Ramadama im See
Taucher bergen drei Säcke voller Müll
„Was macht ein Schirmständer am Seegrund?“ Das fragten sich die Helfer des diesjährigen Unterwasser-Ramadamas am Weßlinger See. Freiwillige des Polizeitauchsportvereins Starnberg hatten sich zum großen Aufräumen im Auftrag der Gemeinde am Kiosk des Weßlinger Sees eingefunden. Der Verein ist regelmäßig dabei, wenn an Gewässern im Landkreis eine Unterwasser-Aktion ansteht.
Vier Taucher und ein Schnorchler waren zum Ramadama in den neun Grad kalten See gestiegen. Gegen die Kälte hatten sie unter den Trockentauchanzug noch einen warmen Overall angezogen. Nur die Gesichtspartie blieb frei. „Das ist nicht so kälteempfindlich“, erklärte Stefan Koschke.
Zwei Stunden lang tauchten die Helfer entlang der Uferstreifen an der Liegewiese, im Karpfenwinkel, an den Stegen und Badehütten – überall dort, wo sich im Sommer viele Menschen aufhalten. Zuerst mussten sich die Taucher aber im trüben Wasser an die schlechte Sicht gewöhnen. Der Unrat war größtenteils bereits mit Sedimenten bedeckt. „Nach einer Zeit haben wir aber einen Blick für den Müll entwickelt“, erklärt Koschke. Immer wieder griffen die Taucher nach alten Flaschen, Scherben, Kronkorken, aber auch nach einem verrosteten Schlittschuh, einem Klappstuhl, einer alten Batterie, unzähligen Flaschen und Scherben. An einem Einstieg habe sogar eine abgebrochene Flasche mit dem Hals nach oben im Schlamm gesteckt. Im Sommer hätte ein Badegast in die gefährliche Scherbe treten können.
Auch die Belüftung wurde inspiziert
Die Taucher hatten Netze dabei, in die sie ihr Sammelgut steckten. Sobald sie voll waren, wurden sie den bereits wartenden Helfern des Münchner Umweltschutzvereins „Sea Shepard“ am Ufer und auf den Stegen gereicht und von den Helfern in große Müllsäcke umgeleert“. „80 Prozent des Mülls in den Weltmeeren stammt aus Seen und Flüssen“, kritisierten die Umweltschützer. Der Unrat, der im Laufe des Jahres im Weßlinger See gelandet war, bleibt allerdings im Wasser, denn es gibt bekanntlich keinen Abfluss.
Zwei Stunden lang dauerte die Aufräumaktion unter Wasser. Besonders schwer hatte es Thorsten Lück. Er plagte sich damit einen mit Muscheln besiedelten Schirmständer aus Beton an Land zu bringen. Zuvor hatte er in zwölf Metern Tiefe die Belüftungsanlage des Sees inspiziert, Luftauslass und Filter gereinigt und alles von Schlamm und Muscheln befreit.
Fischlaich und Teichmuscheln
Insgesamt beurteilten die Taucher den Zustand des Sees aber positiv. Bei der letzten Ramadama-Aktion vor zwei Jahren hätte es viel mehr Müll gegeben, erinnerte sich Koschke. Der Weßlinger See, der in den siebziger Jahren wegen des schmutzigen Wassers umzukippen drohte, hat sich dank der Ringkanalisation und vielen Schutzmaßnahmen der Gemeinde, die Eigentümerin des Gewässers ist, in den letzten Jahrzehnten, erholt. Die Taucher berichteten von viel Laich, der an Algen gehangen habe. Einige der stark gefährdeten Teichmuscheln hätten sich im See angesiedelt und es gab Fische in allen Größen zu bestaunen. „De See macht einen gesunden Eindruck“, freute sich Koschke.
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