Die Kuh als Model
Gemälde beim "Familientreffen" in der Gemeindegalerie
Kühe sind die Lieblingstiere vom Leiter der Weßlinger Gemeindegalerie, Erich Rüba. Als er vor einigen Jahren in Tittmoning eine Ausstellung mit Bildern vom „Kuhmaler“ Johann Friedrich Voltz (1817 – 1886) besichtigt hatte, war er begeistert. Als Rüba dann im vergangenen Jahr dessen Urgroßnichte aus dem Würmtal kennengelernt hatte, kam ihm die Idee zur Ausstellung. Schließlich hatte Johann Friedrich Voltz viele seiner Werke in Weßling angefertigt. Aber auch von Vater, Schwester, zwei Brüdern und dem Sohn sind Bilder, Skizzen und Zeichnungen ausgestellt.
„Johann Friedrich Voltz (1817 – 1886) - Familientreffen in der Gemeindegalerie Weßling“, hat Rüba die Ausstellung genannt. In der Galerie am Weßlinger See treffen Gemälde, Zeichnungen und Skizzen der Malerfamilie Voltz aufeinander. Schwerpunkt sind die Bilder von Johann Friedrich. Da sieht man idealistische bäuerliche Landschaften mit Rindern, Schafen, Ziegen, romantisierten Hütebuben und -mädchen und immer wieder neue Varianten seiner Kühe, für die der „Kuhmaler“ so bekannt war. Seine Bilder wurden weltweit verkauft, auch Malerfreunde bewunderten die Kunstfertigkeit des Künstlers und baten ihn, in ihre Bilder seine Rinder hineinzumalen. Eduard Schleich der Ältere, der besonders gut wolkige Himmel zeichnen konnte, malte seinem Freund dafür den Himmel. Auch mit Carl Spitzweg war Voltz befreundet. Dieser pauste Tierdarstellungen von Voltz in seine Bilder. Solche Anekdoten erfahren die Besucher in der Begleitbroschüre, die Rüba zur Ausstellung verfasst hat.
Interessant sind die Landschaftsbilder aus der Gemeinde Weßling. Man sieht das unverbaute östliche Ufer, nur um die Pfarrkirche stehen Häuser. Damals war Weßling ein kleines Dorf, weiß Rüba. Laut statistischer Aufzeichnungen aus dem Jahr 1867 lebten 217 Personen, aufgeteilt auf 56 Familien am Ort, heute sind es etwa 6000.
Das Talent zum Malen haben die Brüder Johann Friedrich, Karl und Ludwig – drei von insgesamt neun Kindern - vom Vater geerbt. Dieser war Kunstmaler, Zeichner und Karikaturist. In der Ausstellung sieht man Skizzenbücher und die detailreichen Bilder für ein Kinderbuch. Während die Söhne an der Münchner Kunstakademie Malerei studierten und gekonnt mit Perspektiven, Licht, Schatten und Farbe hantierten, wurde Schwester Amalie vom Vater unterrichtet. Für Mädchen war ein Kunststudium damals undenkbar. Von der talentierten jungen Frau gibt es deswegen nur ein paar Personenstudien und ein Selbstportrait zu sehen. Der jüngste Maler der Künstlerfamilie war Richard Voltz, Sohn von Johann Friedrich. Auch er studierte an der Akademie, seine Bilder reihen sich harmonisch beim „künstlerischen Familientreffen“ ein. Fast sehen auch die Diagramme und Tabellen der meteorologischen Aufzeichnungen von Richards Bruder, dem Arzt Albert Voltz, wie Kunstwerke aus. Deswegen hat sie Rüba ebenfalls in die Ausstellung gelegt. Die Ausstellung ist bis zum 3. Dezember, freitags und sonntags von 14 bis 17 Uhr, in der Gemeindegalerie Weßling, Hauptstraße 57 zu besichtigen.
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