Seit 58 Jahren Tradition
Nach der Weihnachtsgans ins Pfarrstadel
Sie haben gemalt, getöpfert, geschnitzt, fotografiert und gedruckt – die Künstler der diesjährigen Weihnachtsausstellung. Bereits zum 58. Mal fand sie am 1. und 2. Weihnachtsfeiertag im Pfarrstadel statt. Auf allen Ebenen und an allen Wänden hingen die Werke der Künstler aus Weßling und Umgebung. Organisatorin Konstanze von Rebay hatte den Besuch mit einer Reise durch vielfältige Landschaften verglichen. Viele Künstler hatten sich den Weßlinger See zum Motiv genommen, der in Öl verewigt, in Aquarell, gezeichnet oder fotografiert worden war.
Die Weßlinger verbinden ihren Weihnachtsspaziergang seit Jahrzehnten mit einem Besuch der Ausstellung. Hier treffen sie Freunde und Bekannte, mit denen gemeinsam vor den Kunstwerken gefachsimpelt wird.
Bereits am Eingang wurden die Besucher von einer bayerischen Betonfigur mit Gitarre begrüßt. Claudia und Marina Eisinger hatten sie angefertigt.
Filigrane Fingermalerei
In einer Ecke stand der Geisenbrunner Peter Schuierer bei seinen Bildern. Statt mit dem Pinsel verwendet er lediglich seine Finger zum Malen. Dabei wechseln sich filigran mit dem Fingernagel gekratzte Linien, dicke Farbbalken, aber auch einzelne hauchdünn mit der Fingerkuppe gemalte Farbpartien ab. Experimentell sind auch die Werke der jüngsten Aussteller. Der zehnjährige Korbinian und die zwölfjährige Marietta Richter brauchen ebenfalls keinen Pinsel für ihre Kunst. Ihren expressionistischen und farbenfrohen Abstraktionen liegen Fotos zugrunde, die die Kinder am Computer mittels verschiedener Programme verfremdet haben. Wie das geht, haben sie bei der Digitalkünstlerin Ute Kirchhof gelernt. Sie hatte einen Weßlinger See aus silbernen und andersfarbigen Dreiecken an die Wand gehängt.
In eine krachend-bunte opulente fröhliche Farbenwelt hatte Stefan Negele die Betrachter mit seinen Holzbemalungen geführt. Dass die 50-er Jahre im Trend liegen, ist nicht erst seit der Ausstellung „Tischkultur der 50-er Jahre“ in der Weßlinger Gemeindegalerie bekannt. Bei vielen Bildern überwogen die für die damalige Zeit typischen Pastellfarben. Angela Reik hat beispielsweise bei ihren Kinderfotografien die Hintergründe in den Retrofarbe gestaltet. Auch Illustratorin Veronika Grenzebach hatte ihre Zeichnungen mit Pastellfarben koloriert – ihre fantasievollen Kompositionen führten nicht nur in ein Zauberland, sondern regten zum Nachdenken an. Bei „Mind like Fire“ ließ eine Wolke Regentropfen auf einen Kopf, der in Flammen stand, fallen.
"Der beste Maler ist immer noch die Natur" – den Wahrheitsgehalt dieses Sprichworts belegte Renate Bergmann. Sie hatte Blätter in Großaufnahme fotografiert. Der feine Farbwechsel und die zarten Verästelungen der Blattadern wirken einfach nur wunderschön.
Neben den rein dekorativen Kunstwerken hatten einige Künstler gesellschaftskritische oder politische Anliegen in ihren Bildern verarbeitet. Glyphosat, sexuelle Übergriffe, Umweltzerstörung.
Der Termin für die nächste Ausstellung steht schon fest: 25. und 26. Dezember 2018.
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