Bilanz des Verein Frauen helfen Frauen e.V.
Psychische Gewalt kommt häufiger vor als physische Gewalt
Die Beratungsstelle des Frauennotruf im Landkreis Starnberg zieht Bilanz: Im vergangenenJahr haben sich 109 Frauen wegen männlicher Dominanzgewalt an die Beratungsstelle Frauennotruf gewandt. Zusätzlich wurden 29 Angehörige und Fachpersonenberaten. Insgesamt wurden 430 Beratungen durchgeführt. Psychische Gewalt war in 41 Prozent aller Beratungen Anlass für ein Gespräch. Somit war bei den Beratungsanlässen die psychische Gewalt um ein dreifaches höher als physische Gewalt.
Demütigung, Kontrolle oder Bedrohung
Psychische Gewalt bedeutet, dass Frauen von ihren (Ex-)Partnern u.a. gedemütigt, kontrolliert, bedroht oder beleidigt werden. Die Geschäftsführerin Cordula Trapp sagt dazu: „Psychische Gewalt wirkt sich besonders schädigend auf die Frauen und deren Kinder aus. Sie zerstört die Integrität der Frau und macht es ihr besonders schwierig, sich Hilfe zu holen. Denn der gewaltausübenden Partner vermittelt ihr ständig, dass sie alles falsch mache. Gewalt geht immer mit Macht und Kontrolle einher“. In 32 Fällen war sexualisierte Gewalt Thema der Beratung. Diese Art der Gewalt beeinflusst die Frauen in ihrer Lebensführung oft ein Leben lang. „Trotz der MeToo-Bewegung ist es immer noch einTabuthema und es fällt den Betroffenen schwer, sich fachliche Unterstützung zu holen“, sagt die Fachberaterin Claudia Sroka
Neben der psychosozialen Beratung gehören Begleitungen, z.B. zur Rechtsantragsstelle im Amtsgericht, zur Polizei oder zum Jugendamt, zum Angebot der Beratungsstelle. 14 Begleitungen fanden 2019 statt. Des Weiteren wurde die psychosozialen Prozessbegleitung, eine intensive Form der Zeugenbegleitung, dreimal genutzt. Die Begleitungen fanden aufgrund einer gerichtlichen Beiordnung statt. Sie sollen die Belastungen verringern, die ein Strafprozess mit sich bringt.
Neu im Team
Zur Unterstützung der beiden langjährigen Fachberaterinnen Sroka und Trapp, wurde die Sozialpädagogin Heike Glöckner im Frühjahr ins Team aufgenommen. Sie wird künftig u.a. den Bereich Prävention ausbauen. Als neues Angebot werden im Laufe diesen Jahres Kinder und Jugendliche gewaltbetroffener Mütter beraten. Um dieser wichtigen und verantwortungsvollen Aufgabe gerecht zu werden, wird noch eine weitere Kollegin in diesem Jahr ins Team kommen.
In der Beratungsstelle finden Frauen, die von Gewalt sowie Stalking betroffen sind und künftig auch deren Kinder, Unterstützung. Auch Angehörige, Bezugspersonen oder Fachkräfte können sich unter 08152/5720 Hilfe holen. Die Beratung ist vertraulich, kostenlos und auf Wunsch anonym. Derzeit finden Beratungen aufgrund der Corona-Pandemie ausschließlich telefonisch statt. Weitere Informationen erhält man unter der Nummer 08152/5720 sowie per E-Mail an info@frauenhelfenfrauen-sta.de oder auf der Website unter www.frauenhelfenfrauen-sta.der. Das Hilfe-Telefon ist rund um die Uhr unter folgender Nummer erreichbar: 08000/116016.
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