Die Rettung von oben
Technik rettet Wildtiere vor dem Mähtod
Ein Kitz duckt sich in das hohe Gras und versucht sich so vor dem herannahenden Feind zu verstecken. Dieses Verhalten nennt man "Drückinstinkt". Ein von der Natur vorgesehener Schutzmechanismus, der in der modernen Landwirtschaft einem Kitz zum Verhängnis werden kann. Jährlich werden in Deutschland rund 100.000 Wildtiere bei der Mahd getötet. Seit vielen Jahren versuchen Bauern, Förster und Jäger eine effektive Lösung für dieses Problem zu finden. Nun gibt es Hilfe aus der Luft, sie soll Wildtiere vor dem Mähtod bewahren. Dr. Martin Israel vom Deutschen Luft- und Raumfahrzentrum, kurz DLR, hatte die Idee zum fliegenden Retter.
Wissen für alle
In seiner Doktorarbeit befasste sich Martin Israel mit der teil-automatisierten Erkennung und Lokalisierung von Rehkitzen. Eine große Herausforderung war bei dieser wissenschaftlichen Arbeit die Sonne. Sie heizt kalte Stellen, wie zum Beispiel Erdhügel stark auf, sodass diese auf dem Wärmebild von einem Kitz kaum zu unterscheiden sind. Mit herkömmlichen Infrarot-Verfahren hatte man bislang also keine Chance, bei Sonnenschein Kitze zu finden.
Mit Plan zum Kitz
Mit der Drohne "Fliegender Wildretter" werden mittels Wärmebild die in der Wiese liegenden Wildtiere ausfindig gemacht und aus der Gefahrenzone entfernt. Die Drohne mit ihren acht Rotoren kann bis zu 80 Meter hoch fliegen und während einer Flugzeit von zwölf Minuten eine Fläche von sieben Hektar absuchen. Der Ablauf einer solchen Suche ist dabei immer gleich: Zuvor werden die Streckenpunkt eingegeben und nach diesen Daten das Feld abgeflogen. Die aufgenommenen Bilder werden dabei im Sekundentakt abgespeichert. Anschließend werden die entstandenen Bilder ausgewertet und die Tiere lokalisiert. Erst jetzt kann der Suchtrupp in das Feld gehen und die Tiere herausholen. Die Helfer können dank der Datenauswertung mittels GPS-Gerät die genauen Fundorte ansteuern.
Alles Ehrensache
Einen Tag Vorlaufzeit braucht Martin Israel. Diese Sondereinsätze sind reines Ehrenamt. Die Drohne stellt das DLR ihm hierfür zur Verfügung. Bereits dieses Jahr wurden durch dieses Verfahren 120 Kitze gerettet. Daneben hält der Wissenschaftler Vorträge und hilft beim Zusammenstellen eigener Drohnen. "Da meist bei schönem Wetter an vielen Orten gleichzeitig gemäht wird, kann ich nicht überall sein", so Israel. Sein Wunsch: Erschwingliche Drohnen, die von Landwirten, Jägern oder Förster eingesetzt werden können. Derzeit laufen die ersten Tests für eine Serie, damit die Rehkitzrettung für jeden einfach und schnell mit einem eigenen fliegenden Retter erfolgen kann.
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