Unterwegs gegen den Durst
Getränke Stummer versorgt die gesamte Region
Die gelben Lastwagen mit den Bildern bunter Früchte an den Seitenwänden, dem Logo des Saftherstellers Pölz, sind in der Region gut bekannt. Sie gehören zum Fuhrpark von Getränke Stummer. Deren Fahrer beliefern unermüdlich Firmen- und Privatkunden mit erfrischenden Getränken aller Art. Inhaber Hermann Stummer betreibt den Getränkemarkt in Gilching bereits in dritter Generation. „Für mich ist das einer der schönsten Berufe. Man kommt mit den unterschiedlichsten Leuten zusammen, kann sie mit Getränken versorgen und damit eine Freude bereiten“, erklärt er.
Die letzten Monate haben das Unternehmen wegen der Corona-Krise stark getroffen. Normalerweise beliefert Hermann Stummer Firmen, Kantinen, Schulen und Kindergärten mit Getränken. Wegen Homeoffice, geschlossener Schulen und Kitas war dieses Geschäft weggebrochen. Außerdem sind alle Feste, vom Firmenjubiläum bis zur italienischen Woche in Gilching, abgesagt worden. „Alles weg. Wir hatten keinen einzigen Auftrag“, erinnert sich Stummer. Seine Kühlanhänger, Biertischgarnituren, riesigen Sonnenschirme, Partyfässer und Festzelte mussten im Depot bleiben. Einzig die Privatkunden sind wie gewohnt auf den Hof gekommen, um sich ihre Getränke zu holen oder haben mit dem Lieferservice Mineralwasser, Bier, Fruchtsäfte, Schorlen, aber auch Milch bestellt. „Wir hatten wenigstens mehr Privatkunden“, so Stummer. Viele haben sich ihre Getränke nach Hause liefern lassen, um nicht vor die Tür zu müssen.
Keinen Mitarbeiter entlassen
Auf dem Betriebsgelände an der Gilchinger Karolinger Straße sieht man meterhohe Türme bestehend aus Getränkekisten unterschiedlicher Marken. Daneben ist der Markt mit dem vielfältigen Angebot an Wasser, Bier aus den unterschiedlichsten Brauereien, Spirituosen, Softdrinks, Fruchtsäften, Sekt, Weinen und angesagten Partygetränken. Aus dem Kühlschrank können bereits gekühlte Getränke geholt werden.
Immer wieder fahren Kunden auf den Hof. Eine Mutter holt Getränke in Kommission sowie Biergarnituren für die Geburtstagsparty ihrer Tochter, zwei Handwerker versorgen sich mit einem Tragl Wasser. Die meisten sind „per du“ – bei Getränke Stummer herrscht ein lockerer Umgangston. Trotz fehlender Umsätze hat Hermann Stummer während der Krise keinen seiner sieben Mitarbeiter entlassen. „Kaufmännisch ist das zwar eine Katastrophe, aber von der menschlichen Sicht ist mir das wichtig“, versichert er. Dank der Voraussicht seiner Vorfahren ist der Firmengrund im Besitz der Familie, deswegen sind wenigstens keine Mietausgaben angefallen. Sonst hätte es wahrscheinlich düster ausgesehen.
Dass sich Stummer von der Krise nicht unterkriegen lässt, hat auch viel mit seinen Stammkunden und seinem Team zu tun. Erst vor drei Jahren sei der letzte Mitarbeiter gestorben, den noch sein Opa vor 40 Jahren eingestellt hatte. „Er war ein Stück Firma, wie ein Familienmitglied und ein sehr, sehr guter Freund“, so Stummer. In normalen Zeiten wird regelmäßig nach der Arbeit mit den Mitarbeitern auf dem Hof gegrillt. Eine familiäre Atmosphäre Stummer sehr wichtig. „Das hält zusammen“.
„Hermann“ in dritter Generation
Bereits sein Urgroßvater hatte Anfang des 20. Jahrhunderts ein Geschäft in Aubing gehabt. Der Großvater hat 1948 offiziell Getränke Stummer in Gilching gegründet. „Der Opa ist damals noch mit dem Pferdefuhrwerk gefahren“, berichtet Stummer. Im Verkaufsraum sieht man ein altes Schwarz-Weiß-Foto aus diesen Zeiten. Im Getränkemarkt steht noch die Rampe, auf die die Getränkekästen vom Kutschbock aus auf die Transportrollen in das Lager geschoben wurden.
Sein Vater hat den Betrieb dann ins moderne Zeitalter überführt. Die ersten Lastwagen und Computer wurden angeschafft. In den 1970er Jahren brachte der erste Stapler eine unglaubliche Zeitersparnis. Früher hätten acht Mann sechs Stunden lang mit der Sackkarre das Leergut mühsam auf die Lastwagen gestapelt. Mit den neuen Dieselstapler konnte diese Aufgabe ohne große Anstrengung von einem Mann in einer Stunde bewältigt werden, erinnert sich Stummer. Er selbst hat bereits als Bub im Betrieb mitgeholfen, „ich war nicht im Ferienlager, sondern im Getränkelager“, lacht er. Dort habe er unter anderem Leergut sortiert. 1999 hat Stummer, der den gleichen Vornamen trägt wie der Vater und der Großvater den Familienbetrieb übernommen. Heute zählen zu seinem Fuhrpark fünf Lastwagen, zwei Hubameisen und zwei Doppelstapler. „Der kann sechs Paletten auf einmal transportieren“. Insgesamt ist die Arbeit viel rückenfreundlicher als früher. Das liegt neben den Maschinen auch an dem leichteren Leergut. Jetzt hofft Hermann Stummer auf einen heißen Sommer mit viel Durst. Den werden er mit seinem Team gerne stillen. Die gelben Lastwagen und der gut gefüllte Getränkemarkt stehen bereit.
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