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"Den Kunden eine Freude machen"

Die Geschäfte der Gärtnerei Fischer blühen wieder auf

Die Fischer halten auch in Krisenzeiten fest zusammen: Adalbert Fischer (Mitte) mit seinen Kindern Thomas und Daniela. (Bild: Hauck)

Rot und rosa, gelb, weiß und blau: In den Gewächshäusern der alteingesessenen Gärtnerei Fischer stehen die Fuchsien, Begonien und Geranien in voller Blüte. Die Farbenpracht täuscht leicht darüber weg, dass das Familienunternehmen harte Zeiten hinter sich hat. Inhaber Adalbert Fischer und die Juniorchefs, seine erwachsenen Kinder Daniela und Thomas sehen abgekämpft aus. „So viel wie dieses Jahr haben wir noch nie gearbeitet.“

Blumenberge im Kompost

Als der Corona-Lockdown kam, standen die Treibhäuser voll mit Hunderten an selbstgezogenen jungen Pflanzen und frischen Schnittblumen. Eigentlich sollte alles in den Verkauf gehen, die Frühjahrssaison ist ein wichtiger Umsatzfaktor. Aber dann: „Gerade mal sechs Stunden blieben zum Abverkauf“, sagt Daniela Fischer über die plötzliche Zwangsschließung. Die Supermärkte, die als einzige weiter auf haben durften, machten dann das große Geschäft zu Ostern. Sie selber hatten keine andere Wahl, als den großen Rest der verderblichen Frischware wegzuwerfen. „Stiefmütterchen, Zwiebelblumen, Zimmerpflanzen, Hortensien, Orchideen“, zählt sie auf. Wie geht‘s einem da als Vollblutgärtner, wenn Berge von Blumen im Kompost landen? Das könne man nur aushalten, wenn man alle Emotionen ausschalte, antwortet die 34-Jährige Gartenbauingenieurin. „Da muss man die Augen verschließen und einfach nur machen.“

Lieferservice für jedes Pflänzchen

Die Gärtnerei Fischer in Starnberg ist eine der großen und alteingesessenen in der Region. Die ehemalige Schlossgärtnerei des Palais Sonnenhof wird seit 1955 von der Familie Fischer geführt, mittlerweile in der dritten Generation. Der Ladenverkauf hatte wegen des Lockdowns geschlossen, aber die Leute verlangten nach Ware – sie waren während des Zwangsurlaubs oder Homeoffice daheim und hatten Zeit für ihre Gärten. Die Fischers reagierten deshalb mit einem Lieferservice über Internet und Facebook. „In Windeseile“ hätten sie die Blumen fotografiert und Bestelllisten geschrieben. Und dann fing das Telefon an, pausenlos zu klingeln. Hört sich ja erst mal gut an. War aber ganz oft „ein Riesenaufwand für vier Salatpflänzchen“, so Adalbert Fischer. „Es war kräftemäßig kaum mehr zu stemmen, jeder unserer Mitarbeiter hat da das Letzte gegeben.“ Töpfchen für Töpfchen packten sie zusammen und fuhren es den Kunden vor die Haustür, von Münsing bis Germering. Von morgens bis abends, Tag für Tag. Für Sohn Thomas gehört der Servicegedanke aber ganz selbstverständlich zum Geschäft dazu. „Das ist halt so bei uns, man will den Kunden eine Freude machen.“ Wieviel vom Umsatzverlust sie wieder reinholen konnte, weiß die Familie noch nicht so genau. Unterm Strich hätten sie lange nicht so viel verkauft wie sonst. Und lang so weitergehen hätte es auch nicht dürfen. Aber sie sind froh, ihren 40 Voll- und Teilzeitangestellten die Kurzarbeit erspart zu haben.

Die Freude an den Blumen

Seit dem 20. April hat die Gärtnerei Fischer unter Einhaltung der Corona-Auflagen wieder geöffnet. Die Kunden sind auch wieder da. Und sie waren dankbar. „Wir hörten oft, wie froh sie sind, dass wir wieder auf haben“, sagt Tochter Daniela. Die Blumen riechen, das ganze Farbenmeer erleben, vielen habe diese Freude sehr gefehlt. Sie erzählt, dass es Kunden gibt, die regelmäßig einmal die Woche durch die Gewächshäuser laufen, nur um dieses Blumenerlebnis zu haben. Die Wiedereröffnung kam gerade noch zur rechten Zeit, sie konnten für die Hochsaison mit all den Beet- und Balkonpflanzen durchstarten. Trotzdem ist die Blumenbranche noch weit von normalen Zeiten entfernt. Vater Fischer vermisst besonders den Nachschub an Schnittblumen. Über Wochen waren die Lieferketten unterbrochen. Aber es sei auch weniger Nachfrage gewesen. „Es gab ja keine Familienfeiern und Hochzeiten.“

Selbstversorger-Trend

Viele Leute haben in der Zeit ihren Garten neu entdeckt, Hochbeete für Gemüse und Salat angelegt. „Der Trend Selbstversorger spielt bei uns seit geraumer Zeit eine Rolle, und er hat durch Corona weiter zugenommen“, antworten die Fischers. Einerseits sind sie froh, erstmal alles einigermaßen überstanden zu haben. Andererseits schwingt immer die Unsicherheit mit, wie es wegen der Pandemie weitergeht. Fischer senior hofft, dass „nichts mehr nachkommt“. Er macht sich viele Gedanken: „Blumen sind ein Luxusgut, an dem die Leute sparen, wenn es sein muss.“ Aber Trübsal blasen liegt der tatkräftigen Familie mit dem grünen Daumen nicht. „Man darf sich nicht runterziehen lassen“, so Daniela Fischer. Am meisten freut sich Katze „Caramella“ über die Wiedereröffnung des Ladengeschäfts und das gewohnte Treiben. Sie hält es nämlich nur ganz schwer ohne all die Kunden aus, die das gutmütige Maskottchen der Gärtnerei mit Streicheleinheiten bedenken.

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