50 Jahre Musikschule
Unterricht von Akkordeon, über Querflöte bis zum Ballett

Das Lied "Helpless" aus dem Musical "Hamilton" hatte die Band während eines Workshops einstudiert. (Bild: pst)
„Eine Welt ohne Musik ist unverstellbar“, rief der Gilchinger Bürgermeister Manfred Walter. Beim Festakt zum 50-jährigen Jubiläum der Musikschule erntete er für diese Aussage Kopfnicken bei den vielen Gästen in der Gymnasiumsaula. Mittlerweile bringen bereits die ersten Großeltern, die selbst in der Musikschule Unterricht gehabt hatten, ihre Enkel zum Musikunterricht, berichtete Musikschulleiter Roland Siegel. Er selbst ist seit 1987 dabei, wird im nächsten Jahr in den Ruhestand gehen und die Leitung an Bernhard Huber übergeben. Huber ist derzeit stellvertretender Leiter der Grünwalder Musikschule.
Vor 50 Jahren wurde die Musikschule Gilching auf Initiative von Gemeinderat und Schulleiter Rudolf Schicht gegründet. Damals begannen 100 Schüler mit dem Unterricht. Heute sind es etwa 1.000 und neben Gilchingern werden auch Lernwillige aus Weßling, Seefeld und Wörthsee unterrichtet. Die Nachfrage ist so groß, dass es bei bestimmten Instrumenten sogar eine Warteliste gibt. Allein bei den Blasbläsern (Trompete, Horn, Posaune) gebe es noch freie Kapazitäten, informierte Siegel.Der Großteil der Kinder und Jugendlichen frönt mit der Musik quasi einem Hobby. Unter den Schülern gibt es aber einige Ausnahmetalente, die bei Wettbewerben wie "Jugend musiziert" gewinnen und die später eine Musikkarriere begonnen haben.
Eigenes Musikschulhaus
Die letzten Jahrzehnte mussten sich die Musikschüler aus Ermangelung eines eigenen Musikschulhauses an unterschiedlichen Orten treffen, für die Verwaltung und die Lehrkräfte war der ewige Raumwechsel recht nervenzermürbend. Seit letztem Jahr ist die Suche nach einer eigenen Bleibe vorbei. Siegel schwärmte von dem Haus an der Rosenstraße „in dem eine wunderbare Arbeitsatmosphäre entstanden ist“. Im vergangenen Jahr wurde es bezogen.
Beim feierlichen Festakt zum Jubiläum betonten die Redner wie wichtig eine musikalische Ausbildung sei. Landrat Stefan Frey hatte beispielsweise selbst – allerdings in der Starnberger Musikschule – Geige gelernt und erinnert sich heute noch an die gemeinsamen Auftritte. In seinem Festvortrag betonte Marcel Huber, Präsident des Bayerischen Musikrats, dass Bayern ein „Musikland“ sei. Es reiche aber nicht lediglich die Spitzenbegabungen zu fördern, „wir müssen in die Breite gehen“. Dafür sei ein aktives Musizieren notwendig. „Jeder Lehrer soll ein Musikinstrument spielen können“, forderte Huber. Das Spielen im Ensemble fördere Eigenschaften wie Rücksichtnahme und Teamfähigkeit, nicht zuletzt habe man „selbst Spaß am Musizieren und kann dabei anderen eine Freude bereiten“.Christoph Peters vom Verband Bayerischer Sing- und Musikschulen berichtete, dass es in Bayern mehr als 200 Musikschulen mit etwa 200.000 Schülern gebe, die den Kindern durch den Unterricht „etwas mitgeben für das Leben“.
Als Rahmenprogramm bekam das Publikum einen Einblick in den vielseitigen Unterricht. Es gab ein Harfen- und ein Hackbrettensemble, Querflötist Mikhail Khvostikov, der Lehrer an der Musikschule ist, zeigte ein virtuoses Spiel. Ein Trio aus Klavier, Violine und Horn trat auf, ein Duo zweier "Jugend musiziert"-Preisträgerinnen auf Violine und Klavier wurde beklatscht. Das Kleine Streichorchester von Geigenlehrerin Julieta Craciunescu bewies ein perfektes Zusammenspiel und mit dem Lied „Helpless“ aus dem Musical „Hamilton“, das von einem Instrumentenensemble begleitet wurde, zeigten die Intepreten, dass sie Sinn für Rhythmus haben. Das Stück war Teil des Programms, das beim Bandworkshop der Musikschule einstudiert worden war und das unter dem Motto „get your kicks – back zu live“ ein paar Tage später aufgeführt worden war. Zur Musikschule gehört auch die Ballettabteilung. Mit einem Pas de Deux bezauberten Lilli Knieb und Daniel Fischer das Publikum.
Zum Abschluss der Feierlichkeiten gibt es am 24. Oktober um 16.30 und um 19.30 Uhr in der Gilchinger Gymnasiumsaula ein Konzert des Akkordeonorchesters.
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