Was lange währt, wird endlich gut?
Westumfahrung bereitet Bauchschmerzen
Eigentlich hätte man denken können, jetzt sei der Spuk um die Westumfahrung vorbei. Doch wie man auf der Bürgerversammlung vergangenen Mittwochabend heraushören konnte, sind längst nicht alle Bürger Gilchings begeistert von der Umsetzung. Gilchings Oberhaupt Manfred Walter setzte daher diesen Themenpunkt an das Ende seines Rechenschaftsbericht, um gleich im Anschluss sich den Fragen der Gemeindemitglieder zu stellen.
Gut 30 Jahre lang wird die Westumfahrung bereits geplant. So lang steht der Wunsch nach einer verkehrstechnischen Entlastung für Gilching im Raum. Bereits 2013 gab es einen Erörterungstermin zur Planfeststellung - was folgte, liest sich wie ein Krimi im Straßenbau: zwei Bürgerentscheide, eine Klageerhebung, diverse Feststellungsverfahren und Umplanungen. Im Bürgerentscheid im vergangenen Sommer sprachen sich Gilchings Bürger für eine Westumfahrung aus. Zu viele Lastwägen und ein massiver Durchgangsverkehr bewegten damals viele dazu.
"Bitte keine Plastikinseln!"
Als "unüberlegt, schlecht geplant und unstrukturiert" wurde in der Bürgerversammlung die Umgehung bezeichnet. "Wir wollen nicht, dass es in Gilching so wird wie in Weßling und wir Plastikinseln an der Römerstraße zur Verkehrsberuhigung aufstellen müssen," äußerte sich ein besorgter Bürger in der Versammlung. Viele hätten Angst, dass die Umgehungsstraße gerade von Pendlern nicht genutzt werden würde und sich der Verkehr dann wieder in die Ortsmitte verlege. Ein weiterer Knackpunkt ist der sogenannte "Röchnerknoten", an dem Landsbergerstraße, die Westumfahrung und die Auffahrt zur A96 sowie der Straßenverlauf nach Weßling zusammentreffen. "Wie soll das am Röchnerknoten gehen - es ist jetzt schon eine Zumutung diese Strecke morgens zu nutzen," warf eine Anwohnerin aus St. Gilgen ein.
Manfred Walter und der "Vater des Projektes", Stefan Lindner von Wagner Ingenieure aus München, beruhigten. "Es sind Verkehrsgutachten gemacht worden, die jede Stau- oder Grenzsituation simuliert haben," erklärte der Planer. Lindner betreut seit 25 Jahren das Projekt um die Entlastungsstraße für Gilching. Auch sie hätten in ihrer Planung diese Problempunkte miteinbezogen. So sei der Entschluss entstanden, am Röchnerknoten keinen Kreisverkehr, sondern eine Ampelanlage zu errichten. "Die Ampelanlage kann erkennen, ob es zum Beispiel einen Rückstau auf die Autobahn gibt. Schon allein um die Sicherheit auf der A96 zu gewährleisten, muss ein Rückstau verhindert werden. Ein Kreisverkehr könnte zu einem Rückstau auf die Autobahnabfahrt führen und das wiederum zu gefährlichen Unfällen," erklärte Lindner.
Bitte nicht hier
"Wird die Sonnenstraße verkehrsberuhigt, wenn die Umgehung fertig ist?", fragte ein Anwohner aus der betroffenen Straße. Seine Sorge sei, dass bei Verkehrsbehinderungen die Straße zur Ausweichstraße werde. "Eine Straße einfach beruhigen oder nur für Anwohner zugänglich machen, können wir nicht," betonte der Rathauschef.
Im April 2018 soll das Mammutprojekt starten. Die 4,7 Kilometer lange Straße schlängelt sich von Alling am Baggersee vorbei und kreuzt die Rottenriederstraße sowie den Talbauernweg. Hier sollen sieben Unterführungen, wie zum Beispiel nach St. Gilgen, in die St.-Egidi-Straße oder zur Rottenrieder Straße Querungsmöglichkeiten für Fußgänger oder Radler bilden.
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