Artenreiche Flachland-Mähwiese
Wo ist der bessere Standort für das Krankenhaus?
Auf den ersten Blick überwiegen auf der extensiv genutzten Wiese hinter dem Hechendorfer Friedhof die Gräser. Doch der Schein trügt. Nach einer Kartierung, die der Herrschinger Biologe Burkhard Quinger im Auftrag des Bundes Naturschutz (BN) auf drei jeweils 30 Quadratmeter großen Flächen durchgeführt hatte, entdeckte der als „Wiesenpapst“ bekannte Gutachter wertvolle Wildkräuter wie unter anderem das Breitblättrige Knabenkraut, Wiesenglockenblume, Wiesenbockskraut, Klappertopf, Großer Wiesenknopf und Wilde Möhre. Grillen, Insekten und kleine Tiere haben in der Wiese ihre Heimat gefunden.
Ein paar Meter weiter sah man bei einem Pressetermin den Unterschied. Günter Schorn, BN-Kreisvorsitzender und Vertreter der Seefelder Naturschützer standen auf einer „fetten Wiese“. Diese mehrmals im Jahr kurz gemähte Wiese hat wenig unterschiedliche Gräser vorzuweisen. „Das Ergebnis hat uns selbst überrascht“, betonte Schorn bei einem Pressetreffen. Es könnte aber Auswirkungen auf die aktuellen Krankenhauspläne haben. Denn bei über der Hälfte der Flächen, die dafür vorgesehen seien, handele es sich um den FFH-Lebensraumtyp 6510 (Fauna-Flora-Habitat) „Artenreiche Flachland-Mähwiese“ und diese ist seit der Novelle des Bayerischen Naturschutzgesetzes im vergangenen Jahr so wie ein Biotop geschützt.
Damit steht für den BN, die Bürgerinitiative Eichenallee und die Seefelder Grünen fest, dass die Fläche an der Lindenallee östlich des Hechendorfer Friedhofs für eine Bebauung ungeeignet sei. Schorn kündigte an, gegen eine Bebauung zu klagen, falls die Pläne nicht fallen gelassen werden. „Die Abwägung der verschiedenen Klinikstandorte im informellen Fachbehördengespräch stellt sich damit als grob fehlerhaft heraus“, erklärte Schorn. „Es wird Zeit, das neue Artenschutzrecht auch auf kommunaler Ebene hier in Seefeld umzusetzen“, forderte Constanze Gentz, Vorsitzende der Seefelder BN-Ortsgruppe. Schließlich sei die heimische Landschaft eine Lebensgrundlage: „Wir brauchen unsere Landschaft zur Erholung und zum Durchatmen“, so Mitglied des Seefelder BN, Linda Rüger.
Schindlbeck-Klinik aufstocken
Bei einer hybriden Info-Veranstaltung zum Klinikneubau in der Hechendorfer Turnhalle und virtuell an den heimischen Rechnern wurde eine weitere Option, die im Vorfeld eigentlich fast schon abgehakt worden war, wieder auf die Agenda gebracht. Klinik-Chef Thomas Weiler erklärte, dass er die Erweiterung der Schindlbeck-Klinik und die Zusammenlegung der Chirurgischen Klinik Seefeld am Standort Herrsching favorisiere. Dazu bräuchte man das „Okay“ des Gesundheitsministeriums. In Herrsching besteht bereits Baurecht. Es fehlt aber Grund, deswegen müsste wohl aufgestockt werden, um das Raumprogramm (etwa 200 Betten) zu erfüllen. Auch Landrat Stefan Frey, der Seefelder Bürgermeister Klaus Kögel und Oliver Prells vom Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum berichteten den insgesamt rund 150 Zuhörern über die Standortsuche. Infos zu den Plänen finden die Bürger auf der Gemeindehomepage.
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