Von den Anfängen
Gegründet wurde der "Ammersee Shanty Chor" vor zwanzig Jahren. Damals taten sich Sänger des "Rhein-Main-Donau-Segelclubs" und der Abteilung Wassersport des TSV Herrsching zusammen und gründeten den Chor, der inzwischen schon viel unterwegs war. Dabei waren Auftritte zunächst gar nicht geplant, einige Chormitglieder waren sogar dagegen, konnten dann aber doch überzeugt werden. So kam es nach etwa zwei Jahren zu ersten Auftritten, die dann aber durchaus auch weiter weg führten, etwa an die Ostsee oder nach Dänemark. Bei ihren Auftritten sind die Männer des Shanty-Chors einheitlich gekleidet: blaue Matrosenhemden, beige Hose und die obligatorische "Prinz-Heinrich-Mütze" beziehungsweise die "Elb-Segler-Mütze". Zu den einzelnen Lieder, etwa dreißig hat der Chor in seinem Repertoire, erzählt Günter Göggelmann jeweils kurz, worum es dabei geht und gegebenenfalls auch, zu welchen Arbeiten das betreffende Lied gesungen wurde.
Die Proben
Geprobt wird jeden zweiten Donnerstag um 18 Uhr im "Ammerseeblick" am Fußballplatz in Herrsching etwa eineinhalb Stunden lang. Danach ist geselliges Beisammensein angesagt, denn der Seemann spinnt nun einmal gerne sein Garn, das heißt, er erzählt gern. Und das darf bei einem ordentlichen Shanty-Chor natürlich auch nicht zu kurz kommen.
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