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Die Puzzlestücke fügen sich zusammen

Sonderausstellung im Wersonhaus führt auf vergessene Pfade

Ursula Lochner (links) und Annette Reindel (rechts) begaben sich auf die Spuren der Geschichte des Wersonhaus. (Bild: SchichtWerk)

Staubig, dunkel, alt und vielleicht ein bisschen muffig - so stellen sich viele ein Museum vor. Dass ein Museum viel mehr kann, beweist das SchichtWerk, Gilchings erstes eigenes und einziges Ortsmuseum. Seit 22. Oktober ist dort die Sonderausstellung "Geschichte(n) rund ums Wersonhaus" zu sehen.

Das Gedächtnis von Gilching

Ursula Lochner, Gemeinde-Archivarin oder von Annette Reindel auch "das Gedächtnis von Gilching genannt", trug die gesammelten Werke Gilchings zusammen. "Manchmal habe ich alte Fotos oder Alben bekommen, die für die Geschichte Gilchings sehr wichtig waren", antwortet sie auf die Frage, wie man an solche geschichtlichen Schätze kommt. "Es ist daher für uns umso wichtiger, dass sich die Menschen trauen, uns ihre alten Bilder oder Aufzeichnungen zu geben. Wir können sie entsprechend behandeln und für die Nachwelt aufarbeiten", führt die Archivarin fort.

So konnte Lochner langsam anfangen, Gilchings geschichtliches Puzzle zusammen zu setzen. "Zunächst hatten wir viele verschiedene Anhaltspunkte, die dann Stück für Stück zusammengefügt wurden. Immer wieder tauchte dabei das Wersonhaus auf. Darum sind einzelne Geschichten von Personen und Institutionen gewebt", erzählt die Archivarin. Sie verwaltet seit 2012 - im gleichen Jahr als übrigens die beiden "Kiltis" genannten Skelette bei archäologischen Grabungen gefunden wurden - das Gemeinde-Archiv. "Wir haben aber immer noch Lücken, die nicht gefüllt sind", ergänzt sie.

Auch der Verein Zeitreise Gilching widmet sich mit viel Leidenschaft der Geschichte des Ortes am Fuße des Steinbergs. So erfährt man in dieser Sonderausstellung zum Beispiel, dass Gilching früher ein beliebtes Ausflugsziel der Münchner am Wochenende war. Hier konnten sie sich dank der frischen Landluft regenerieren und von der Arbeit erholen. Am Steinberg, wo heute moderne Meisterleistungen der Architektur stehen, waren früher einfache Holzhütten als Wochenendhäuschen aufgestellt. Noch heute kann man deren Überreste im Wald rund um den Berg entdecken.

Ein Leben in Bildern

Das Leben des Jules Werson, der den Ort im Fünfseenland maßgeblich geprägt hat, kommt in dieser Ausstellung ebenfalls nicht zu kurz. So ist in einem Zimmer das Leben des Künstlers in Bildern dargestellt. "Wir wollten sein Leben genauso bunt und interessant präsentieren, wie Jules Werson war", erzählt Annette Reindel, erste Vorsitzende des Vereins Zeitreise Gilching. "Das Ganze wird mit Zitaten von Werson ergänzt".

Damals wie heute

Wer durch die Räumlichkeiten des Wersonhaus geht, bekommt den Charme der damaligen Zeit zu spüren: Hier gibt es einige stumme "Zeitzeugen". So überdauerten der alte, grüngekachelte Ofen, mit dem bereits Jules Werson das Haus heizte, die Original-Eckbank, ein dunkler Bauernschrank, die Holzvertäfelung oder auch ein alter Sekretär den Zahn der Zeit.

Die Sonderausstellung führt Alteingesessene und Zugezogene gleichermaßen auf die Pfade der Gilchinger Geschichte, bei der Familien verschmelzen, Institutionen gegründet wurden und besondere Menschen dieses Fleckchen in Oberbayern maßgeblich geprägt haben.

"Jules Werson soll ein sehr geselliger Mann gewesen sein, der gerne Feste feierte und so Menschen zusammenführte", sagt Ursula Lochner. Die Sonderausstellung dürfte den am 11. Juni 1967 verstorbenen Gilchinger besonders freuen: Sie weckt Erinnerungen und führt damit mit jedem Schritt durch das Wersonhaus vielleicht zurück zu ihrer eigenen Geschichte und damit zur eigenen Familie.

Die Sonderausstellung ist noch bis 18. Februar 2018 zu sehen. Das Museum ist jeden Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. Unter www.schichtwerk-gilching.de gibt es weitere Informationen.

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