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Rubrik: Gesamt · Ort: fuenfseenland
"Dem Wald geht es schlecht"
Andere Baumarten könnten ihn noch retten
„Der Wald war bisher einfach da. Sein Fortbestand wurde nie angezweifelt. Das wird sich ändern“, erklärte Armin Elbs, denn dem Wald gehe es schlecht. Der Forstdirektor der Graf zu Toerring-Jettenbach'schen Unternehmensverwaltung war auf Einladung des Seefelder Kulturvereins „Räsonanz“ in das Haus Peter und Paul gekommen, um über den Zustand des Waldes und die Maßnahmen zum Umbau aus Sicht eines Forstbetriebes zu referieren. Rund 200 Zuhörer waren gekommen. Am nächsten Tag gab es dann noch eine Exkursion durch den Hechendorfer Wald, an der etwa 50 Personen teilnahmen.
Was die Quantität der Waldflächen betrifft, so sieht es gar nicht einmal so schlecht aus. Auf einer Karte zeigte Elbs, dass vor allem in den letzten 100 Jahren massiv aufgeforstet worden war. Holznot wie noch vor 100 Jahren, als die Menschen darum bettelten, Brennholz aus dem Forst klauben zu dürfen, ist längst vorbei. Heute herrscht im Gegenteil ein Überfluss an Holz. Das liegt aber nicht an den planvollen Fällungen, sondern an den „Kalamitäten“. Damit bezeichnen die Förster die Schadensfälle, die den Wäldern zugesetzt haben. Die „Krankenakte“ des Waldes ist lang. Sie beginnt mit dem sauren Regen in den 1980-er Jahren, reicht über die Auswirkungen der verheerenden Orkane Wiebke und Vivian, die etwa 20 Prozent des Seefelder Waldes beschädigt hatten. Vor zehn Jahren hat das Eschentriebsterben begonnen, das wohl das „Aus“ sämtlicher europäischer Eschen bedeutet, bedauerte Elbs. Die Trockenheit, Schneebruch und vor allem der Borkenkäfer haben ebenfalls ihre Spuren hinterlassen.
Bewirtschaftete Wälder bedeuten Klimaschutz
Bei der Exkursion führte der Förster die Gruppe zu einem Waldstück. Hier standen Fichten, von denen die Rinde in großen Stücken herabfiel. Der Borkenkäfer hat die Bäume befallen. Jetzt müssen sie schleunigst gefällt und das Holz aus dem Wald gebracht werden. „Wir sind von den Naturereignissen Getriebene und keine Akteure mehr“, bedauerte Elbs. Auf dem Markt ist das Käferholz viel weniger wert als ein gesunder Baum. Da Bäume im Durchschnitt rund 80 bis 100 Jahre alt werden sollen, damit ein optimaler Holzertrag erwirtschaftet werden kann, sind vorzeitige Fällungen ein Verlust. Dabei dient die Holzverarbeitung dem Klimaschutz, erklärte Elbs. Bäume würden über die Jahrzehnte Tonnen an Co2 speichern. Das verbleibe in dem Holz, aus dem Möbel oder Häuser gebaut werden. Wenn der Baum jedoch verrottet, setze dieser Prozess das Co2 wieder frei. Bewirtschaftete Wälder hätten deswegen für den Klimaschutz eine ganz besonders wichtige Bedeutung, sagte Elbs. Das sei in der Politik viel zuwenig berücksichtigt.
Damit der kränkelnde Wald für die Zukunft stark gemacht wird, experimentieren die Förster seit vielen Jahren mit neuen Arten. Zum Beispiel der Douglasie. An einigen Stellen, wo früher einmal Fichten standen, stehen jetzt kleine Nadelbäumchen, die gegen Wildverbiss mit stabilen Gittern ummantelt sind. Die ersten Douglasien haben die Toerring-Jettenbach'schen Förster bereits vor rund 100 Jahren eingesetzt. Sie konnten bisher Sturm und Borkenkäfer widerstehen.
Statt der Eschen wird in Seefeld seit 15 Jahren Schwarznuss probiert. Derzeit wachsen die Bäumchen gut, „wir wissen aber nicht wie es in 50 Jahren aussieht“, so Elbs und auch Küstentannen und Roteichen werden als Alternativen gesetzt. Dabei mache nur Sinn, aufzuforsten, „was später verwertet werden kann“, betonte Elbs.
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