Signal gegen Gewalt an Frauen
Landkreisgebäude erstrahlen in "orange"
Viele Bürgerinnen und Bürger sind vor ein paar Tagen verwundert vor dem Herrschinger Rathaus stehen geblieben. Das ganze Gebäude war nämlich in ein orangefarbenes Licht getaucht. Anlässlich des internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen hatte der Zonta-Club Fünf-Seen-Land mit „UN Women“ als Zeichen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen Gebäude im Landkreis Starnberg unter dem Motto „orange the world“ in orangefarbenem Licht erstrahlen lassen. Zonta-Präsidentin Charlotte von Bodelschwingh: „Weltweit zählt Gewalt an Frauen und Mädchen mit 30 Prozent zu den häufigsten Menschenrechtsverletzungen. In der aktuellen Phase durch den Teil-Lockdown steigt das Risiko für häusliche Gewalt gegen Frauen und Kinder auch bei uns im Landkreis". Dieser hat sich mit mehr als 100 Städten und Kommunen in Deutschland der Aktion angeschlossen. Landrat Stefan Frey betonte: „Die Betroffenen und das soziale Umfeld betroffener Familien müssen ermutigt werden bei einem möglichen Verdacht hinzuschauen“ und der Herrschinger Bürgermeister Christian Schiller erklärte: „ Wir dürfen nicht wegschauen. Viele Opfer sind machtlos gegenüber dieser nichtverzeihbaren Gewalt“.
In der Kreisstadt wurde der Kulturbahnhof beleuchtet. Der Starnberger Bürgermeister Patrick Janik sagte „Gewalt gegen Frauen geht uns alle an, auch uns hier in Starnberg“. In Tutzing leuchteten das Rathaus und das Midgardhaus „orange“. Die Tutzinger Bürgermeisterin Marlene Greinwald betonte: „Unsere Weltbevölkerung besteht zur Hälfte aus Frauen und Mädchen. Aber solange es uns Frauen nicht möglich ist, auch die Hälfte der Verantwortung zu übernehmen, wird es keine grundlegenden Änderungen geben.“
Atmosphäre von Überwachung und Kontrolle
Auch der Verein Frauen helfen Frauen unterstützt die Aktion.Vor mehr als 30 Jahren wurde er gegründet und will ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Gewalt gegen Frauen ein gesellschaftliches Problem ist und nicht die persönliche Angelegenheit von Betroffenen. Geschäftsführerin Cordula Trapp und ihr Team beraten rund 100 betroffene Frauen im Jahr, denn auch im Landkreis ist körperliche, verbale oder digitale Gewalt gegen Frauen Realistät. „Häusliche Gewalt steigt in Umbruchsituationen, die mit Unsicherheiten verbunden sind“, weiß Trapp. Dazu zähle die derzeitige Corona-Pandemie. Jetzt würde den Frauen durch die räumliche Nähe ihrer Männer im Lockdown jedoch der Freiraum genommen anzurufen oder in die Beratungsstelle zu kommen. „Die Dunkelziffer ist hoch“, befürchtet Trapp. Bei den Gewaltbeziehungen herrsche eine Atmosphäre von Überwachung und Kontrolle. Hier würde sich ein Partner über den anderen stellen, Macht sowie Kontrolle ausüben wollen.
Oft würden gewalttätige Partner ihren Frauen versprechen, dass sie sich ändern. Wegen der emotionalen oder finanziellen Abhängigkeit beispielsweise durch gemeinsame Kinder oder Schulden würden die Frauen immer wieder neue Chancen geben. Erst wenn der Gewalttäter die Einsicht bekommt, dass die Verantwortung für seine Gewalt bei ihm alleine liegt, bestünde jedoch die Hoffnung auf eine Änderung, so die Erfahrung von Trapp. Sinnvoll sei es, wenn sich solche Männer an ein Infozentrum für Männer wenden, die Antigewalt-Programme anbieten.
Der Zonta-Club ist ein internationales, überparteiliches, überkonfessionelles und weltanschaulich neutrales Netzwerk, in dem sich berufstätige Frauen in leitender oder freiberuflicher Position zusammengeschlossen haben. Im Jahr 2019 feierte Zonta International 100. Geburtstag. Vorrangiges Ziel von Zonta ist es, die rechtliche, politische, wirtschaftliche, soziale und gesundheitliche Stellung der Frauen zu fördern. Außerdem bekämpft Zonta weltweit Gewalt gegen Frauen und Kinder.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH