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Alles hat zwei Seiten - auch der Herrschinger Weg
Der Rückwärtsgang wird eingelegt, beide Autos setzen gleichzeitig wieder zurück - einer muss sich nun entscheiden, wer als erstes weiterfahren kann. An anderer Stelle wendet das Fahrzeug eines Pakete-Dienstes, er will nun auch raus und seine Fahrt fortsetzen. Hinter dem anderen Wagen drängelt ein weiterer Fahrer, er wolle nur schnell durchfahren, seine Frau müsse zur S-Bahn. Ein ganz normaler Vormittag also im Herrschinger Weg.
Am linken Seitenrand der Park+Ride-Plätze können bis zur Kurve Fahrzeuge parken, das bedeutet aber auch, dass zwei Pkws gleichzeitig nicht mehr aneinander vorbeifahren können. Zudem kommen noch viele S-Bahn-Nutzer hinzu, die schnell an den Bahnhof fahren, im Anwohnerbereich wenden würden und "nur kurz" ihr Kind hier rauslassen.
Kein "Nein" zur Barrierefreiheit
Genau dieses Szenario ist es, was den Anwohner des Herrschinger Wegs bitter aufstößt. Hochgekocht sei das ganze dann, in der "oft einseitigen Darstellung" beim Thema Barrierefreiheit, erklärten die Wohnungseigentümer.
Anita Löffler sowie viele andere Anwohner wohnen teilweise seit 30 Jahren in der beschaulichen Anlage gegenüber der S-Bahn Gilching-Argelsried. "Wir haben uns nie gegen einen barrierefreien Ausbau ausgesprochen. Wir wollten nur eine verkehrsentlastende Lösung, damit nicht alles in den Anwohnerbereich drückt", erklärten einige Eigentümer im Gespräch mit den 5-Seen-Wochenanzeigern. "Es wäre toll, einen barrierefreien Zugang zu haben, wir werden alle nicht jünger", so Löffler.
Hintergrund
Eigentlich wollte die Deutsche Bahn den Bahnhof Gilching-Argelsried zu beiden Seiten barrierefrei mittels eines Aufzuges umbauen. "In der Planung war aber nie die Rede davon, wie die Verkehrslage dann abgewickelt werden soll", so die Eigentümer. Das sei der einzige Grund gewesen, warum Bedenken gegen das Vorhaben ausgesprochen wurden. "Eine andere Lösung, wie eine Wendeschleife, Parkverbote oder ein Kreisel zur Verkehrsentzerrung wären wünschenswert gewesen", erklären die Bewohner weiter.
Auch der Gemeinde Gilching wurden diese Vorschläge unterbreitet. Max Huber, Leiter des Bauamtes erklärte, dass eine Wendeschleife aufgrund des Bebauungsplanes nicht möglich sei. Zu viele Faktoren würden hier im Weg stehen und letztendlich habe bei einer solchen Entscheidung auch der Freistaat Bayern noch ein Wörtchen mitzureden.
Einseitig für alle
Sicher ist auf jeden Fall, dass die andere Seite des Bahnhofes nun barrierefrei wird. "Mittels einer Rampe kommen dann die Nutzer von der Straße aus in die Bahnhofsunterführung, ein Lift bringt sie dann auf den Bahnsteig", erläutert Huber die Maßnahmen. Für einen Lift habe man sich entschieden, da dieser weniger wartungsintensiv sei, außerdem liege nicht alle Entscheidung nur bei der Gemeinde Gilching, sondern auch bei der Deutschen Bahn. "Auf lange Sicht werden natürlich auch noch andere Lösungen zum barrierefreien Zugang gesucht, diese lassen sich aber nicht in wenigen Monaten umsetzen", so Hubers Prognose.
Was bleibt ist die Erkenntnis, dass eigentlich alle sich für einen barrierefreien Zugang am Herrschinger Weg aussprachen, nur bei der Umsetzung und Planung muss noch ein gemeinsamer Weg gefunden werden.
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